Letzte Aktualisierung 2019
Eine Darmspiegelung ist ein anerkanntes Untersuchungsverfahren bei der Vorsorge gegen Darmkrebs. Die Methode ist schonend durchführbar und ermöglicht es dem Arzt in vielen Fällen, Entwarnung zu geben. Auch wenn die Darmspiegelung unangenehm sein kann, gibt es gute Gründe, sich im Rahmen der Vorsorge dafür zu entscheiden. In diesem Beitrag erfahren Sie, welche Formen der Darmspiegelung es gibt und welche Kosten auf Sie zukommen könnten.
Große und kleine Darmspiegelung
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Der Arzt unterscheidet zwischen der großen und kleinen Darmspiegelung. Die große Darmspiegelung nennt der Experte Koloskopie, die kleine Darmspiegelung wird als Sigmoidoskopie bezeichnet. Diese Untersuchungen können helfen, Darmkrebs zu erkennen, bevor er entsteht. Das ist bei Darmkrebs ähnlich wie bei Hautkrebs. Schwarzer Hautkrebs und weißer Hautkrebs sind nur zwei Formen, die schon früh erkennbar sind, wenn Sie regelmäßig zur Vorsorge gehen und bei ungewöhnlichen Muttermalen oder Leberflecken Ihren Arzt befragen. Die große Darmspiegelung ist Bestandteil der Vorsorgeuntersuchungen gegen Darmkrebs. Die kleine Darmspiegelung wird hingegen nur bei konkreten Verdachtsmomenten von den Krankenkassen übernommen.
Ablauf einer großen Darmspiegelung (Koloskopie)
Eine große Darmspiegelung ist nichts, was Sie beunruhigen muss. Wenn Sie dennoch Angst vor der Untersuchung haben, lassen Sie sich vom Arzt ein Beruhigungsmittel verabreichen. Es ist gut möglich, dass die Wirkung so stark ist, dass Sie die Untersuchung verschlafen. Dennoch ist es nötig, den Darm vorher durch einen Einlauf oder abführende Mittel zu entleeren. Bei der Untersuchung führt der Arzt das Endoskop ein. Dabei handelt es sich um einen weichen Schlauch mit einer Länge von 150 cm. Damit sich der Darm entfaltet, muss der Untersucher Gas in den Darm leiten, was sich unangenehm anfühlen kann. Ein Risiko besteht dadurch nicht. Das Gas entweicht auch nach der Untersuchung wieder auf natürlichem Weg.
Mit einer Kamera kann der Arzt nun die Darmwände begutachten, aber auch Proben entnehmen oder Polypen entfernen. Das entfernte Gewebe wird in jedem Fall anschließend in einem Labor untersucht. Sollte die Untersuchung Sie zu stark belasten oder auch zu schmerzhaft sein, teilen Sie das dem Arzt mit, damit er die Darmspiegelung abbricht. Es kann auch sein, dass Hindernisse im Darm die Darmspiegelung behindern. Dabei muss es sich nicht um Darmkrebs handeln. Typisch für solche Hindernisse sind z. B. Narben durch frühere Operationen oder auch Entzündungen.
Ablauf einer kleinen Darmspiegelung (Signoidoskopie)
Bei der kleinen Darmspiegelung werden lediglich die letzten 60 cm des entleerten Dickdarms untersucht. Dazu führt der Arzt einen etwa 80 cm langen Schlauch in den After ein. Auch dieser Schlauch ist biegsam, damit er den Darm leicht passieren kann. Das Verfahren gleicht ansonsten dem der großen Darmspiegelung. Ein Unterschied ist lediglich, dass es nach wenigen Minuten beendet ist. Zeigen sich bei der kleinen Darmspiegelung Auffälligkeiten, wird der Arzt eine große Darmspiegelung dringend anraten, denn dann ist zu prüfen, ob auch dort Anzeichen für Darmkrebs zu finden sind.
Rechnen Sie mit einer Untersuchungsdauer von etwa einer halben Stunde. Planen Sie aber in jedem Fall mehr Zeit ein. Im Rahmen der Untersuchung können sich Ergebnisse zeigen, die sofort weitere Tests oder Maßnahmen erfordern. So können Sie sich zusätzliche Untersuchungstermine ersparen und bekommen schneller ein Resultat. Berücksichtigen Sie außerdem, dass Sie möglicherweise eine Erholungsphase im Anschluss benötigen.
Gründe für eine kleine Darmspiegelung
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Etwa zwei Drittel aller Darmkrebserkrankungen betreffen das Sigmoid, also den letzten Teil des Darms. Deshalb ist die große Darmspiegelung zunächst wichtiger. Bislang wird die kleine Darmspiegelung nicht im Rahmen der normalen Vorsorgeuntersuchungen angeboten. Das könnte sich jedoch ändern.
Basis wären dann vier größere Studien mit fast 415.000 Männern und Frauen zwischen 55 und 74 Jahren. Bei ihnen konnte festgestellt werden, dass auch diese Untersuchung die Wahrscheinlichkeit einer frühen Entdeckung von Darmkrebs erhöht und damit auch die Heilungschancen. Im Untersuchungszeitraum von 11 Jahren starben 5 von 1000 Menschen an Darmkrebs, bei denen keine kleine Darmspiegelung vorgenommen worden war. Bei denen, die sich einer kleinen Darmspiegelung unterzogen hatten, starben 4 von 1000. Das zeigt, dass der Unterschied nicht allzu groß ist, dass aber die kleine Darmspiegelung die Wahrscheinlichkeit, eine Darmkrebserkrankung zu überleben, erhöht.
Nebenwirkungen der kleinen und großen Darmspiegelung
Während der Darmspiegelung kann es zu Nebenwirkungen und auch Komplikationen kommen. Zu den Nebenwirkungen gehören Bauchschmerzen, die durch das eingeleitete Gas ausgelöst werden. Sie sind aber nur von vorübergehender Dauer. Möglich sind aber auch Blutungen nach der Entfernung von Polypen von der Darmwand. Darauf wird der Arzt Sie vorbereiten. Wenn Sie sich ein Beruhigungsmittel verabreichen lassen, kann das dazu führen, dass Sie anschließend unter Kreislaufproblemen leiden. Sie sind dann auch direkt nach der Untersuchung nicht in der Lage, ein Auto zu führen. Eine mögliche, seltene Komplikation ist ein Darmdurchbruch.
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Kosten und Zuzahlungen für Darmspiegelung (Koloskopie)
Die Darmspiegelung ist für Sie Bestandteil der Früherkennungsuntersuchungen, wenn Sie zwischen 55 und 75 Jahren sind. Männer haben bereits ab dem 50. Lebensjahr einen Anspruch auf eine Darmspiegelung zur Darmkrebsvorsorge (Stand 2019). Das gilt auch, wenn keine besonderen Risikofaktoren vorliegen, allerdings nur für die große Darmspiegelung. Wenn Sie eine kleine Darmspiegelung wünschen, müssen Sie die Kosten selbst übernehmen. Das gilt nicht, wenn ein besonderes Risiko besteht oder Ergebnisse anderer Untersuchungen Klärungsbedarf zeigen.
Wenn Sie selbst der Überzeugung sind, dass bei Ihnen eine kleine Darmspiegelung erforderlich ist, sprechen Sie mit Ihrem Arzt. Sie haben außerdem die Möglichkeit, bei Ihrer Krankenkasse einen entsprechenden Antrag mit der Bitte um Kostenübernahme einzureichen. Dazu ist es notwendig, dass Sie Ihre Bitte begründen. Per Gesetz stehen Ihnen zwei große Darmspiegelungen im Abstand von 10 Jahren zu, wenn keine Gründe für häufigere Untersuchungen sprechen.
Das trifft auf Sie nicht zu, wenn Sie bei der ersten Darmspiegelung bereits älter als 65 Jahre sind und keine Auffälligkeiten festgestellt wurden, denn die Wahrscheinlichkeit einer Darmkrebserkrankung ist dann ausgesprochen gering. Treten aber Beschwerden auf, kann der Arzt unabhängig davon eine Darmspiegelung anordnen. Die Kosten übernimmt in diesem Fall die Krankenkasse.
Wenn Sie eine kleine Darmspiegelung wünschen, obwohl Arzt und Krankenkasse keine Notwendigkeit sehen, müssen Sie die Kosten selbst übernehmen. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt und ggf. noch mit einem weiteren Arzt oder einer Klinik. Die Kosten können voneinander abweichen, da die Gebührenverordnung für Ärzte einen gewissen Handlungsspielraum gewähren. Rechnen Sie aber mit einer Summe zwischen ca. 300 und 450 Euro. Berücksichtigen Sie bei Ihrer Anfrage auch, dass neben der reinen Untersuchung Kosten für die Laboruntersuchung und den Anästhesisten anfallen.
Kostenübernahme für Darmspiegelung bei Risikogruppen
Wenn Sie zu einer Risikogruppe gehören, wird Ihre Krankenkasse die Kosten für zusätzliche Darmspiegelungen übernehmen. Zur Risikogruppe gehören Sie unter folgenden Bedingungen:
- Direkte Angehörige sind an Darmkrebs erkrankt
- Sie leiden an Morbus Crohn
- Sie leiden an Colitis Ulcerosa
- Bei Ihnen treten häufiger Blutungen aus dem Darm auf
- Sie neigen zur Bildung von Polypen
- Ihre Blutwerte liefern Hinweise auf eine Blutarmut
- Auffällige Symptome im Bauchraum mit unklarer Ursache
- Gewichtsverlust
Es ist grundsätzlich ratsam, dieses Angebot anzunehmen, da Sie damit die Chance auf eine Früherkennung erhöhen und das Risiko reduzieren, an Darmkrebs zu erkranken.
Fazit: Eine Darmspiegelung ist eine wichtige Vorsorgeuntersuchung zur Früherkennung von Darmkrebs. Wenn Ihnen das nicht genügt, sind weitere Untersuchungen möglich. Die Kosten werden von der Krankenkasse aber nur übernommen, wenn der Arzt die Notwendigkeit sieht.
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