Geflochten, gebunden, gestylt, manchmal gefärbt – für viele Menschen sind die Haare eine Leinwand, auf der sie sich künstlerisch austoben und sich ausdrücken können. Andere verzichten auf den künstlerischen Aspekt, sind jedoch vor allem in der Jugend stolz auf ein üppiges Haupthaar. So oder so sorgt das Ausfallen der Haare bei uns ganz natürlich für Sorge. Wie Haarausfall entsteht und wie er sich bekämpfen lässt, erfahren Sie im Beitrag.
Arten von Haarausfall
Je nach Ursache gibt es ganz unterschiedliche Arten von Haarausfall. Während einige durch verschiedene Erkrankungen zustande kommen, sind andere wiederum völlig normal. Die drei häufigsten Arten sind leicht daran zu unterscheiden, wo die lichten Stellen im Haar auftreten.
Erblich bedingter Haarausfall
Zu den normalen Arten gehört der sogenannte androgenetische oder erblich bedingte Haarausfall. Dieser kann Männer und Frauen gleichermaßen betreffen. Seine Ursache: Das Alter. Androgenetischer Haarausfall entsteht durch hormonelle und genetische Faktoren. Die typischen Anzeichen sind Geheimratsecken und dünneres Haar auf dem Hinterhaupt bei Männern oder in der Schädelmitte bei Frauen.
Kreisrunder Haarausfall
Diese Art kann auf dem Kopf oder im Bart auftreten. Es können aber auch Wimpern, Augenbrauen oder die Körperbehaarung betroffen sein. Bei kreisrundem Haarausfall, auch Alopecia Areata genannt, handelt es sich um vermutlich um eine Autoimmunerkrankung. Er kann sowohl bei Männern als auch Frauen auftreten und kommt häufig vor dem 30. Lebensjahr vor. Kinder können ebenfalls von kreisrundem Haarausfall betroffen sein. Häufig wechseln sich symptomfreie und symptomzeigende Phasen ab. Die Haare an den betroffenen Stellen wachsen in der Regel spontan wieder nach, da es nicht zu einer Zerstörung der Haarfollikel kommt.
Diffuser Haarausfall
Auch diffuse Alopezie genannt. Diffuser Haarausfall hat eine Vielzahl von Gründen, darunter Vergiftung, Mangelernährung (etwa Eisen- oder Vitaminmangel), eine Veränderung der Hormonlage oder die Einnahme von bestimmten Medikamenten. Stress kann ebenfalls zu diffusem Haarausfall führen. Der Vorteil bei diffusem Haarausfall: Sobald der Auslöser wegfällt, wachsen die Haare auch hier wieder nach.
Häufigkeit von Haarausfall
Jeden Tag verlieren wir zwischen 50 und 100 Haare – diese Anzahl ist völlig normal. Sobald jemand jedoch über einen längeren Zeitraum hinweg weitaus mehr Haare verliert, spricht die Medizin von krankhaftem Haarausfall, einer Alopezie. Dem Bundesverband der Zweithaar-Spezialisten e.V. zufolge sind knapp 40 Prozent aller Männer von Haarausfall betroffen. Bei den Frauen sind es 20 Prozent.
Ursachen von Haarausfall
Haarausfall durch Medikamente
Vielerlei Medikamente lösen in einer Nebenwirkung möglicherweise Haarausfall aus. Dazu gehören zum Beispiel Zytostatika, die der Arzt gegen Krebs und andere schwere Krankheiten verschreibt. Blutverdünner, Beta-Blocker, Cholesterinsenker und Schilddrüsenpräparate können ebenfalls Haarausfall auslösen.
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Schwere Erkrankungen
Einige Erkrankungen wie Leberzirrhose, Nierenerkrankungen, Syphilis oder Schilddrüsenfehlfunktionen können Haarausfall bewirken. Sollten Sie sich nicht sicher sein, woher der Haarausfall kommt, so ist in jedem Fall ein Besuch beim Arzt angeraten.
Haarausfall durch Hitzebelastung
Sei es die übertriebene Behandlung mit einem Glätteisen, zu starkes Trockenrubbeln mit dem Handtuch, stundenlanges Föhnen oder das Tragen von zu enger Kleidung. Überall dort, wo das Haar Reibung und Hitze ausgesetzt ist, leiden die Haarwurzeln. Dementsprechend ist so auf Dauer ein Haarausfall möglich.
Männer
Darüber hinaus gibt es je nach Geschlecht spezielle Faktoren, die Haarausfall auslösen oder begünstigen können. Manche Männer haben eine genetische Veranlagung dazu, dass ihre Haarwurzeln stark auf die Einflüsse von Androgenen reagieren – dabei handelt es sich um männliche Sexualhormone. Die Erklärung: Das männliche Hormon Testosteron wird im Körper zu Dihydrotestosteron, was zu Veränderungen in den Haarfollikeln führt. In der Folge kann es vorkommen, dass die Haare ausdünnen, der Haarwuchs abschwächt und schließlich verebbt.
Frauen
Frauen können an einer ähnlichen Form von Haarausfall leiden. Normalerweise tritt dieser erst nach der Menopause auf, generell ist er aber in jedem Alter möglich. Je nach genetischer Veranlagung kann ein solcher Haarausfall schon mit dem 30. Lebensjahr auftreten. In der ersten Phase betrifft dieser Haarausfall primär die Scheitelregion der Frau.
Kinder
Kinder können ebenso von Haarausfall durch spezielle Auslöser betroffen sein wie Erwachsene. Auch bei ihnen kommt zum Beispiel der kreisrunde Haarausfall vor. Außerdem ist eine angeborene Haarlosigkeit möglich. Die Genmutation „Dermotrichie-Syndrom“ beispielsweise sorgt bei Betroffenen von Geburt an für eine komplette Haarlosigkeit.
Behandlung von Haarausfall
Die Behandlung von Haarausfall richtet sich stets danach, welcher Auslöser für die Alopezie verantwortlich ist. Mikronahrungsstoffe können die angegriffenen Haarwurzeln unterstützen. Dazu gehören zum Beispiel Pantothensäure oder Bestandteile des Haarproteins Keratin. Bei kraftlosem und dünnem Haar sollten Sie die folgenden Dinge vermeiden:
- Exzessives Haarebürsten
- Häufiges Waschen
- Zu starkes Trockenrubbeln mit dem Handtuch
- Zu häufiges Föhnen
- Übermäßiger Gebrauch von heißen Glätteisen oder Lockenstäben
Darüber hinaus gibt es individuelle Behandlungsformen, die je nach Auslöser angewandt werden. Einige Beispiele:
Finasterid
Dieses Mittel verhindert die Umwandlung von Testosteron, was einerseits dem Haar hilft, andererseits jedoch das sexuelle Reaktionsvermögen negativ beeinflussen kann.
Minoxidil
Ursprünglich war Minoxidil zur Bekämpfung von Bluthochdruck gedacht, allerdings stellte man fest, dass die Patienten einen verstärkten Haarwuchs aufwiesen. Woran das genau liegt, ist in der Medizin noch nicht abschließend geklärt. Minoxidil gilt aktuell als bestes Medikament bei weiblichen Betroffenen.
Antiandrogene
Diese Substanzen hemmen die Wirkung von Testosteron und Dihydrotestosteron. Sie sollen auch bei Haarausfall von Frauen helfen, können jedoch genau wie Finasterid sexuelle Funktionen beeinträchtigen.
Topische Immuntherapie
Hierbei bringt der Spezialist gezielt Diphencypron auf den vom Haarausfall betroffenen Stellen auf. Das Mittel löst eine allergische Kontaktdermatitis aus. Die Idee dahinter: Die Dermatitis soll die Immunzellen von einem Angriff auf die Haarwurzeln „ablenken“. Allerdings können hierbei Nebenwirkungen auftreten. Die allergische Reaktion kann sich ausbreiten und Ekzeme auch an unbehandelten Stellen auslösen. Aus diesem Grund ist die Behandlungsform ausschließlich geschulten Spezialisten erlaubt.
Prognose Haarausfall
Die Prognose für den Verlauf von Haarausfall richtet sich nach der Art der Kondition. Sollten Sie an erblich bedingtem Haarausfall leiden, so fällt die Prognose schlechter aus, je früher Ihr Haarausfall beginnt. Der Verlauf von kreisrundem Haarausfall ist unmöglich vorherzusagen – es kann zu einer spontanen Heilung kommen oder es treten Rückfälle auf. Diffuser Haarausfall wiederum ist häufig nur temporär, die Haare wachsen nach, sobald Sie die Ursache erfolgreich bekämpft haben. Eine weiterführende Therapie ist in diesen Fällen nicht notwendig. Dasselbe gilt für „mechanischen“ Haarausfall, also eine Art, die durch äußere Einflüsse ausgelöst wird.
Wichtig dabei: Nicht jeder Haarausfall ist heilbar. In manchen Fällen müssen Sie mit den kahlen Stellen leben.
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