Eine Frau sitzt zusammengekauert auf dem Boden

Angststörung – Formen, Symptome und Behandlung

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Das Gefühl von Angst wohnt jedem von uns inne. Es ist die Reaktion auf Gefahr, die uns heute genauso schützt wie vor hunderten von Jahren. Als selbsterhaltender Instinkt rettet uns die Angst sogar in manchen Fällen das Leben. Doch was passiert, wenn die Angst das Leben nicht schützt, sondern einschränkt? Wenn aus Angstgefühlen eine Angststörung wird?

Was bedeutet Angststörung?

Das normale Maß der Angstgefühle wird bei einer Angststörung nicht nur überschritten, sondern im äußersten gesteigert. Dadurch beeinträchtigt die Angst das Leben und den Alltag der Erkrankten außerordentlich. Das Problem: Die Angst besteht, trotz ausbleibender wahrer Bedrohung. Menschen mit Angststörung empfinden Dinge und Situationen als bedrohlich und fürchten sich davor, obwohl es für gesunde Menschen vollkommen normal ist.

Wo normalerweise die Angst nachlässt, wenn die Bedrohung vorbei ist, so bleibt die Angst bei einer Angststörung nicht nur als dauerhafte Sorge einer erneuten Reaktion bestehen, sondern sie kann schneller wieder ausgelöst werden. Auch wenn Erkrankte realisieren, dass die Angstreaktion, die sie zeigen übertrieben ist und der Situation nicht angemessen scheint, sind sie aufgrund der Angststörung nicht in der Lage, ihr Gefühl von Angst zu mindern oder in jeglicher Hinsicht zu kontrollieren

Psychisch und körperlich durchleben Menschen mit Angststörung die wahrgenommenen Ängste so realistisch wie ein gesunder Mensch eine lebensbedrohliche Situation wahrnehmen würde.

In einigen Fällen sind spezifische Auslöser für die Angstreaktion zuständig. Betroffene tendieren in diesen Fällen dazu, diese Auslöser zu meiden, um die Angstgefühle zu verhindern. In anderen Fällen treten diese Angstgefühle unabhängig von bestimmten Auslösern auf und sind daher noch weniger vorhersehbar.

Die Unberechenbarkeit der Krankheit veranlasst Betroffene von Angststörungen häufig dazu, sich vollständig zurückzuziehen. Nicht selten ist sogar eine Arbeitsunfähigkeit aufgrund einer Angststörung die Folge.

Verbreitung von Angststörungen in Deutschland

Europaweit leiden rund 60 Millionen Menschen an Angststörungen, davon 12 Millionen in Deutschland. Eine Bevölkerungsstudie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland machte darüber hinaus deutlich, dass Angststörung ein nicht zu unterschätzendes Thema in der deutschen Gesellschaft ist. In der Studie GEDA 2015-EHIS 2014 berichten 9,7% der Frauen und 6,3% der Männer in den letzten 12 Monaten von einer Ärztin oder einem Arzt die Diagnose einer Depression erhalten zu haben.

Grundsätzlich sind Frauen statistisch gesehen häufiger von Angststörungen und ihren Formen betroffen als Männer. Die spezifische Angststörung, also mit konkretem Auslöser, betrifft 15 von 100 Frauen und 5 von 100 Männern. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und das Bundesministerium für Gesundheit zeigen auf, dass 7% der Deutschen von einer Sozialphobie betroffen sind. An einer akuten Angststörung leiden hingegen schon 10% der jungen Menschen. Darüber hinaus sagten 15% der Deutschen aus, dass sie in der Vergangenheit bereits an einer Angststörung gelitten hätten.

Formen der Angststörung

Der Begriff Angststörung beinhaltet alles, was eine extreme, unverhältnismäßige Angstreaktion auf normale Situationen oder Dinge aufzeigt. Allerdings gibt es unter diesem Schirm der Ängste weitere Formen und Arten der Angststörung. Man spricht in der Unterteilung auch von:

Die körperlichen Anzeichen bei all diesen Angststörungen können von Herzrasen, Schwitzen und Zittern über Atemnot und Übelkeit bis hin zu Brustenge und Schwindel beinhalten.

Generalisierte Angststörung

Betroffene einer generalisierten Angststörung erleben die sogenannte „Erwartungsangst“. Die Tendenz, sich übermäßig Sorgen zu machen oder Befürchtungen und eine negative Erwartungshaltung anzunehmen, ist bei dieser Angststörung besonders ausgeprägt. Dies zeichnet sich auch durch eine verstärkte körperliche und psychische Anspannung aus.

Dabei fokussieren sich Betroffene bei einer generalisierten Angststörung nicht auf bestimmte Themen, sondern sorgen sich allgemein häufiger als gesunde Menschen. Auch die Qualität der Sorgen und die Vereinnahmung der Gedanken durch die Sorgen sind im Vergleich zu anderen Menschen gesteigert. Sie machen sich sehr intensiv und lange Gedanken über mögliche negative Ausgänge von bestehenden Situationen. Oder sie antizipieren negative Situationen aus Furcht herbei, ohne konkreten Anlass oder Bezug dazu zu haben. Dadurch schränkt die generalisierte Angststörung das Leben in vielen, teilweise unerwarteten, Bereichen ein.  

Zwangsstörung

Wenn die Angst vor etwas bestimmte Handlungen bei den Betroffenen hervorruft, kann eine Zwangsstörung vorliegen. Das ist beispielsweise der Fall, wenn jemand aus Angst vor Viren, Ansteckung oder Schmutz ständig die Hände waschen muss. Das Gefühl der Kontrolle über die eigene Handlung mindert die Angst für einen Moment, doch ist dieses Gefühl nicht anhaltend. Es muss nach und nach häufiger und ständig wiederholt werden.

Eine Zwangsstörung in dem gegebenen Beispiel kann sich auch auf Bereiche abseits des eigenen Körpers ausbreiten. Alles was kontrolliert werden kann, wird mit einbezogen. Aus einem Zwang sich die Hände zu waschen kann also ein grundsätzlicher Putzzwang entstehen.

Auch der Kontrollzwang gehört zu der Zwangsstörung innerhalb der Angststörungen. Die Angst vor Einbruch bringt zwanghaftes Prüfen von Fenstern und Türen mit sich. Die Angst vor einem Brand lässt Betroffene alle Herdplatten, Ofen und andere Brandgefahren im Haus übermäßig häufig vor Verlassen des Hauses überprüfen. Dieser Kontrollzwang wirkt sich als erhebliche Anstrengung auf die Psyche aus und drängt Betroffene häufig ebenso in Isolation.

Phobie

Bei übermäßiger Angstentwicklung mit Blick auf vermeintlich normale Objekte oder spezifische Situationen spricht man von einer Phobie. Betroffene von verschiedenen Phobien wissen meist, dass ihre Angst unbegründet ist. Doch sie haben nicht die Möglichkeit, die Angst aktiv zu kontrollieren oder zu schmälern. Schlüsselreize triggern die Betroffenen. Von bestimmten Tierängsten über Situationen im Alltag bis hin zu Naturgewalten und Krankheiten können Phobien durch unterschiedliche Schlüsselreize je nach Person zu einer übermäßigen Angstreaktion führen. Innerhalb der Phobien unterscheidet man drei weitere Kategorien:

  • Agoraphobie (Platzangst): Angst davor, einer Situation oder Umgebung schwer oder gar nicht entkommen zu können. Enge Räume wie Fahrstühle oder auch Fahrzeuge in Bewegung triggern diese Angst besonders häufig.
  • Soziale Phobie: Betroffene vermeiden soziale Interaktionen und Situationen, um nicht im Mittelpunkt stehen zu müssen. Es besteht dabei ein großes Potenzial zur Selbstisolation und Vereinsamung.
  • Spezifische Phobie: Spezifische Auslöser sind der Trigger dieser Phobien. Dazu gehören die genannten Tierphobien oder auch Höhenangst.

Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)

Extrem belastende Ereignisse lösen in einigen Fällen eine posttraumatische Belastungsstörung aus. Kriegserfahrungen, schwere Unfälle oder auch der Verlust eines geliebten Menschen kann zu einer PTBS führen. Auch Gewalterfahrungen triggern diese Angststörung, wie häusliche Gewalt oder sexueller Missbrauch. Betroffene werden bei dieser Störung von sogenannten Flashbacks geplagt, die sie das damals Erlebte immer wieder durchleben lassen. Auslöser für diese Flashbacks können mit der traumatischen Situation verbundene Geräusche, Gerüche oder auch Stimmen sein. Betroffene versuchen auch in diesem Fall, häufig durch Vermeidungsstrategien die Angst zu umgehen.

Panikstörung

Wenn Betroffene Angst vor der Angst haben, spricht man von einer Panikstörung. Geplagt von wiederkehrenden, anstrengenden und massiven Angstattacken gehen Betroffene dieser Angststörung durch das Leben. Die Furcht vor dem nächsten Angstanfall lähmt sie. Teilweise werden Attacken von bestimmten Situationen ausgelöst, manchmal kommen sie aber auch unerwartet.


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Ursachen der Angststörung

Warum Angststörungen entstehen, lässt sich nicht pauschal sagen. Es gibt viele Gründe, warum Betroffene Ängste entwickeln und mit der Zeit verstärken und nicht wieder loswerden.

In vielen Fällen entwickeln sich Angsterkrankungen früh im Leben, und haben ihren Höhepunkt bereits in der Jugend.

50% der psychischen Erkrankungen entwickeln sich bereits vor dem 14. Lebensjahr. Die Jugendzeit setzt einen weiteren Schub nach, weitere 25% entstehen vor dem 24. Lebensjahr. Auch die familiäre Veranlagung und die frühkindlichen Erfahrungen sind in dieser Konstellation relevant.

Die Anfälligkeit für Angststörungen und psychische Erkrankungen ist in diesem entwicklungsintensiven Stadium höher. Wird diese Tendenz nicht rechtzeitig erkannt und Betroffenen in der Jugend nicht mit der Bewältigung der Ängste geholfen, ist es wahrscheinlich, dass sie auch im späteren Leben unter den Einschränkungen durch diese Ängste leiden. Aber auch im späteren Leben können traumatische Erlebnisse oder andere angelernte Verhaltensweisen zu Triggern für Angststörungen werden. Zusammengefasst ergeben sich folgende Beispiele für Gründe der Entwicklung einer Angststörung:

  • Bedeutende, häufig negative, persönliche Lebensereignisse in der Vergangenheit 
  • Stress und Belastungen
  • Falsch erlernte und verinnerlichte Verhaltensweisen 
  • Körperliche Faktoren und Erbanlagen (Gene) 

Angststörung Symptome

Während die Gründe der Angst bei jedem anders sind, so gibt der Körper bei dem Signal der Angst in einer, wenn auch nur vermeintlich, bedrohlichen Situation, klare Signale ab. Sobald eine krankhafte Angststörung zu einer übermäßigen Reaktion auf einen bestimmten Trigger oder auch unerwartet auslöst, kommen neben der emotionalen Belastung möglicherweise auch folgende massive körperliche Symptome hinzu:

  • Herzklopfen
  • Schweißausbrüche
  • Zittern
  • Beschleunigter Puls
  • Atembeschwerden
  • Schwindel
  • Erbrechen
  • Durchfall
  • Brustschmerzen
  • Beklemmungen

Angststörung Behandlung

Ab wann ist die Angst aber nicht mehr normal? Während es mutigere und ängstlichere Menschen gibt, die diese Frage subjektiv unterschiedlich beantworten würden, lässt sich ein Besuch beim Arzt und eine Behandlung einer Angststörung vor allem dann empfehlen, wenn einer oder mehr der folgenden Punkte zutrifft:

  • Die empfundene Angst ist so stark ausgeprägt, wie noch nie zuvor.
  • Zuletzt häufen sich Situationen, die Angst bereiten. Angstzustände werden stärker.
  • Die alleinige Bewältigung der Angst ist nicht möglich.
  • Die erste(n) Panikattacke(n) folgte(n).
  • Es besteht kein nachvollziehbarer Grund für das Ausmaß der Angst.
  • Die Lebensqualität verringert sich deutlich durch die bestehende Angst.
  • Soziale Kontakte werden aufgrund der Angst stark eingeschränkt.
  • Depressionen oder Selbstmordgedanken tauchen aufgrund der stetigen Angst auf.
  • Alkohol, Drogen oder Beruhigungstabletten werden zur Bekämpfung der Ängste genommen.
  • Die Partnerschaft oder das Arbeitsverhältnis ist aufgrund der Ängste gefährdet.

Im Falle einer generalisierten Angststörung lässt sich sagen: die Anspannung, die Betroffene fühlen, sowie die stetige Besorgnis und Furcht über alltägliche Situationen muss seit mindestens 6 Monaten vorhanden sein, um diagnostiziert zu werden. Darüber hinaus müssen einige der genannten Symptome vorliegen.

In der Regel lassen sich Angststörungen, ähnlich wie bei der Depression, gut mit Psychotherapie und Medikamenten behandeln. Welche Behandlung empfehlenswert ist, ist außerdem abhängig von der jeweilig vorliegenden Angststörung und der bestehenden Krankheitsgeschichte. Auch der Wunsch und Wille der Zusammenarbeit bei einer einleitenden Psychotherapie ist bei der Entscheidung der Behandlungsmethode bei einer Angststörung wichtig.

Das Hausarztteam ist die erste Anlaufstelle bei Verdacht auf eine Angststörung, sodass eine entsprechende passende Weiterleitung an Fachärzte und Psychotherapeuten vorgenommen werden kann. Bundesweit stehen außerdem Selbsthilfegruppen und Informationsstellen wie der Deutsche AngstSelbstHilfe e.V. unter www.angstselbsthilfe.de  oder aber das Hamburger Netz psychische Gesundheit unter www.psychenet.de zur Verfügung.

Titelbild: © triocean/ iStock.com

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