Für die Krebsbehandlung stationär in die Klinik? Das muss nicht immer sein. Die ambulante Behandlung in einer Praxis ist eine sinnvolle Alternative, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Dazu gehört vor allem, dass die Nebenwirkungen kalkulierbar sind. Zum Zeitpunkt der Diagnose lässt sich allerdings nur schwer vorhersagen, ob diese Vorgehensweise möglich ist, denn zunächst heißt es, abzuwarten, welche Behandlungen erforderlich sind. Ob ein Patient mit einer Krebserkrankung stationär oder ambulant behandelt werden kann, ist daher immer eine Einzelfallentscheidung, die der Betroffene natürlich auch mittragen sollte. Hier spielt auch das Vertrauen in die betreuenden Personen und ganz besonders in die beratenden Ärzte eine wichtige Rolle.
Die Vorgehensweise ist auch nicht nur abhängig von der Art des Krebses. Stattdessen müssen Verlauf und Prognose in die Entscheidung einfließen. Aber auch die Erreichbarkeit der behandelnden Praxis muss Berücksichtigung finden. Selbst wenn der Patient etwas schwächer ist, kann er sich zu Hause erholen, wenn der Weg zum zuständigen Arzt nicht allzu weit ist. Sind die Rahmenbedingungen gegeben, ist eine ambulante Behandlung oftmals möglich. Ein Fortschritt, der sicher in den folgenden Jahren für noch mehr Erleichterung für Betroffene sorgen wird.
Vorteile einer ambulanten Krebstherapie
Die Befürchtung der Kritiker, dass eine ambulante Krebstherapie eine Sparmaßnahme ist und den Patienten schaden könnte, ist nicht zutreffend. In Wirklichkeit sind die neuen Möglichkeiten eine logische Folge des medizinischen Fortschritts und der Spezialisierung der Fachärzte. Diese finden sich längst nicht mehr nur in Krankenhäusern, sondern lassen sich mit eigenen Praxen nieder, zumeist in der Nähe von Kliniken. Sie sind so eine fortschrittliche Ergänzung zu den Behandlungsprogrammen, wie die Forschung und Patienten sie fordern. Aber auch die neue Generation der Medikamente leistet ihren Beitrag. Sie sind heute sehr viel schonender und verursachen weniger Nebenwirkungen.
All das trägt dazu bei, dass die Grundvoraussetzungen geschaffen sind, die Chancen auf Genesung zu erhöhen und die Belastung für Körper und Geist so niedrig wie möglich zu halten. Es hat schließlich gezeigt, dass sich die Betroffenen im gewohnten Umfeld besser erholen. Da eine Krebserkrankung immer mit einer hohen psychischen Belastung einhergeht, ist das persönliche Umfeld für die Betroffenen wichtig und beeinflusst die Lebenserwartung positiv. Auch für die nahen Angehörigen zeigen sich Vorteile, denn sie behalten den Patienten in ihrer Mitte und tägliche Besuche im Krankenhaus sind nicht nötig. Für eine solche Behandlung außerhalb der Krankenhäuser stehen ausgesuchte Ärzte zur Verfügung, die von den Krankenkassen anerkannt sind.
Das passiert bei einer ambulanten Krebsbehandlung
Ziel ist es, dass die Betroffenen einen persönlichen Ansprechpartner unter den Fachärzten haben, der sie durch die gesamte Therapiezeit begleitet. Zum Umfang der Betreuung gehört die medizinische Versorgung, aber auch die allgemeine Unterstützung, wie Hilfe bei der Bewältigung von Ängsten und das Nennen von Ansprechpartnern, die bei Krisen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Selbst wenn die Behandlung vor allem in der Praxis stattfindet, kann zwischendurch auch eine stationäre Aufnahme erforderlich sein. In diesem Fall hält der betreuende Facharzt die Verbindung zum Patienten und zu den behandelnden Ärzten in der Klinik. Zumeist handelt es sich dabei um spezialisierte Tumorzentren, die in kurzer Zeit sehr effektiven Dienst am Patienten leisten können.
Der Vorteil für die Krankenkassen besteht neben der effektiven Betreuung der Krebspatienten darin, dass die ambulante Behandlung günstiger ist. Dadurch sind sie in der Lage, den Fachärzten Gelder zur Verfügung zu stellen, wovon wieder der Patient profitiert, denn die Praxen können so ein umfangreiches und hoch spezialisiertes Versorgungsprogramm gewährleisten.
Kooperationen erweitern das Behandlungsspektrum
Die Praxen für die Behandlung von Krebspatienten kooperieren mit weiteren Spezialisten, die als Ansprechpartner für die Patienten zur Verfügung stehen. Dazu gehören Experten für die Ernährung während der Krebsbehandlung. Bei weiteren Problemen und Fragestellungen haben die Patienten und Angehörige außerdem die Möglichkeit, sich mit Sozialarbeitern und Psychologen auszutauschen. Für die Patienten ist aber auch die Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung (SAPV) ein wichtiges Thema. Das Programm existiert seit 2010 und dient der bestmöglichen Versorgung von Patienten, die an lebensverkürzenden Krankheiten leiden.
Das Programm ist das Resultat der umfangreichen Erfahrungen aus der Intensivkrankenpflege und deckt das komplette Behandlungsspektrum ab. Im Rahmen der Versorgung werden die Patienten im gewohnten Umfeld im Ernstfall auch bis zum Lebensende mit der gewünschten Fürsorge begleitet. Die Koordination erfolgt über Ärzte mit Zusatzausbildung. Zum therapeutischen Angebot gehört die Sicherstellung der bestmöglichen Schmerzlinderung und ein menschenwürdiges Leben, auch unter dem Aspekt der Schwere der Erkrankung.
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Die bestmögliche Vorbereitung auf die ambulante Krebstherapie
Je besser Patienten auf die ambulante Krebstherapie vorbereitet sind, umso einfacher gelingt die Umsetzung. Die meisten Patienten werden nach dem operativen Eingriff auf die weitere ambulante Behandlung vorbereitet. Gibt es keine Operation, kann die ambulante Behandlung sofort beginnen. Das gilt auch für Kontrolluntersuchungen und die Nachsorge und auch für Patienten, bei denen die Erkrankung weiter besteht. Die Vorgehensweise ist also nicht starr, sondern kann an die Bedürfnisse des Patienten und das Stadium der Erkrankung angepasst werden. Wer selbst auf die Suche nach einer geeigneten Praxis geht, sollte darauf achten, dass diese eine „Ambulanzlizenz“ besitzt. Dabei handelt es sich um eine Zulassung für die Durchführung von Tumorsprechstunden und Therapien für die ambulante Versorgung von Krebspatienten.
Wichtig ist auch, beim Hinzuziehen weiterer Ärzte, für eine Vernetzung der Spezialisten untereinander zu sorgen. Dazu ist es hilfreich, sich von Anfang an alle Arztberichte in Kopie aushändigen zu lassen, die gesammelt werden und so auf Rückfrage durch Ärzte, den Informationsfluss deutlich verkürzen. Das ist vor allem dann wichtig, wenn weitere Grunderkrankungen vorliegen, die z. B. durch Kardiologen, Orthopäden, Gynäkologen oder weitere Fachärzte behandelt werden müssen.
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