Autismus-Schleife

Autismus – die Welt mit anderen Augen sehen

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Die weltbekannteste Autistin ist wohl aktuell die Umweltaktivistin Greta Thunberg. Mit einer unbeirrbaren Standhaftigkeit verfolgt die 17-Jährige mit der Initiative „Fridays for Future“ die Klimaziele einer ganzen Generation. Selbst beschreibt Sie sich auf ihrem Profil in sozialen Netzwerken als: „17-jährige Klima- und Umweltaktivistin mit Asperger“. Der transparente Umgang mit ihrer mentalen Entwicklungsstörung bringt das Thema an die Öffentlichkeit. Aber was genau versteht man unter Autismus, was unterscheidet Autisten von Menschen, die nicht davon betroffen sind? In diesem Beitrag erklären wir die verschiedenen Varianten von Autismus, zu denen auch das Asperger-Syndrom gehört.

Was sind Autismus-Spektrum-Störungen?

Laut diagnostischen Kriterien ist ein Indiz für Autismus, dass Betroffene in sozialen und kommunikativen Fähigkeiten eingeschränkt sind. Sie tun sich beispielsweise schwer damit, Gesichtsausdrücke zu deuten oder Ironie zu verstehen. Ein entscheidender Grund dafür, anfangs allein zu protestieren, sollen für Greta Thunberg ihre mangelnden Fähigkeiten im „Socializing“ gewesen sein. Autismus wird als “Spektrum” beschrieben, weil manche Menschen stark autistisch sind und bei anderen eine geringere Ausprägung vorliegt. Die Übergänge sind fließend.

Autistische Grundzüge

Bei Autismus können auch sprachliche Besonderheiten in der Entwicklung sowie bei der pragmatischen Verwendung von Sprache vorliegen. Betroffene können außerdem zur Monotonie neigen. Das heißt, sie sehnen sich nach Ritualen, bevorzugen immer gleiche Speisen und Themen. Oftmals machen Ihnen auch starke Sinneseindrücke zu schaffen. So erscheinen Autisten Licht und Geräusche extrem hell beziehungsweise laut. Im Rahmen der Autismus-Spektrum-Störung treten unterschiedliche Symptome, Ausprägungen und Schweregrade auf. Die Ursache der Erkrankung ist bis heute noch nicht behandelbar, allerdings kann gezielte Therapie große Erfolge bringen. So kann die soziale Interaktion verbessert werden, die Kommunikationsfertigkeiten deutlich gesteigert sowie stereotype Verhaltensweisen und psychische Begleiterkrankungen (komorbide psychische Störung) relativ gut aufgefangen werden.

Theory of mind-Defizit bei Autisten

Um sich besser in Autisten hineinzuversetzen, hilft uns die „Theory of mind“. Die meint genau eben das, was Autisten nicht so gut können: Sich in andere hineinversetzen. Die „Theory of mind“ ist der Prozess, der in Ihrem Kopf abläuft, wenn Sie versuchen herauszufinden, warum Menschen etwas Bestimmtes denken oder fühlen. Im Normalfall verstehen wir, dass andere nicht immer dasselbe wissen wie wir selbst. Damit haben autistische Kinder Schwierigkeiten – das Video zeigt Ihnen warum:

Was sind die unterschiedlichen Formen von Autismus?

Frühkindlicher Autismus

Den Begriff „Autismus“ setzte der Kinderpsychologe Leo Kanner zum ersten Mal im Jahr 1943 ein. Das damalige Krankheitsbild hat demzufolge auch den Namen „frühkindlicher Autismus“ oder „Kanner-Syndrom“ erhalten. Diese Störung zeigt sich laut Neurologen und Psychiater im Netz immer vor dem 3. Lebensjahr. Unter frühkindlichem Autismus versteht man eine Form von Autismus, bei der die Sprachentwicklung verzögert ist oder ganz ausbleibt. Oftmals sind die typischen Merkmale von Autismus bei dieser Variante stark ausgeprägt: Schwierigkeiten in der sozialen Kommunikation und Interaktion, eingeschränkte Interessen und repetitives Verhalten. Hinzu kommen eine ungewöhnliche Wahrnehmungsverarbeitung, unübliche Denk- und Lösungsansätze sowie intensive Interessen. Umgangssprachlich spricht man bei dieser Form auch von „klassischem Autismus“, „schwerem Autismus“ oder von stark autistischen Menschen.

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Asperger-Syndrom

Ebenfalls Mitte der 40er Jahre definierte der österreichische Kinderarzt Hans Asperger eine leichter ausgeprägte Form des Autismus: Das ebenfalls nach ihm benannte „Asperger-Syndrom“. Menschen mit „Asperger-Syndrom“ tun sich schwer im Umgang mit anderen Menschen und dem Aufbau von Beziehungen. Auch, wenn Sie gute sprachliche Fähigkeiten haben, tendieren Betroffene dazu, Dinge wörtlich zu nehmen. Oftmals verarbeiten Sie Sinnesreize anders, widmen sich manchmal sehr speziellen Interessen und haben eine Abneigung gegenüber Veränderungen. Oftmals verfügen Asperger-Betroffene über einen großen Wortschatz und können sich grammatikalisch korrekt und komplex ausdrücken. Ihre sprachlichen Probleme bestehen dann ausschließlich im sozialen Kontext bei der Kommunikation mit anderen Menschen.


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Atypischer Autismus

Ein „atypischer Autismus“ liegt vor, wenn die Diagnosekriterien des frühkindlichen Autismus nicht vollständig erfüllt sind oder sich das betroffene Kind erst nach dem 3. Lebensjahr auffällig verhält.  Atypisch in dem Sinne bedeutet nicht, dass Betroffene weniger „autistisch“ sind, sondern eben nur, dass nicht alle Kriterien des frühkindlichen Autismus erfüllt sind. Dennoch sind die Symptome hierbei eindeutig dem klassischen Autismus zuzuordnen. Zwei von den drei zentralen Bereichen sind hierbei eingeschränkt: Soziale Interaktion, Kommunikation oder stereotypes Verhalten. Zudem können beim „atypischen Autismus“ Sprachentwicklungsverzögerungen variabel hinzukommen. Diese Form des Autismus wird nur in etwa bei 10 Prozent der Fälle diagnostiziert.

Hilfe und Beratung für Angehörige von Autisten

Viele Zuschauer waren überrascht, als die Klimaaktivistin Greta Thunberg auf dem UN-Gipfel in New York eine Wutrede hielt. Wirkte die 17-jährige sonst sehr gefasst und rational, zeigte sie in diesem Fall eindeutige Gefühle. Das zeigt auf, wie vielschichtig und komplex ein Autismus ausgeprägt sein kann. Für den Umgang mit Betroffenen gibt es deshalb auch kein Patentrezept. Nehmen Sie deshalb Beratung in Anspruch. Informationen finden Sie beispielsweise auf der Homepage des Bundesverbands zur Förderung von Menschen mit Autismus. Dort finden Sie unter andere Flyer, Broschüren, Veranstaltungen und Fortbildungen zu dem Thema. Erfahrene Ansprechpartner finden Sie ebenfalls auf dem Online-Portal der Neurologen und Psychiater im Netz. Wenn es zum konkreten Fall einer Diagnose kommen sollte, wenden Sie sich an erfahrene Kinder- und Jugendpsychiater. Dort finden Sie ausführliche Beratung hinsichtlich Therapie- und Förderungsmöglichkeiten des Betroffenen.

Welt-Autismus-Tag

Seit 2008 wird am 2. April in allen Mitgliedsländern der Vereinten Nationen der Welttag der Aufklärung über Autismus gefeiert. Mittlerweile geht man davon aus, dass ein Prozent der Deutschen von Autismus betroffen sind. Um den mehreren hunderttausend Menschen eine Teilhabe am schulischen, beruflichen und gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen sei es wichtig, über die vielfältigen Erscheinungsformen aufzuklären, so der Bundesverband Autismus Deutschland. Die Veranstaltungen rund um den Welt-Autismus-Tag können auch online stattfinden – beispielsweise mit der Challenge 2020: Unter dem Hashtag #AutismDay2020 haben Betroffene ein Foto von sich und Ihrer liebsten Fertigkeit gemacht, in den sozialen Netzwerken geteilt und sich so mit der Community verbunden und Aufmerksamkeit erzeugt.

Titelbild: © ThitareeSarmkasat / iStock.com

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