Bedruckte Holzwürfel bilden das Wort ADHS

ADHS – Mehr als nur „Zappelphilipp“

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Schätzungen zufolge sind derzeit fünf Prozent aller Kinder von ADHS betroffen. Jungen trifft die Krankheit dabei viermal häufiger als Mädchen. Doch was ist ADHS eigentlich und wie lässt es sich erkennen? Alle Informationen dazu finden Sie im Beitrag.

Ursachen von ADHS

Das Robert-Koch-Institut (RKI) bezeichnet ADHS als Aufmerksamkeitsdefizit- oder Hyperaktivitätsstörung. Woher ADHS genau kommt, ist von der Wissenschaft noch nicht abschließend geklärt. Zum derzeitigen Stand gehen Forscher von mehreren möglichen Ursachen aus. Eine dieser Ursachen sind genetische Einflussfaktoren. Verschiedene Studien, darunter Familien- und Zwillingsstudien, stützen diese These. Rund 80 Prozent der eineiigen und etwa 30 Prozent der zweieiigen Zwillinge weisen die gleichen Symptome auf, wenn sie bei mindestens einem der Zwillinge auftreten. Bei Menschen mit ADHS ist außerdem der Teil der Erbinformationen, der für die Bildung und Übertragung von Dopamin verantwortlich ist, gegenüber anderen Menschen verändert.

Ebenso spielen äußere Einflüsse eine Rolle, zum Beispiel Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen. Alkohol-, Nikotin- und Drogenkonsum der Mutter während der Schwangerschaft kann das ADHS-Risiko ebenfalls erhöhen. Und auch vergleichsweise „harmlos“ wirkende Einflüsse wie Bewegungslosigkeit oder zu starker Fernsehkonsum können sich negativ auf die Entwicklung des Kindes auswirken.

Symptome von ADHS

Besonders wichtig: Eine pauschale Liste an Symptomen, die fehlerfrei auf ADHS schließen lässt, gibt es nicht. Es gibt sowohl ein breites Spektrum verschiedener Ausprägungen mit jeweils unterschiedlich schweren Symptomen bei ADHS, als auch eine große Bandbreite möglicher Symptome selbst. Dem ADHS-Ratgeber zufolge unterscheiden Experten zwischen drei „Hauptsymptomen“ und einer Reihe verschiedener „Nebensymptome“. Die Hauptsymptome sind:

  • Aufmerksamkeitsdefizit: Die Betroffenen lassen sich schnell von Aufgaben ablenken. Das kann durch äußere Einflüsse genauso wie durch Gedanken passieren. Es fällt ihnen schwer, sich für eine längere Zeit auf eine bestimmte Sache zu konzentrieren.
  • Hyperaktivität: Dieses Symptom äußert sich bei Kindern und Erwachsenen jeweils unterschiedlich. Während Kinder Anzeichen des typischen „Zappelphilipp“ aufweisen, fahren Erwachsene zu schnell Auto, unterbrechen andere oder werden bei langen Konferenzen unruhig.
  • Impulsivität: Impulsivität kann sich auf verschiedene Arten äußern. Kurze, aber heftige Wutausbrüche sind hierbei genauso möglich wie impulsartige, teure Einkäufe oder zu aktives Autofahren.

Dazu kommt eine Bandbreite verschiedener Nebensymptome. Einige davon sind:

  • Verminderte Gefühlskontrolle
  • Desorganisation
  • Vergesslichkeit
  • Kaufsucht
  • Tendenzen zu verschiedenen Süchten
  • Ungeduld
  • Stimmungsstörungen

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Diagnose von ADHS

Weil ADHS ein großes Spektrum verschiedener Verhaltensmerkmale und Symptome mit sich bringt, ist es schwierig, eine genaue Diagnose zu stellen. Manchmal fehlt ein wichtiges Symptom oder es sind nicht alle Anzeichen dieser Störung vorhanden. Einige ADHS-Symptome haben außerdem eine starke Ähnlichkeit mit altersgemäßen Verhaltensweisen. Ein Beispiel dafür: Kinder sind von Natur aus generell energiegeladener als Eltern. Ihr Spieltrieb ist nicht immer Ausdruck von „unnatürlicher“ Hyperaktivität, was durchaus zu Fehldiagnosen führen kann. Eine echte Diagnose kann Ihnen daher nur ein erfahrener Spezialist stellen. Kinder- und Jugendärzte bieten sich an, genauso wie Kinder- und Jugendpsychologen. Das Klassifikationssystem ICD-11 der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt hierbei bestimmte Kriterien vor, die erfüllt sein müssen, damit die Diagnose ADHS gestellt wird.

Befragung

Spezialisten verwenden oft spezielle Fragebögen, um ADHS zu diagnostizieren. Diese Fragebögen sollen ADHS-typische Verhaltensweisen erfassen und offenlegen. Besonders wichtig sind dabei Verhaltensauffälligkeiten, die das Lernen, die Leistung oder im späteren Leben den Beruf betreffen. Weiterhin befassen sie sich mit der Familiensituation und Erkrankungen innerhalb der Familie. Besonderheiten, die während der Schwangerschaft auftraten, während der Geburt oder der Entwicklung, fragt der Experte ebenfalls ab. Zudem wird er sich nach Vorerkrankungen und derzeitigen Beschwerden erkundigen. Ist der Patient erwachsen, wird sich der Experte zu Drogenkonsum und psychiatrischen Erkrankungen erkundigen.

Körperliche Untersuchung

Darüber hinaus untersucht der Arzt die motorischen Fähigkeiten des Kindes sowie seine Koordinationsfähigkeit. Wie kooperationsfähig ist das Kind? Wie funktionieren Gestik, Mimik, Sprache und Lautäußerungen? All dies kann ebenfalls Aufschluss über eine mögliche ADHS-Erkrankung geben.

Verhaltensbeobachtung

Der Arzt achtet bei allen Untersuchungen, angefangen bei der Anamnese, genau auf das Verhalten des Kindes und auf mögliche Auffälligkeiten.

Behandlung von ADHS

Die Behandlung von ADHS funktioniert hauptsächlich über eine Kombination der drei Bausteine Verhaltenstherapie, Elterntraining und Medikamenteneinnahme. Ein ausgiebiges Elterntraining sowie das Miteinbeziehen der Familie kann dabei helfen, die Symptome des Betroffenen im Familienkreis zu reduzieren. Ist ein Kindergarten- oder Schulkind betroffen, ist die Zusammenarbeit mit Lehrern und Erziehern wichtig. Ab dem Schulalter geht die kognitive Verhaltenstherapie direkt das impulsive und unorganisierte Verhalten an, damit die betroffenen Kinder und Jugendliche ihr Verhalten zu kontrollieren lernen.

Zusätzlich kann die Kombination der Therapie mit Medikamenteneinnahme zu einer Verminderung der Symptome in der Schule, im Kindergarten oder in anderen Umgebungen führen. Häufig kommt hierbei Methylphenidat zum Einsatz. Dabei handelt es sich um ein aktivitätsförderndes Mittel, vor allem unter dem Namen Ritalin bekannt. Was zuerst widersinnig scheint – wieso brauchen ohnehin hyperaktive Patienten einen Aktivitätsförderer? – hat jedoch System. Ritalin ist ein Psychostimulans aus der Amphetamin-Gruppe und fördert die Dopaminkonzentration im Gehirn. Dopamin ist für die Weiterleitung von Signalen zwischen Nervenzellen verantwortlich. Bei der ADHS-Therapie hilft es gegen Unruhe und Unaufmerksamkeit.

Welche Therapie exakt eingesetzt wird, wie die Gewichtung der einzelnen Bausteine aussieht und wie diese kombiniert werden, ist von Einzelfall zu Einzelfall unterschiedlich. Dabei spielen Faktoren wie das Alter des Betroffenen sowie die Ausprägung seiner Symptome eine wichtige Rolle.

ADHS vorbeugen

Es ist nach aktuellem Kenntnisstand der Medizin nicht möglich, ADHS vorzubeugen. Eltern können jedoch Schritte einleiten, um das Risiko zu minimieren. Zum Beispiel, indem sie die Risikofaktoren Rauchen, Alkoholkonsum und Drogenkonsum während der Schwangerschaft ausschalten. Eine möglichst frühe Diagnose und Behandlung können dem betroffenen Kind dann dabei helfen, trotz Erkrankung ein selbstbestimmtes und normales Leben zu führen.

Prognose ADHS

Bleibt ADHS unbehandelt, plagt es die Betroffenen ein Leben lang. Manche schaffen dann ihren Abschluss nicht, andere erlernen einen Beruf, der ihren Fähigkeiten nicht angemessen ist, es fällt ihnen schwer, zwischenmenschliche Kontakte aufzubauen und zu halten. Menschen mit ADHS laufen außerdem Gefahr, noch andere psychische Störungen zu entwickeln.

Titelbild: © Eskemar / iStock.com

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