Brustkrebs ist die häufigste Krebsart bei Frauen. Wird er im frühen Stadium erkannt, sind die Chancen auf Heilung gut. Daher ist die Früherkennung von großer Bedeutung, ganz besonders wenn es in Ihrer Familie Risikofaktoren gibt, die die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung erhöhen. Die erbliche Vorbelastung ist nur ein mögliches Risiko für die Entstehung von Brustkrebs. Experten konnten inzwischen zahlreiche weitere Faktoren nachweisen, die die Wahrscheinlichkeit dieser Krebserkrankung erhöhen.
Brustkrebsvorsorge bei Frauen ist in jedem Alter wichtig
Die Wahrscheinlichkeit an Brustkrebs zu erkranken, ist auch eine Frage des Alters. Dabei ist das Risiko nicht immer gleich hoch. Allgemein steigt das Risiko mit zunehmendem Alter. Nach einer Schätzung des Robert Koch Instituts wurden im Jahr 2016 nahezu 69.000 neue Brustkrebserkrankungen diagnostiziert. Dabei sind junge Frauen eher selten betroffen. Ab dem 40. und 50. Lebensjahr steigt die Gefahr allerdings. Das Wissen kann helfen, das Risiko zu minimieren, denn so können die verschiedenen Vorsorgeuntersuchungen entsprechend gewichtet werden. Auch die Krankenkassen berücksichtigen das Lebensalter bei den Vorsorgeuntersuchungen und raten zu den verschiedenen Verfahren. Die Kosten für die gängigen Methoden werden für gewöhnlich von den Krankenkassen übernommen.
Brustkrebsvorsorge bei Frauen zwischen 20 und 29 Jahren
Auch wenn die Wahrscheinlichkeit einer Brustkrebserkrankung in diesem Alter sehr gering ist, sollten Frauen ihre Brust regelmäßig selbst abtasten. Bei Verdacht kann eine Ultraschalluntersuchung sinnvoll sein. Im Rahmen der jährlichen gynäkologischen Untersuchung fragt der Arzt auch nach Krankheiten in der Familie. Sollten Brustkrebserkrankungen auftreten, wird er die Untersuchung der Brust mit einbeziehen.
Brustkrebsvorsorge bei Frauen zwischen 30 und 39 Jahren
Ab dem 30. Lebensjahr zahlt die Krankenkasse einmal im Jahr die Untersuchung der Brust durch den Frauenarzt. Vorstellig werden können Sie jedoch bereits ab einem Alter von 20 Jahren. Sollten keine weiteren Auffälligkeiten auftreten, genügt diese Untersuchung, wenn Sie sich auch regelmäßig selbst abtasten. Bei Veränderungen wird der Arzt entscheiden, ob eine Mammografie oder eine Ultraschalluntersuchung erfolgen sollten.
Vorsorgeuntersuchungen zwischen 40 und 49 Jahren
Ab dem 40. Lebensjahr steigt das Risiko einer Brustkrebserkrankung. Mit einem Brustkrebsscreening soll vor allem eine frühe Diagnose möglich sein. Als Basis für die Empfehlung gilt, dass im Rahmen der Untersuchungen eine hohe Anzahl von Zufallsbefunden festgestellt werden. Dabei handelt es sich vor allem um Brustkrebsformen, die heilbar sind, wenn sie im frühen Stadium behandelt werden. Der Arzt tastet die Brust einmal jährlich ab. Bei einem Befund wird er eine Mammografie anordnen. Auch eine Magnetresonanztomografie kann bei Auffälligkeiten Klarheit bringen.
Vorsorgeuntersuchungen zwischen 50 und 69 Jahren
Die selbstständig durchgeführte Tastuntersuchung sollte auch in dieser Lebensphase selbstverständlich sein. Die jährliche Untersuchung durch den Arzt ist ebenfalls wichtig und wird weiterhin von der Krankenkasse finanziert. Bei Auffälligkeiten empfiehlt der Arzt eine Mammografie. In dieser Altersklasse kann auch eine Röntgenaufnahme sinnvoll sein. Dabei handelt es sich aber um Einzelfallentscheidungen, die von vielen Faktoren abhängig sind.
Weiterhin erhalten Sie in dieser Altersklasse alle zwei Jahre einen Brief mit der Einladung zu einem Mammografie-Screening. Dabei handelt es sich um ein freiwilliges Angebot. Mit dieser Einladung erhalten Sie außerdem Adressen, an die Sie sich zur Vereinbarung eines Termins wenden können. Wenn Sie in dieser Altersklasse sind und noch keine Einladung erhalten haben, aber eine Mammografie wünschen, haben Sie das Recht, einen solchen Termin zu vereinbaren, ohne dass Ihnen Kosten entstehen. Es muss auch kein konkreter Verdacht bestehen. Die Kosten trägt die Krankenkasse. Das Abtasten der Brust wird ebenfalls weiter von den Krankenkassen übernommen.
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Vorsorge im fortgeschrittenen Alter
Wenn Sie über 70 Jahre alt sind, sind Sie nicht von den Verfahren zur Vorsorge gegen Brustkrebs ausgeschlossen. Weiterhin übernimmt die Krankenkasse die jährliche Tastuntersuchung durch den Gynäkologen. Von einer Mammographie wird jedoch in diesem Alter abgeraten, weil Studien belegt haben, dass Brustkrebs in diesem Alter meist nicht die Todesursache ist. Damit die Frauen nicht unnötig behandelt werden müssen, raten Experten von der Mammographie ab 70 ab. Bei Verdacht empfehlen die Frauenärzte aber entsprechende Diagnosemaßnahmen.
Vorsorge bei erblicher Vorbelastung
Noch regelmäßiger sollten sich Frauen untersuchen lassen, die durch ihren engsten Familienkreis oder aufgrund der Lebensverhältnisse gefährdeter sind. Generell lässt sich sagen, dass es bestimmte Risikogruppen gibt:
- Frauen, die älter sind als 50 Jahre
- Kinderlose
- Spätgebärende
- Frauen, die ihre Regelblutung sehr früh bekommen haben
- späte Wechseljahre
- Brustkrebs bei Familienmitgliedern, der beidseitig und vor dem 50. Lebensjahr aufgetreten ist
Gibt es diese familiäre Häufung von Brustkrebs, ist das für Frauen besonders belastend. Um der Angst zu begegnen, kann im Rahmen der Brustkrebsvorsorge auch ein Gentest angezeigt sein. Anhand eines solchen Tests lässt sich die Wahrscheinlichkeit einer Brustkrebserkrankung nachweisen. Ein positives Ergebnis bedeutet nicht zwingend, dass eine Krebserkrankung auftreten wird. Sie kann aber ein wertvoller Tipp sein, die Vorsorge gegen Brustkrebs zu intensivieren. Die möglichen Untersuchungsverfahren werden von den Krankenkassen übernommen und sind abhängig von der persönlichen Risikobewertung. Besteht ein solches Risiko, werden nicht nur weitgehende Untersuchungen übernommen, sondern auch die Abstände zwischen den Verfahren verkürzt.
Untersuchungsmethoden bei der Brustkrebsvorsorge
Es gibt zahlreiche Verfahren, die bei der Vorsorge gegen Brustkrebs zum Einsatz kommen:
Mammografie-Screening
Das Mammographie-Screening ist für Frauen zwischen dem 50. und 69. Lebensjahr vorgesehen und soll flächendeckend eine bestmögliche Vorsorge garantieren. Um das zu gewährleisten, werden die Frauen dieses Lebensalters im Abstand von zwei Jahren zu einer routinemäßigen Mammographie eingeladen. Verpflichtend ist die Untersuchung nicht, die Kosten übernimmt die Krankenkasse.
Die Mammografie gehört zu den Röntgenuntersuchungen. Sie hat den Vorteil, dass sie schon kleine Veränderungen erfasst, die nicht tastbar sind. In unserem Artikel „Kosten für das Mammografie-Screening“ haben wir alle wichtigen Informationen zum Ablauf, den Voraussetzungen und den Kosten für eine Mammografie zusammengestellt.
Ultraschalluntersuchung
Eine Ultraschalluntersuchung der Brust kann vor allem bei jungen Frauen sinnvoll sein, wenn sich Auffälligkeiten im Brustgewebe zeigen. Bei Frauen unter 30 Jahren ist das Gewebe noch so dicht, dass die Mammografie keinen sicheren Aufschluss gibt. Eine Ultraschalluntersuchung ist dann deutlich hilfreicher. Ein weiterer Vorteil ist, dass bei einer Ultraschalluntersuchung möglicherweise vorhandene Zysten von Krebszellen unterschieden werden können. Die Kosten für die Ultraschalluntersuchung müssen Sie allerdings selbst zahlen. Eine Ausnahme besteht, wenn es aufgrund unklarer anderer Untersuchungen erforderlich erscheint, die Brust mit Ultraschall zu untersuchen.
Galaktographie
Bei der Galaktographie handelt es sich um ein röntgenologisches Verfahren. Bei dieser Untersuchung werden die Milchgänge mithilfe von Röntgenkontrastmittel dargestellt, um pathologische Veränderungen visuell zur Darstellung zu bringen. Die Galaktographie dient der Diagnostik von Krankheitsprozessen, die sich innerhalb der Milchgänge abspielen. Dies könnte beispielsweise ein Karzinom sein. Es kann sich aber auch um eine gutartige Wucherung handeln.
Thermografie
Die Thermografie, auch Infrarotanalytik genannt, ist ein Verfahren, das bereits seit 40 Jahren zum Einsatz kommt. Einfach ausgedrückt handelt es sich dabei um eine Wärmebildkamera. Dabei wird die Brust mit einer Infrarotkamera untersucht. Ein darauf spezialisiertes Institut wertet die Ergebnisse schließlich aus. Das Verfahren ist ungefährlich. Als Alternative zur Mammografie dient sie allerdings nicht, denn sie beruht auf der Annahme, dass Tumore einen anderen Stoffwechsel haben als das umliegende Gewebe und damit mehr Wärme abstrahlen. Experten äußern sich daher immer wieder kritisch zu diesem Verfahren.
Selbstuntersuchung
Die monatliche Selbstuntersuchung Ihrer Brust ist ein wichtiger Bestandteil der Vorsorge, denn 80 % der Tumore werden von den Frauen selbst ertastet. Dabei gilt: Je mehr Übung, desto besser! Denn Frauen, die ihre Brust regelmäßig abtasten, nehmen Veränderungen wie beispielsweise Knoten in der Brust schneller wahr, weil sie den eigenen Körper besser kennen.
Das Abtasten ist unkompliziert und schmerzlos. Sie können es im Sitzen, im Stehen und im Liegen durchführen. Das Abtasten ist besonders aussagekräftig, wenn Sie beide Hände benutzen, denn so gelingt es leichter, die Brust und ihre verschiedenen Schichten zu untersuchen. Legen Sie drei Finger beider Hände übereinander und tasten Sie die Brust in kreisenden Bewegungen ab. Dabei ist es wichtig, die Haut zu verschieben und nicht etwa, darüber zu streichen. Wenn Sie Veränderungen an Ihren Brüsten feststellen oder ungewohnte Verhärtungen im Gewebe spüren, ist das kein Grund zur Panik. Gerade bei jungen Frauen sind die entdeckten Knoten in der Brust in 80 von 100 Fällen gutartig. Unabhängig vom Lebensalter ist es dennoch wichtig, dass Sie jeden Knoten, den Sie bei der Selbstuntersuchung der Brust feststellen, vom Gynäkologen untersuchen lassen.
Sichtbare Veränderungen der Brust
Veränderungen bei Brustkrebs können subjektive Empfindungen sein, aber auch sichtbare Veränderungen. Dazu zählen:
- Haut der Brust wird großporig
- Dauerhafte Hautrötungen
- Form der Brust verändert sich
- Größe der Brust nimmt zu
- Sichtbare Dellen in der Haut
- Flüssigkeit tritt aus der Brustwarze aus
Bei Metastasenbildung ist außerdem die Umgebung betroffen. Metastasen sind Tochtertumore, die weitere Organe und Lymphknoten betreffen können. Dazu gehören auch Schwellungen in den Achselhöhlen. Diese Anzeichen sind aber ebenfalls kein sicheres Indiz für eine Krebserkrankung, denn auch bei Infektionskrankheiten, die z. B. noch keine weiteren Symptome zeigen, kommen Schwellungen der Lymphknoten vor.
Das Risiko einer Brustkrebserkrankung sollten Sie zwar ernstnehmen, sich davon aber im Alltag nicht beeinflussen lassen. Die Chancen auf eine Heilung sind bei einer Früherkennung sehr gut. Es besteht auch kein Grund für Angst, wenn Sie bei regelmäßiger Selbstuntersuchung Verhärtungen ertasten. Sie können auch bei gesunden Frauen immer mal wieder vorkommen. Der Arzt wird in den meisten Fällen Entwarnung geben.
Brustkrebsprävention
Generell kann jede Frau an Brustkrebs erkranken. Wie bei den meisten Krebsarten sind aber auch beim Brustkrebs die eigentlichen Ursachen nicht bekannt. Man kennt jedoch einige Risikofaktoren. Die wichtigsten sind:
- Situationen mit hormonellem Ungleichgewicht bzw. Hormontherapie
- hohe mammographische Dichte
- Rauchen
- Nahrungsmittelzusammensetzung, z.B. fettreiche Ernährung
- Vererbung
- Alkoholkonsum
- Übergewicht und Diabetes Typ II
- geringe körperliche Aktivität
- Bestrahlungen des Brustkorbes in der Kindheit (z.B. bei Lymphom)
Mit einfachen Maßnahmen, wie einer ausgewogenen Ernährung, regelmäßiger Bewegung und der Vermeidung von Übergewicht lässt sich das Risiko deshalb minimieren. Den wichtigsten Schutz aber bietet nach wie vor das regelmäßige Abtasten der Brust, das sich jede Frau mithilfe des Frauenarztes ganz einfach aneignen kann. Gehen Sie zu den regelmäßigen Vorsorgeterminen, denn ein frühzeitig entdeckter und behandelter Brustkrebs ist in der Regel gut behandelbar.
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