Ein schwarzer Brillenrahmen vor einer Tulpenwiese. Die Tulpenwiese ist schwarz-weiß, außer im Bereich der Brillengläser. Dort sind die Tulpen farbig.

Farbenblindheit & Farbsinnstörung

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Die Welt mit anderen Augen sehen – eine Aussage, die für Menschen, die farbenblind sind, durchaus zutrifft. Während die meisten von uns wie selbstverständlich das Farbspektrum von Rot, Blau, Gelb und Grün unterscheiden können, gelingt es etwa vier Millionen Betroffenen in Deutschland nicht. Doch wie genau äußert sich Farbenblindheit und was ist der Unterschied zur Farbsinnstörung?

Was ist Farbenblindheit?

In einigen Fällen merken Eltern oder Betreuer bereits in jungen Jahren, dass betroffene Kinder nicht die richtigen Farben zuordnen, wenn sie danach gefragt werden. Dabei unterscheiden sich normalsichtige Menschen von farbblinden Menschen darin, dass die Wahrnehmung durch die farbspezifischen Sinneszellen, den Zapfen, gestört ist.

Die drei Zapfentypen reagieren unterschiedlich auf einfallendes Licht und lassen normalsichtige Menschen dabei rotes, grünes und blaues Licht differenziert wahrnehmen. Sind diese Sinneszellen gestört, beschädigt oder fehlen gar, kommt es zu einer Farbenblindheit.

Farbenblindheit kurz zusammengefasst:

  • Angeborene und erworbene Farbenblindheit ist möglich
  • Die Zapfen fehlen bei einer angeborenen Farbenblindheit vollständig
  • Im Falle der erworbenen Farbenblindheit kann das Gehirn die Farben, die durch das Auge wahrgenommen werden, nicht mehr verarbeiten
  • Vollständig Farbenblinde sehen in Graustufen, Schwarz und Weiß
  • Eine geringere Sehstärke ist bei angeborener Farbenblindheit eine häufige Begleiterscheinung

Unterschied zur Farbsinnstörung

Farbenblindheit oder Farbsinnstörung? Diese Begriffe werden häufig synonym verwendet. Teilweise findet man auch die Bezeichnungen Farbsehstörung oder Farbsehschwäche, die umgangssprachlich mit in denselben Topf geworfen werden. Es gibt aber einen signifikanten Unterschied zwischen der Farbenblindheit und der Farbsinnstörung.

Bei der Farbenblindheit sind die zuständigen Zapfen für die Wahrnehmung der Farben entweder nicht vorhanden oder funktionslos. Bestimmte Farben können also gar nicht wahrgenommen werden oder es liegt eine vollständige Farbblindheit aller Farben vor.

Bei der Farbsinnstörung oder Farbsehstörung können Farbtöne wahrgenommen werden, sind aber in der Intensität eingeschränkt. Die verschiedenen Zapfentypen sind bei solchen Betroffenen vorhanden, allerdings in ihrer Funktion fehlerhaft oder teilweise fehlerhaft.

Formen der Farbenblindheit

Okulare Farbenblindheit

Bei der okularen Farbenblindheit funktionieren die Sinneszellen der Netzhaut des Auges nicht, oder sind nicht vorhanden. Dies ist die angeborene Form der Farbenblindheit. Es gibt verschiedene Arten der okularen Farbenblindheit:

Achromatopsie, die totale Farbenblindheit

Die Achromatopsie tritt sehr selten auf. Betroffene können nur Graustufen unterscheiden. Alle Zapfentypen sind bei dieser Art der Farbenblindheit betroffen. 10-20% weniger Sehschärfe und Lichtempfindlichkeit sind üblich, nur ungefähr 500 Kontraststufen von Grau, Weiß und Schwarz können unterschieden werden.

Rot-Grün-Schwäche

Die Zapfen, die rotes Licht oder grünes Licht wahrnehmen, sind nicht vorhanden oder funktionslos. Es trifft Rotblindheit (Protanopie) oder Grünblindheit (Deuteranopie) ein. Nur zwei von drei Farben werden wahrgenommen, die Unterscheidung der Farben ist aufgrund fehlenden Kontrastes nicht möglich.

Tritanopie, Blaublindheit

Farben im Blauspektrum sind für Betroffene nicht sichtbar. Sie verwechseln Rot und Orange, Blau und Grün. Die Zapfen sind auch in diesem Falle nicht vorhanden oder vollständig ausgebildet. Blaublindheit ist sehr selten.

Cerebrale Farbenblindheit

Die andere Form der Farbenblindheit betrifft eine neurologische Störung, auch cerebrale Farbenblindheit genannt. Die Sinnesinformationen werden bei dieser Störung nicht richtig vom Auge zum Sehzentrum des Gehirns weitergeleitet. Die cerebrale Farbenblindheit tritt bei schweren Verletzungen, wie einem Schädel-Hirn-Trauma oder einem Schlaganfall, oder auch als Nebeneffekt von anderen Krankheiten auf. 

Die Sehschärfe und Lichtempfindlichkeit ist bei Betroffenen von cerebraler Farbenblindheit nicht verändert. Das Erkennen von Kanten sowie die Flächentrennung, die notwendig sind, um Schärfe wahrzunehmen, werden durch ein anderes, vorgeschaltetes Gehirnareal geregelt. Ist dieses intakt verändert sich also auch bei vorliegender cerebraler Farbenblindheit die Sehschärfe der Betroffenen nicht.

Ursachen Farbblindheit und Farbsinnstörung

Im Falle der angeborenen Farbblindheit oder Farbsinnstörung sind genetische Faktoren entscheidend. Sie werden über das X-Chromosom vererbt. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um die Rot-Grün-Störung. Sie ist rezessiv vererbbar und kommt nur zur Ausprägung, wenn das betroffene Gen nicht von einem gesunden Gen eines X-Chromosoms ausgeglichen wird. Wenn Farbenblindheit angeboren ist, sind beide Augen betroffen.

Die erworbene Farbenblindheit ist eher selten und kann durch Verletzungen, Erkrankungen oder Medikamente herbeigeführt werden. Krankheiten der Netzhaut und des Sehnervs, oder manuelle Beschädigung dieser durch einen Unfall sind häufige Gründe. Medikamentennebenwirkungen führen in wenigen Fällen zu Farbenblindheit oder Farbsinnstörungen. Im Falle der Erkrankung mit einem Grauen Star kann die Farbwahrnehmung ebenfalls geschwächt werden, häufig ist dabei die Blauwahrnehmung betroffen.

Weitere Ursachen für erworbene Farbblindheit oder Farbsinnstörung:

Wurde die Farbblindheit oder Farbstörung vererbt, sind Männer deutlich häufiger betroffen als Frauen, was sich auch durch die Vererbung durch die Gene erklären lässt. Erworbene Farbblindheit kommt bei allen Geschlechtern gleichermaßen vor. 


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Wenn nicht schon im Kindesalter auffällig, kann Farbenblindheit oder Farbsinnstörung auch später bei Betroffenen diagnostiziert werden. Dabei ist die augenärztliche Vorsorgeuntersuchung eine essenzielle Hilfe, denn kann es bei angeborenen Störungen häufig aufgrund der empfundenen Normalität der Betroffenen lange unentdeckt bleiben. Farbenblindheit wird dabei oft schneller erkannt, da zusätzliche Lichtempfindlichkeit und Sehschwäche betroffener Kinder Elternteile schneller hellhörig machen.

Sehtests im Internet sind nur bedingt aussagekräftig. Aufgrund verschiedener Einstellungen von Helligkeit oder Farbtemperatur der Bildschirme und Endgeräte können die Ergebnisse verfälscht sein. Daher sollten im Zweifel Fachärzte aufgesucht werden. 

Wie wird beim Arzt Farbenblindheit oder eine Farbsinnstörung festgestellt? Mit sogenannten pseudoisochromatischen Tafeln, wie den Ishihara-Tafeln und Vellhagen-Tafeln, werden Betroffene nach ihrer Wahrnehmung von verschiedenen, angezeigten Farbtönen gefragt. Die unterschiedlichen Kontrast- und Helligkeitsstufen der gezeigten Formen, Zahlen und Bilder innerhalb der Tafeln und ihre Wahrnehmung durch die Betroffenen, geben behandelnden Ärzten einen Eindruck vom Schweregrad der Farbenblindheit oder Farbsinnstörung.

Bei der anomaloskopischen Untersuchung kann die Rot-Grün-Schwäche bestimmt werden. Zwei Halbkreise, einer aus Gelb, der andere aus einer Mischung von Rot und Grün, werden Betroffenen durch ein langes Rohr präsentiert. Durch die versuchte Anpassung von Rot und Grün im oberen Halbkreis durch das beiseitestehende Gelb soll bestimmt werden, ob zu viel Rot oder Grün zum Ausgleich hinzugefügt wird. Je nachdem, welche der Farben Betroffene zu viel hinzufügen, lässt sich die bestehende Schwäche bestimmen.

Behandlung Farbenblindheit und Farbsinnstörung

Farbenblindheit, wie auch Farbsinnstörungen lassen sich bisher nicht behandeln oder therapieren. Spezielle Brillen oder Kontaktlinsen, die Farbsinnstörungen beheben oder lindern sollen, sind mit Vorsicht zu genießen. Der veränderte Farbkontrast ermöglicht teilweise, die erwähnten Tafeln richtig deuten zu können. Allerdings werden andere Farben dadurch falsch dargestellt. Das Sehvermögen selbst wird nicht verbessert. Bessere Linderung bieten vollständig Farbenblinden eher getönte Gläser, um die Beschwerden der Lichtempfindlichkeit auszugleichen.

Titelbild: © Maria Vonotna/ iStock.com

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