Giftige Pflanzen und Tiere vermuten die meisten Deutschen eher in tropischen und subtropischen Gebieten. Zwar sind dort tatsächlich die meisten von ihnen zu Hause, dennoch gibt es auch einige giftige Arten in Deutschland. Besonders Giftpflanzen sind dabei tückisch, sehen sie oft ungiftigen Pflanzen zum Verwechseln ähnlich. Als Zierpflanzen in Gärten gepflanzt oder am Wegesrand stehend, sind Giftpflanzen damit besonders für Kinder gefährlich. Genauso verhält es sich mit giftigen Tieren, die zwar meist sehr scheu sind, im Falle des Kontaktes mit Menschen jedoch lebensgefährlich sein können. Welche giftigen Pflanzen und Tiere Sie kennen und wie Sie im Falle einer Vergiftung handeln sollten, erfahren Sie in unserem Beitrag.
Giftpflanzen in Deutschland
Es gibt sie überall in der Natur: Giftpflanzen. Besonders in den Gärten und Parkanlagen der Deutschen sind die hübschesten Exemplare als Zierpflanzen beliebt. Andere Giftlinge locken mit ihren Beeren Kinder und Tiere an oder blühen über das komplette Jahr hinweg im heimischen Wohnzimmer. Um einer Vergiftung vorzubeugen, braucht es vor allem Aufklärung. Besonders bei Kindern ist die Vergiftungsrate durch Pflanzen vier Mal höher als bei Erwachsenen. Deshalb sollten Sie die Kleinen über die Gefahren solcher Pflanzen informieren. Wir stellen Ihnen vier besonders giftige und weit verbreitete Pflanzen vor:
Alpenveilchen (Cyclamen)
Die kleinen Blumen sind aufgrund ihrer besonders schönen Blüte vor allem im privaten Gebrauch als Zimmerpflanze beliebt. Dabei gibt es die in Europa beheimateten Pflanzen in verschiedenen Farben und Formen. Das Alpenveilchen gehört zur Familie der Primelgewächse und ist sehr pflegeleicht. Nicht zuletzt aus diesem Grund sind sie in Deutschland schon seit Jahrzehnten in vielen Gärten zu finden.
Doch die Alpenveilchen sind hochgiftig. Der Grund dafür sind die in der Pflanze enthaltenen Triterpensaponine. Diese Giftstoffe werden in hoher Konzentration in der Knolle gespeichert und dienen dazu, Fressfeinde von der Pflanze fernzuhalten. Essen Menschen Teile der Pflanze, können die Folgen lebensbedrohlich sein. Fieber, Schweißausbrüche, Krämpfe, Erhöhung des Pulses, Abfall des Blutdrucks und Atemlähmungen führen ohne Behandlung letztlich zum Tod.
Damit sieht das Alpenveilchen zwar harmlos aus, ist aber mit dem höchsten hämolytischen Wert überhaupt die wahrscheinlich giftigste Pflanze in Deutschland. Ein Gramm des Giftes behält auch in mehr als 400 Litern Wassern noch seine Wirkung. Kinder sollten also grundsätzlich von Alpenveilchen ferngehalten werden. Zudem sollten Kinder die Pflanze nicht anfassen, da auch Reststoffe auf der Haut, die danach durch den Mund in das Blutsystem kommen, Vergiftungserscheinungen hervorrufen können. Auch Tiere vertragen die Pflanze nicht. So schön die Pflanze also ist, Familien und Haustierbesitzer sollten lieber auf sie verzichten.
Engelstrompete (Brugmansia)
Ebenfalls eine der giftigsten Pflanzen in Deutschland ist die Engelstrompete. Auch sie steht aufgrund ihrer besonderen Blüte in vielen deutschen Gärten. Zwar ist die Engelstrompete weniger als Zimmerpflanze geeignet, dafür überlebt sie auf Terrassen und Balkonen in Kübeln besonders gut. Ursprünglich stammt die Pflanze aus Südamerika und zählt zur Familie der Nachtschattengewächse.
Doch so schön die Engelstrompete anmutet, so giftig ist sie auch. Sämtliche Teile des Nachtschattengewächses sind stark giftig. Die Pflanze enthält hochkonzentrierte Alkaloide, die sich beim Verzehr auf das Nervensystem des Menschen auswirken. Blutgefäße werden erweitert, der Herzschlag beschleunigt sich und der Kreislauf wird stark beeinflusst. Bereits der Duft der Pflanze kann zu Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen führen.
Kinder und Tiere sollten deshalb von der Pflanze ferngehalten werden. Auch sollten sie sich nach jeder Berührung die Hände gründlich waschen, da sonst eine Aufnahme des Giftes durch Schleimhäute bestehen kann. Da die Pflanze auch als Droge benutzt werden kann, sollten Sie Kinder und Jugendliche unbedingt über deren Giftigkeit aufklären.
Lupine
Sie sind meistens violett und muten besonders in der Menge wunderschön an: Lupinen. Besonders beliebt sind sie als Zierpflanzen im eigenen Garten oder im Topf. Aber auch in der freien Natur wachsen Lupinen zuhauf. Dabei sind die Blätter wie auch Samen der Lupinen besonders giftig. Die gesamte Pflanze enthält Alkaloide, die beim Verzehr Symptome wie Unruhe, Schweißausbrüche, Atemnot und Herzstillstand auslösen können.
Dabei ist nicht alles an Lupinen schlecht. Die Pflanze ist auch ein gesundes Naturheilmittel. Zumindest dann, wenn die Lupinen als solche gezüchtet werden. Die spezielle Süßlupine enthält nämlich keine Alkaloide und ist damit nicht giftig. Dennoch sollten Sie die Pflanzen nicht selbst züchten und verzehren. Sollten Sie die Süßlupine probieren wollen, greifen Sie auf deren Samen aus Supermärkten oder Reformhäusern zurück.
Vogelbeere
Rote Früchte, die von dem laubtragenden Baum einer Eberesche hängen. Eine solches Bild haben die meisten Deutschen von einer weiteren giftigen Pflanze: Der Vogelbeere. Die Giftpflanze gehört zur Gattung der Mehlbeeren und ist vor allem in Europa verbreitet. Während sie in deutschen Gärten eher weniger Platz findet, kommt die Eberesche mit ihren giftigen Vogelbeeren vor allem in freier Natur häufig vor.
Dabei sind die Früchte der Eberesche, die Vogelbeeren, leicht giftig. Zumindest für Menschen, denn Wildtiere können die Beeren bedenkenlos essen. Sie reifen meist im späten Sommer heran und hängen in kleinen Ansammlungen vom Baum. Dabei beinhalten die Vogelbeeren Parasorbinsäure, die zu Magen- und Darmproblemen, Rauschzuständen und Schleimhautreizungen führen kann. Gekocht wird die giftige Säure jedoch abgebaut, weshalb die Beeren durchaus auch in Gerichten verwendbar sind. Von rohem Verzehr wird abgeraten. Doch das Tückische daran: Die Beeren werden von Waldbesuchern häufig mit anderen Beeren verwechselt. Besonders Kinder sind verlockt, an den herunterhängenden Früchten zu naschen. Klären Sie Kinder deshalb unbedingt auf, nicht einfach Beeren von Sträuchern oder Bäumen zu essen.
Eine Liste mit allen giftigen Pflanzen, die in Deutschland wachsen, hält die Informationszentrale für Vergiftungen der Universitätsklinik Bonn für Sie bereit. Hier erhalten Sie, neben dem Grad der Giftigkeit, zu jeder Pflanzenart ausführliche Informationen, wie Verbreitung und Aussehen. Wenn Sie nicht genau wissen, welche der Pflanzen zu Hause giftig sind, kann Ihnen die bildliche Auflistung des ZDF vielleicht weiterhelfen.
Vergiftungen durch Tiere in Deutschland
Auch Tiere, die in Deutschland vorkommen, können giftig sein. Zwar sind diese in der Regel – selbst durch ihr Gift – nicht tödlich, können jedoch zu starken Hautreizungen führen. Grundsätzlich gilt: Betrachten Sie die Tiere deshalb nur aus der Ferne und nehmen Sie sie nicht in die Hand. Wir stellen Ihnen vier der in Deutschland verbreiteten giftigen Tiere vor:
Gelbbauchunke
Bei Anblick der Gelbbauchunke könnte man denken, dass hier nur ein kleiner Froschlurch sitzt. So mutet die Gelbbauchunke zumindest für die meisten Menschen an. Und der Name ist Programm: Der Frosch gehört zur Gattung der Unken und ist vor allem durch seine leuchtend gelbe Bauchfärbung auffällig. Während die Oberseite unauffällig braun und mit spitzen Warzen übersät ist, soll die Signalfarbe Gelb Fressfeinde warnen und abhalten.
Dabei lebt die Gelbbauchunke vor allem in kleinen Tümpeln oder größeren Pfützen in ganz Mitteleuropa. Auch in Deutschland kommt sie vermehrt vor. Obwohl der Frosch recht harmlos anmutet und in der Regel auch recht scheu ist, benutzt er bei Gefahr ein besonderes Ritual. Die Gelbbauchunke bildet ein Hohlkreuz, sodass ihr gelber Bauch zu sehen ist. Das soll Feinde vor ihrem Hautgift warnen, wenn sie versuchen, den Frosch zu verspeisen. Das Gift ist auch für Menschen gefährlich, sollte es in die Schleimhäute geraten. Dann wirkt es nämlich sehr stark ätzend und verursacht starke Hautreizungen. Deshalb sollten Sie und Ihre Kinder die Gelbbauchunke lieber meiden und sie nur von Weitem betrachten. Die Grundsatzregel hier: Fassen Sie keinesfalls Tiere in der Natur an, sie können nicht nur giftig sein, sondern auch Krankheiten übertragen.
Petermännchen
Besonders Angler sollten bei dem kleinen Fisch Vorsicht walten lassen. Der längliche Körperbau des Petermännchen lässt ihn um die 50 Zentimeter groß werden. Dabei handelt es sich um einen Grundfisch, der meist am Boden in Küstennähe vorkommt. Auch in Deutschland ist der Fisch in Nord- und Ostsee verbreitet. Dabei gräbt er sich tagsüber meist im Sand ein und streift erst nachts zur Futtersuche umher.
Gerade das stille Liegen im Boden macht das Petermännchen gefährlich. Denn dessen Rückenflosse ist in gesamter Länge in mehrere Stacheln geteilt. Und diese sind giftig. Nicht häufig treten deshalb versehentlich Badegäste auf das Petermännchen und werden so von dem Fisch gestochen. Das Gift ist verheerend: Denn das Petermännchen ist eines der gefährlichsten Tiere in Europa. Die Auswirkungen sind zwar meist nicht tödlich aber besonders schmerzhaft für das Opfer. Starke Schwellungen, Schwindel, Kopfschmerzen oder Bewusstlosigkeit bis in seltenen Fällen hin zum Herzstillstand können die Folge sein. Um solche Kontakte zu vermeiden, sollten Sie und Ihre Kinder Wasserschuhe im Meer tragen.
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Feuersalamander
Er ist leuchtend gelb-schwarz gefleckt: Der Feuersalamander. Viele Menschen erfreuen sich seinem Anblick, denn in Deutschland ist der kleine Salamander vor allem in Laubmischwäldern zu sehen. Insbesondere in etwas feuchten Gebieten, wie an Quellbächen oder Tümpeln.
Der Schwanzlurch mit seinem typischen Streifenmuster ist aber für den Menschen sehr gefährlich. Denn über seine zahlreichen Hautdrüsen kann er ein Sekret ausscheiden, das giftig ist. Dieses tötet nicht nur Bakterien ab, sondern führt bei Menschen zu starken Hautreizungen und Brennen. Kinder und Wanderer sollten deshalb Abstand von den Tieren halten. Zwar sind die Feuersalamander in der Regel sehr scheu, kranke Tiere lassen sich jedoch auch fangen und hochheben. Das dabei auf der Haut verbleibende Sekret führt dann zu starken Verätzungen.
Ölkäfer
Der Ölkäfer ist ein metallisch blau schimmernder Käfer, der in Deutschland besonders oft vorkommt. Dabei bewegt er sich nur langsam fort und kann deshalb gut von Kindern und Wanderern beobachtet werden. Verbreitet ist er vor allem im südlichen Raum Deutschlands in trockenen Bereichen. Berühmt ist der Ölkäfer vor allem durch sein Gift. Denn sein Blut enthält Cantharidin, das beim Menschen injiziert zum Tod führen kann.
Dabei kann man den Käfer zwar ohne Gefahr in die Hand nehmen, jedoch sollte man sich die vom Käfer abgegebene gelbe Blutflüssigkeit sofort abwaschen. Diese kann beim Kontakt mit Schleimhäuten tödlich enden. Besser ist es deshalb, den Käfer aus der Ferne zu betrachten und Kinder fernzuhalten.
Erste Hilfe bei einer Vergiftung
Sowohl bei Pflanzen als auch bei Tieren treten im Falle einer Vergiftung meist ähnliche Symptome auf. Fieber, Brechreiz, Übelkeit, Magenbeschwerden sprechen für einfache Vergiftungen. Kommen Atemnot, Schweißausbrüche, erhöhter Puls und Herzrhythmusstörungen hinzu, wird es lebensbedrohlich.
In jedem Fall sollten Sie bei Verdacht auf eine Vergiftung sofort den Notruf wählen. Denn bei lebensbedrohlichen Vergiftungen zählt jede Minute. Wichtig ist, dem Rettungsteam die Vermutung einer Vergiftung genau darzulegen Damit Sie dem Notarzt die Behandlung erleichtern und dieser mit entsprechenden Gegengiften agieren kann, sollten Sie ihm sagen, welche Pflanze oder welches Tier die Vergiftung ausgelöst hat. Wissen Sie dies nicht genau, machen Sie am besten ein Foto und nehmen sie es zur genaueren Bestimmung mit ins Krankenhaus.
Besteht Unsicherheit bezüglich eines Giftkontaktes, kann auch ein Anruf bei der lokalen Giftnotrufzentrale erfolgen. Diese Einrichtungen gibt es in den meisten deutschen Großstädten und sind für akute Giftfälle 24 Stunden erreichbar. Die speziellen Fachärzte vor Ort sind auf Vergiftungen spezialisiert, sodass den Patienten hier schneller geholfen werden kann. Eine Liste mit den lokalen Giftnotrufnummern gibt es auf der Webseite des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit.
Titelbild: © Sonja Richter / iStock.com
Beitragsbilder: Alpenveilchen: © marmo81 / iStock.com; Ölkäfer: © Ralf Blechschmidt / iStock.com; Gelbbauchunke: © sasimoto / iStock.com; Feuersalamander: © Eileen Kumpf / iStock.com; Petermännchen: © scubaluna / iStock.com; Lupine: © Elena_Fox / iStock.com; Vogelbeere: © Leo Malsam / iStock.com; Engelstrompete: © magicflute002 / iStock.com