Sport ist so viel mehr als Bewegung: 90 Prozent der befragten Kinder haben in einer Umfrage des Deutschen Kinderhilfswerks während der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie den Sport vermisst. Wir beleuchten, warum Sport für Kinder so wichtig ist, welche Sportart sich für welches Alter eignet und wie viel Kindersport kosten kann.
Warum ist Sport für Kinder so wichtig?
Viele Eltern kennen das: Fernsehen und Videospiele nehmen einen immer größeren Platz im Alltag der Kinder ein – und damit steigt auch das Risiko für Übergewicht. Dabei haben Kinder eigentlich einen natürlichen Bewegungsdrang. Denn Bewegung ist ein wichtiger Bestandteil der körperlichen, geistigen und sozialen Entwicklung von Kindern.
Laut Kinderärzte im Netz wird durch Sport Raumerfahrung, Koordinationsvermögen und der Gleichgewichtssinn entwickelt und gefördert. Regelmäßiger Sport unterstützt ebenso den Stoffwechsel und die Entwicklung der Muskeln. Auch bei der Bildung des Selbstbewusstseins und sozialer Kompetenzen spielt Kindersport eine wichtige Rolle.
Jürgen Steinacker, Professor für Medizin und Leiter der Sektion Sport- und Reha-Medizin an der Universitätsklinik Ulm, weist in einem Interview auf einen weiteren Faktor hin: „Die Flexibilität des Gehirns wird durch regelmäßige Bewegung geformt und bleibt erhalten. Das führt dazu, dass Kinder kognitiv leistungsfähiger sind, wenn sie sich ausreichend bewegen.“
Kinder brauchen deshalb nicht nur mehr Bewegung als Erwachsene, sondern haben meist auch einen stärkeren Bewegungsdrang und Motivation zum Sport. Die offizielle Initiative in-form.de empfiehlt, dass Kinder eine Stunde am Tag Freizeitaktivitäten ausüben sollten, bei denen man nicht ins Schwitzen kommt, wie beispielsweise Radfahren. 30 Minuten täglich sollte außerdem Bewegungsarbeit auf dem Plan stehen, bei der die Kinder ins Schwitzen kommen oder außer Puste geraten. Das könnte zum Beispiel beim Laufen oder Schwimmen sein.
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Welche Sportart ist für mein Kind geeignet?
Das können Sie wahrscheinlich nur durch Ausprobieren herausfinden. Die Ärztin Andrea Schmelz rät bei Elternwissen dazu, dass Kinder sich in mehreren Sportarten versuchen sollten, bis sie sich für eine entscheiden. Da es sehr viele Sportarten für Kinder gibt, müssen viele von ihnen erst einmal herausfinden, was ihnen am meisten Spaß macht und wo ihre Fähigkeiten liegen. Außerdem belasten Kinder ihre Muskeln und Sehnen durch häufigen Wechsel der Sportart nicht einseitig. Die Ärztin empfiehlt, dass sich Kinder erst ab einem Alter von 12 bis 13 Jahren auf eine bestimmte Sportart konzentrieren sollten.
Da es sehr viele unterschiedliche Sportarten und Sportangebote für Kinder gibt, haben wir Ihnen eine grobe Übersicht erstellt.
- Ballsportarten: Beim Fußball, Basketball, Handball und Volleyball geht es um Teamgeist, Zusammenhalt, Koordination, Schnelligkeit und Ausdauer.
- Individualsportarten: Leichtathletik, Reiten, Schwimmen oder sogar Kinder-Yoga? Je nachdem, ob es darum geht, zur inneren Ruhe zu kommen oder einen Wettkampf zu gewinnen: Diese Sportarten eignen sich gut für Individualisten, die starke Vorlieben haben, wie zum Beispiel für Wasser oder Tiere.
- Teamsportarten: Gruppensport gibt es auch ohne Ball – wie beispielsweise Turnen, Tanzen oder Kampfsport wie Judo oder Karate. Körperbeherrschung, Disziplin aber auch Selbstbewusstsein werden bei diesen Sportarten gefördert.
Welches Alter ist für welche Sportart geeignet?
Bewegungserziehung kann sehr früh beginnen, zum Beispiel schon mit etwa drei Monaten mit Babygymnastik oder Babyschwimmen. Dabei schwimmen die Babys aber nicht, sondern werden von den Eltern im Wasser getragen oder geschaukelt.
Ab zwei Jahren können Kleinkinder schon zusammen mit ihren Eltern beim Eltern-Kind-Turnen oder Kindertanzen mitmachen.
Im Kindergarten lernen Kinder dann schon spielerisch verschiedene Bewegungsmöglichkeiten kennen. Meist üben sie unterschiedliche Bewegungsspiele, wie Laufen, Fangen, Werfen oder einfache Turnübungen. Eine Spezialisierung auf eine Sportart gibt es in diesem Alter meist noch nicht.
Ab vier bis fünf Jahren werden dann – je nach individueller Entwicklung – die oben aufgezählten Sportarten wie Fußball, Ballett oder Kampfsport spannend. Ab diesem Alter bieten auch Vereine Kurse an. Beim Schwimmen kommt es darauf an, wann das Kind die Fähigkeit erlernt hat. Die meisten Sportarten eignen sich dann für Kinder bis in die Pubertät hinein.
Wo finde ich Sportangebote?
Während der Pandemie haben sich vermehrt digitale Bewegungsangebote etabliert – auch für Kinder. Dabei gibt es Sportprogramme von Kitakindern bis hin zu Jugendlichen; Sportgeräte sind nicht notwendig. Zum Beispiel hat die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) mit ihrer Initiative „Kinder stark machen“ ein Bewegungsprogramm für Kinder erstellt – mit viel Musik. 15 Folgen davon gibt es auf YouTube.
Für Teenager gibt es zum Beispiel auf YouTube ein Homeworkout für Jugendliche von der Fitnessinfluencerin Sophia Thiel.
Wer mit den Kindern mal raus möchte, für den bieten sich unzählige Möglichkeiten. Neben Freibädern und Spielplätzen gibt es Parcours für Kinder, Hochseilgärten oder Trampolinhallen. Meistens bietet die Website Ihrer Gemeinde eine Übersicht. Auch Sportcamps sind eine Option, bei denen Kinder einen Tag oder mehrere Tage lang unterschiedliche Sportarten ausprobieren können.
Wenn Sie einen Sportverein für die regelmäßige Bewegung Ihres Kindes suchen, dann können Sie im Sport-Branchenbuch fündig werden – oder Angebote bei Ihrer Gemeinde einsehen. Bevor Sie sich für einen Verein entscheiden, sollten sie Schnupperstunden mit Ihrem Kind vereinbaren. Dann können Sie und Ihr Kind feststellen, ob der Verein oder die Sportart überhaupt zu Ihrem Kind passt. Achten Sie darauf, ob der Verein die Kinder in altersgerechte Gruppen aufteilt und der Trainer gut auf die Kleinen eingehen kann.
Übrigens: Laut in-form.de treibt über die Hälfte der Kinder im Alter von drei bis zehn Jahren wenigstens einmal in der Woche Sport in einem Verein. Die beliebteste Sportart ist natürlich Fußball.
Kosten bei Kindersport
Das lässt sich pauschal nicht sagen, da die Kosten je nach Sportart oder Standort sehr unterschiedlich ausfallen können. Die Jahresgebühr für einen Sportverein liegt in etwa zwischen 40 und 120 Euro. Dabei sind Vereine im ländlichen Raum etwas günstiger als in der Stadt. Dazu kommt, dass eine Sportart wie etwa Reiten von Natur aus teurer ist als Fußballspielen. Auch bei der Ausstattung kommen Kinder, die Fußball spielen, günstiger weg als begeisterte Reiter.
Für wen die Kosten zu hoch sind, der kann sich aber auch um Förderungen bemühen. Diese können über die Sportvereine laufen oder über die Behörden. Zum Beispiel gibt es in der Stadt Berlin die Möglichkeit, dass die Stadt den Mitgliedsbeitrag übernimmt, wenn die Eltern dazu finanziell nicht in der Lage sind. Auch Krankenkassen springen finanziell ein, wenn das Kind an Übergewicht leidet oder eine gesundheitliche Einschränkung vorhanden ist.
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