Die Zahl der Pflegefälle in Deutschland nimmt stetig zu. Auch junge Menschen sind zunehmend betroffen. Was können sie tun, wenn der Pflegefall eintritt? Alle wichtigen Informationen dazu finden Sie in unserem Beitrag.
Zahlen zur Pflegebedürftigkeit
Zahlen des Statistischen Bundesamts (Destatis) zufolge waren im Dezember 2019 rund 4,13 Millionen Menschen pflegebedürftig. Im Vergleich zum Dezember 2017 bedeutet das ein Plus von 21 Prozent. Die starke Zunahme sei zum Teil auf den seit 2017 weiter gefassten Begriff der Pflegebedürftigkeit zurückzuführen, berichtet Destatis. Dieser sorge dafür, dass mehr Menschen als pflegebedürftig eingestuft würden als zuvor. Doch auch mit neuer Definition der Pflegebedürftigkeit wird deutlich, dass das Risiko, zum Pflegefall zu werden, mit dem Alter ansteigt. 80 Prozent der Pflegebedürftigen hatten bei der Erhebung Ende 2019 das 65. Lebensjahr bereits überschritten. Doch auch in jungen Jahren besteht ein gewisses Risiko. So gab es 2019 mehr als 160.000 Pflegefälle bei den unter 15-Jährigen (plus 41,4 Prozent) sowie fast eine halbe Million Pflegebedürftige im Alter zwischen 15 und 60 Jahren. Hier war laut der Pflegestatistik ein Zuwachs von 24,7 Prozent zu verzeichnen.
Ursachen von Pflegebedürftigkeit in jungen Jahren
Junge Menschen haben zumeist völlig andere Auslöser für Pflegebedürftigkeit als ältere. Während im Alter oftmals Schlaganfälle oder Alterskrankheiten wie Demenz den Pflegebedarf auslösen, sind es bei jüngeren Betroffenen die folgenden Gründe:
- Mehr als ein Drittel der jungen Pflegebedürftigen (35 Prozent) leiden an Lähmungen.
- Bei etwa 32 Prozent sind Intelligenzminderungen der Auslöser.
- Einer aus vier Betroffenen (24 Prozent) ist an Epilepsie erkrankt.
- Knapp 22 Prozent der jungen Pflegebedürftigen leiden an Entwicklungsstörungen.
- Das Down-Syndrom sorgt bei etwa zehn Prozent der Betroffenen dafür, dass sie Pflege benötigen.
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Daneben sind junge Menschen allerdings auch nicht völlig vor den üblichen Auslösern gefeit. Je nach körperlicher Verfassung können Herzinfarkte, Krebserkrankungen, Multiple Sklerose (MS) oder auch Schlaganfälle die Ursache für Pflegebedürftigkeit sein. Hier spielt die individuelle Gesundheit die wichtigste Rolle.
Unterbringungsmöglichkeiten für junge Pflegebedürftige
Ein Großteil der jüngeren Pflegebedürftigen wird zu Hause versorgt. Destatis zufolge bleiben die Pflegebedürftigen unter 15 fast in Gänze zu Hause (99,8 Prozent), lediglich ein kleiner Teil benötigt eine vollstationäre Pflege im Heim. Bei den 15-60-Jährigen zeichnet sich ein ähnliches Bild ab (92,8 Prozent). Von knapp 490.000 Pflegebedürftigen in dieser Altersgruppe bleiben 455.000 zu Hause und werden dort gepflegt. Das spiegelt den allgemeinen Trend wider: Ein Großteil der deutschen Pflegebedürftigen bleibt generell zur Pflege zu Hause. Allerdings bedeutet das nicht, dass die Familie die Pflege übernimmt – in fast allen Pflegegraden übernimmt die Familie lediglich einen Bruchteil der Pflege komplett. Eine Ausnahme ist Pflegegrad 4, in dem erstaunlicherweise wesentlich mehr Personen ausschließlich zu Hause durch die Familie versorgt werden (216.500) als zu Hause mit Hilfe eines ambulanten Pflegedienstes (32.400). Die Pflege im Eigenheim ist nicht grundsätzlich die optimale Lösung. Einerseits ist nicht immer gegeben, dass das Eigenheim den neuen Bedürfnissen angepasst ist, außerdem kann sich die Versorgung eines Pflegefalls negativ auf jüngere Familienmitglieder auswirken, etwa auf minderjährige Kinder, oder aber auf berufstätige Ehepartner. In Deutschland gibt es daher mehrere Ausweichoptionen.
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Spezielle Pflegeheime
Trotz ihres Alters werden jüngere Pflegefälle oftmals in einem ganz regulären Pflegeheim untergebracht. Erhebungen zufolge ist das für knapp 400.000 Deutsche der Fall. Damit tun sich sowohl für sie selbst als auch für die Pfleger verschiedenste Probleme auf. Zum Beispiel fühlen sich die zu Pflegenden selbst unterfordert und fehl am Platz. Was kaum verwundern darf, immerhin sind sowohl der Tagesablauf und die Aktivitäten als auch das Essen vollkommen auf eine eher betagtere Zielgruppe zugeschnitten. Die Pfleger wissen dann nicht, wie sie mit den Jüngeren umgehen sollen – sind sie doch völlig andere Patienten gewöhnt. Ein spezielles Pflegeheim für jüngere Pflegebedürftige ist für alle Betroffenen demnach eine bessere Wahl. Davon gibt es allerdings nicht viele in Deutschland.
Wohngemeinschaften
Obwohl eine überwältigende Mehrheit der jüngeren Pflegebedürftigen zu Hause bleibt, ist auch das nicht immer die richtige Lösung. Denn das eigene Zuhause muss auch auf sie abgestimmt sein. Liegt eine Einschränkung der eigenen Mobilität vor? Welche speziellen Bedürfnisse haben die Patienten? Ist das Haus richtig „aufgebaut“, um ein barrierefreies Leben zu ermöglichen? Wohngemeinschaften für junge Pflegebedürftige haben sich auf genau diese Fragen eingestellt. Diese speziellen Wohngemeinschaften bieten Platz für mehrere junge Pflegebedürftige. Das Ziel ist es, ihnen ein familiäres Umfeld unter einem Dach zu bieten. Die gemeinsame Alltagsbewältigung steht im Vordergrund.
Tagespflege
Eine weitere Möglichkeit für junge Pflegebedürftige ist die Tagespflege. Diese sind darauf ausgelegt, die Patienten je nach Alter entsprechend zu fördern und zu unterstützen. Besonders wichtig dabei ist die Erhaltung und Verbesserung der geistigen und körperlichen Fähigkeiten sowie der Lebensqualität. Die therapeutische Betreuung ist besonders ausgeprägt. Notwendige Therapien können direkt in der Einrichtung stattfinden.
Finanzierung und Kosten
Die Pflege eines jungen Familienmitglieds kann je nach Erkrankung oder Grund der Pflegebedürftigkeit sehr teuer werden. Besonders junge Menschen trifft die Pflegelücke schwer. Nach einem Unfall oder einer Erkrankung kann der Medizinische Dienst der Krankenkassen (MDK) die Pflegebedürftigkeit feststellen. Welche Kriterien er dazu heranzieht, erfahren Sie in unserem Beitrag „Begutachtung der Pflegebedürftigkeit: Pflegetagebuch als Vorbereitung“ Seit dem 1. Januar 2017 stuft der MDK Betroffene in einen von fünf Pflegegraden ein. Diese Einstufung beeinflusst die gesetzlichen Leistungen der Pflegekasse. Und auch die Wahl der pflegenden Person hat Auswirkungen auf diese Leistungen. Wenn sich Ehepartner oder Eltern um den Betroffenen kümmern, zahlen die Kassen sogenanntes Pflegetagegeld. Für den Fall, dass sie einen ambulanten Pflegedienst beauftragen, bezahlt die Pflegekasse diesen bis zu einer bestimmten Summe direkt. Sollte das Geld dafür nicht ausreichen, muss der Pflegebedürftige den Rest selbst zahlen. Dasselbe gilt für Tages- und Nachtpflegen sowie stationäre Pflege im Pflegeheim.
Die richtige Absicherung
Mit einer privaten Pflegeversicherung ist es Betroffenen möglich, die Pflegelücke und die dadurch entstehenden Kosten zu kompensieren. Die IDEAL bietet in diesem Rahmen die IDEAL PflegeWelt an, die sich besonders für junge Menschen eignet. Der Tarif Exklusiv greift bereits ab Pflegegrad 2, der Klassik-Tarif ab Pflegegrad 3. Die Höhe der Beiträge berechnet sich aus dem Alter der versicherten Person und dem gewünschten Versicherungsschutz. Der Starter-Tarif gilt hier als preiswerter Einstieg in die Pflegeabsicherung.
Ansprechpartner für Fragen zum Pflegefall
Tritt der Pflegefall ein, so gibt es eine Vielzahl von verschiedenen Ansprechpartnern, die bei den nächsten Schritten helfen können. Zum Beispiel:
- Haus- oder Facharzt
- Gesetzliche oder private Krankenkassen
- Sozialdienste von Krankenhäusern, Pflegediensten oder Reha-Einrichtungen
- Das Bürgertelefon
- Das Sozialamt
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