Wer sich neben dem Job politisch, wirtschaftlich oder kulturell weiterentwickeln möchte, findet oft nicht die Zeit oder die richtige Thematik dafür. Die Lösung: Bildungsurlaub. Was das ist und wer davon profitieren kann, erfahren Sie im Beitrag.
Was ist Bildungsurlaub?
Bildungsurlaub, manchmal auch Bildungsfreistellung genannt, ist im Grunde ein Rechtsanspruch von Arbeitnehmern auf eine bezahlte Freistellung von der Arbeit. Während dieser Freistellung müssen sie an anerkannten Weiterbildungsveranstaltungen teilnehmen. Diese Veranstaltungen sind dazu gedacht, die politische, berufliche oder kulturelle Weiterbildung zu fördern. Das kann zum Beispiel ein Technikseminar sein, ein Workshop zur Bürgerbegleitung oder eine städtebauliche Exkursion. Die Möglichkeiten sind zahlreich. Weiterhin muss der Inhalt der Fortbildung nicht unbedingt im direkten Zusammenhang mit dem von Ihnen ausgeübten Beruf stehen.
Anspruch auf Bildungsurlaub
Ob Sie Anspruch auf Bildungsurlaub haben, hängt von den Regelungen in Ihrem Bundesland ab. Nach aktuellem Stand sind Bayern und Sachsen die einzigen Bundesländer, in denen Bildungsurlaub nicht gesetzlich verankert ist. Generell haben Arbeitnehmer in den Bundesländern, in denen es erlaubt ist, Anspruch auf fünf Tage Bildungsurlaub pro Jahr oder zehn Tage in zwei Jahren. Die Details hierbei sind allerdings ebenfalls je nach Bundesland unterschiedlich festgelegt.
Bildungsurlaub beantragen
Auch die Antragsstellung unterscheidet sich von Bundesland zu Bundesland. Es gibt jedoch vier grundlegende Schritte, die Sie immer durchlaufen müssen, bevor Sie Ihren Bildungsurlaub nehmen können.
- Informieren Sie sich darüber, ob Sie in Ihrem Bundesland einen Anspruch auf Bildungsurlaub haben und wie dieser genau ausgestaltet ist. Prüfen Sie außerdem die Seminarangebote.
- Wählen Sie einen passenden Kurs bei einem Anbieter für Bildungsurlaub aus und melden Sie sich bei diesem an.
- Alle Veranstalter von Bildungsurlaubs-Seminaren schicken für gewöhnlich weitere Informationen sowie Unterlagen zur Beantragung des Bildungsurlaubs zu. Damit können Sie die „freien Tage“ bei Ihrem Arbeitgeber beantragen.
- Zögern Sie nicht – beantragen Sie die Fortbildung möglichst früh beim Arbeitgeber. Denn pro Bundesland gilt ein Zeitraum zwischen vier bis acht Wochen, die zwischen der Antragsstellung beim Arbeitgeber und dem Beginn des Bildungsurlaubs liegen müssen. Wie lang die Fristen genau sind, erklären wir in der Bundesländerübersicht.
Übersicht der Bundesländer
In den nachfolgenden Bundesländern ist der Anspruch auf einen Weiterbildungsurlaub gesetzlich festgelegt. Wir geben einen Überblick über die Regelungen der jeweiligen Länder.
Bildungsurlaub Baden-Württemberg
In Baden-Württemberg können Arbeitnehmer ihre Fortbildung auch dazu nutzen, um sich für ehrenamtliche Tätigkeiten qualifizieren zu lassen. Ein Anspruch besteht für Arbeitnehmer mit Beschäftigungsschwerpunkt in Baden-Württemberg, für Auszubildende sowie Studenten der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, deren Beschäftigungsverhältnis seit mindestens einem Jahr besteht. Die Regierungspräsidien Baden-Württemberg stellen umfassende Informationen zur Verfügung.
Antragsfrist: 8 Wochen vor Beginn
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Bildungsurlaub Berlin
In Berlin weichen die Regelungen leicht ab. Hier haben alle, die angestellt sind oder in einem arbeitnehmerähnlichen Beschäftigungsverhältnis stehen, Anspruch auf Weiterbildungsurlaub. Hier muss aber im Falle einer beruflichen Weiterbildung ein mindestens mittelbarer Bezug zur Arbeit vorliegen. Bei Vollzeitbeschäftigung beträgt der Anspruch zehn Tage Fortbildungsurlaub auf zwei Kalenderjahre. Beschäftigte unter 25 Jahre haben zehn Tage pro Kalenderjahr. Weitere Informationen dazu gibt es bei der Berliner Senatsverwaltung.
Antragsfrist: 6 Wochen vor Beginn
Bildungsurlaub Brandenburg
Und auch Brandenburg ermöglicht seinen Arbeitnehmern und Auszubildenden Bildungsurlaub. Eine Freistellung ist hier für maximal zehn Tage innerhalb zweier Beschäftigungsjahre möglich. Wer weniger als fünf Tage die Woche arbeitet, hat dementsprechend weniger Bildungsurlaub zur Verfügung. Weitere Informationen finden Sie auf den Seiten des Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport.
Antragsfrist: 6 Wochen vor Beginn
Bildungsurlaub Bremen
In Bremen müssen die Veranstaltungen für Bildungsurlaub nach dem Bremischen Bildungszeitgesetz anerkannt sein. Hier haben alle Arbeitnehmer einen Anspruch auf einen solchen Urlaub – allerdings tritt dieser erst sechs Monate nach dem Beginn des Beschäftigungsverhältnisses ein. Bremen.de stellt neben tiefergehenden Informationen eine Suchmaschine für Veranstaltungen zur Verfügung.
Antragsfrist: 4 Wochen vor Beginn
Bildungsurlaub Hamburg
Auch hier gilt eine sechsmonatige Wartefrist, bevor Arbeitnehmer Bildungsurlaub in Anspruch nehmen können. Arbeitgeber können, sofern dringende betriebliche Belange oder Urlaubswünsche anderer Mitarbeiter vorliegen, eine Freistellung ablehnen. Eine Praxis, die auch in anderen Bundesländern gilt. Die Stadt Hamburg fasst alle wichtigen Informationen auf einer speziellen Homepage zur Verfügung.
Antragsfrist: 6 Wochen vor Beginn
Bildungsurlaub Hessen
Wollen Sie in Hessen Bildungsurlaub nehmen, so ist die Voraussetzung, dass das Hessische Ministerium für Soziales und Integration die Veranstaltung anerkannt hat. Pro Jahr haben hessische Arbeitnehmer, Azubis, Personen in arbeitnehmerähnlicher Stellung sowie Beschäftigte in Werkstätten für Behinderte Anspruch auf fünf Tage Bildungsurlaub.
Antragsfrist: 6 Wochen vor Beginn
Bildungsurlaub Mecklenburg-Vorpommern
Auch Mecklenburg-Vorpommern erlaubt die Freistellung für zehn Tage innerhalb von zwei aufeinanderfolgenden Kalenderjahren. Das Arbeitsentgelt wird währenddessen fortgezahlt. Auf Antrag erstattet das Land einen Teil der Kosten bis zu fünf Tage pro Kalenderjahr und Beschäftigtem. Hier kommt es auf die Veranstaltung an: Berufliche Weiterbildung wird mit 55 Euro pro Tag vergütet, politische Weiterbildung mit 110 Euro pro Tag und Qualifizierung für Ehrenämter ebenfalls mit 110 Euro.
Antragsfrist: 8 Wochen vor Beginn
Bildungsurlaub Niedersachsen
Niedersachsen schließt Beamte vom Bildungsurlaub aus, wie es auch andere Bundesländer tun. Außerdem besteht hier im Rahmen der Corona-Krise die Möglichkeit, den Bildungsurlaub als Online-Kurs zu absolvieren. Weitere Informationen dazu stellt die Agentur für Erwachsenen- und Weiterbildung (AEWB) zur Verfügung.
Antragsfrist: 4 Wochen vor Beginn (Die AEWB spricht von zwei Monaten)
Bildungsurlaub Nordrhein-Westfalen
Arbeitnehmer aus Nordrhein-Westfalen dürfen sich während ihres Bildungsurlaubs nicht mehr als 500 Kilometer von der NRW-Landesgrenze entfernen. Eine Ausnahme sind die Veranstaltungen an Orten von Gedenkstätten im Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus. Tiefer gehende Informationen und Links dazu finden Sie bei der Weiterbildungsberatung NRW.
Antragsfrist: 6 Wochen vor Beginn
Bildungsurlaub Rheinland-Pfalz
Was Sie in Rheinland-Pfalz zu beachten haben und welche Veranstaltungen anerkannt sind, erfahren Sie beim entsprechenden Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur (MWWK).
Antragsfrist: 6 Wochen vor Beginn
Bildungsurlaub Saarland
Im Saarland beträgt der jährliche Anspruch auf Bildungsfreistellung sechs Tage. Dabei müssen Beschäftigte aber ab dem dritten Tag „hälftig arbeitsfreie Zeit“ einbringen. Das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr stellt alle wichtigen Informationen dazu bereit.
Antragsfrist: 6 Wochen vor Beginn
Bildungsurlaub Sachsen-Anhalt
Für Arbeitgeber aus Sachsen-Anhalt gibt es beim Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt sämtliche Downloads von der Antragstellung bis zur Teilnahmebestätigung.
Antragsfrist: 6 Wochen vor Beginn
Bildungsurlaub Schleswig-Holstein
In Schleswig-Holstein ist der Bildungsurlaub im Weiterbildungsgesetz (WBG) verankert und geregelt. Dieses sichert das Recht auf Weiterbildung und umfasst allgemeine, politische, kulturelle und berufliche Bildung sowie die Qualifizierung für ehrenamtliches Engagement. Auf Schleswig-Holstein.de finden Sie alle Informationen.
Antragsfrist: 6 Wochen vor Beginn
Bildungsurlaub Thüringen
Arbeitnehmer in Thüringen haben pro Jahr einen Anspruch auf fünf Tage Bildungsurlaub. Während der Freistellung erhalten sie weiterhin Arbeitsentgelt. Das Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport führt Sie durch die Anmeldung und stellt auch ein Erklärvideo bereit.
Antragsfrist: 8 Wochen vor Beginn
Wer bezahlt den Bildungsurlaub?
Für gewöhnlich bekommen Sie, wenn Sie einen Bildungsurlaub wahrnehmen, weiterhin Lohn oder Gehalt. Dafür kommt der Arbeitgeber auf, als wäre es ein ganz normaler Urlaub. Allerdings müssen Sie die Kursgebühren, Ausgaben für Lebensmittel sowie für eventuelle Fahrten und die Unterkunft bezahlen. All diese Ausgaben können Sie dann in der nächsten Steuererklärung geltend machen. Manche Arbeitgeber übernehmen jedoch auch die Kosten, wenn der Bildungsurlaub in direktem Zusammenhang mit der beruflichen Tätigkeit steht. Fragen Sie bei der Personalabteilung oder dem Betriebsrat nach, welche Voraussetzungen dafür notwendig sind.
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