Leihoma steht mit einem Kind in der Küche beim Backen

Leihoma – Die alternative Kinderbetreuung

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Viele Kinder, wenig Erzieher. Seit einiger Zeit herrscht in Deutschland Kitaplatzmangel. Eine Herausforderung, die besonders Eltern schwer trifft. Denn obwohl die Bundesregierung eine Lösung anstrebt, wird sich die Situation aufgrund der fehlenden Erzieher in den nächsten Jahren verschärfen. Bereits heute fehlen laut Experten rund 300.000 Kitaplätze und 107.000 Erzieher/innen in der gesamten Bundesrepublik. Diese Zahlen zeigen, wie schwer es für Eltern sein kann, eine geeignete Kinderbetreuung zu finden.

Eine Alternative – auch zur Überbrückung der Betreuungslücke – bieten Betreuungsdienste, die von Senioren angeboten werden. So genannte Leihomas beziehungsweise Leihopas entlasten Eltern bei Bedarf und betreuen das Kind, wenn diese einmal keine Zeit haben. Der Vorteil: Die Senioren verfügen über einen großen Erfahrungsschatz im Umgang mit Kindern und sind zeitlich besonders flexibel. Doch was genau macht eine Leihoma oder ein Leihopa und wo findet man sie?

Was macht eine Leihoma?

Wie leibliche Großeltern unterstützen Leihomas und -opas Familien im Alltag. Denn obwohl die Großeltern eine beliebte Kinderbetreuung darstellen, kann nicht jede Familie auf sie zählen. Entweder sind diese bereits verstorben oder sie leben so weit weg, dass eine Betreuung der Enkelkinder im Alltag nicht möglich ist. Genau in solchen Situationen bieten sich Rentner aus der Umgebung als Alternative an. Von Spielen, Rumturnen, Kochen und Basteln bis hin zur Unterstützung beim Lernen tun Leihgroßeltern all das, was leibliche Großeltern eben auch machen. Zudem unterstützen sie meist nicht nur bei der Kinderbetreuung, sondern stehen auch den Eltern mit Rat zur Seite – schließlich haben die meisten Leihgroßeltern selbst irgendwann ein Kind großgezogen.

Dennoch sind Leihgroßeltern nicht als Haushaltshilfen anzusehen. Deshalb sollte die Zusammenarbeit und der Aufgabenbereich der Leihgroßeltern zwischen beiden Parteien genau abgestimmt werden. Wichtig ist auch, dass eine Leihoma beziehungsweise Leihopa keinen Ersatz für eine regelmäßige Kinderbetreuung darstellen. Eltern, die also beide regelmäßig berufstätig sind, sollten auf Tagesmütter zurückgreifen. Um jedoch stundenweise Betreuungslücken aufzufüllen – wenn ein Elternteil beispielsweise regelmäßig an einem Fitnesskurs teilnehmen will – können die Leihgroßeltern in dieser Zeit auf das Kind aufpassen.

Wie findet man eine Leihoma?

Die Wege eine Leihoma oder -opa zu finden, sind vielfältig. Neben kommerziellen und ehrenamtlichen Vermittlungsdiensten bieten viele Senioren ihre Tätigkeit auch selbständig im Internet oder in der Umgebung an.

  • Online Vermittlungsagenturen
    Am einfachsten kontaktiert man Leihgroßeltern über Online-Plattformen, die sich auf die Vermittlung von Kinderbetreuungen solcher Art spezialisiert haben (zum Beispiel granny-als-nanny.combetreut.de). Die Plattformen sind dabei ganz einfach im Internet zu finden. Registriert sind bei solchen Agenturen überprüfte Senioren, die sich für die Kinderbetreuung anbieten. Eltern können sich meist nach einer kostenfreien Registrierung die einzelnen Profile anschauen und den passenden Kandidaten in der Umgebung finden. Bei einem ersten Treffen werden dann das Kind und die Leihoma beziehungsweise Leihopa bekannt gemacht. So lässt sich schnell feststellen, ob die Chemie zwischen den beiden – und natürlich den Eltern – stimmt.
  • Karitative Vermittlungsdienste
    Auch karitative oder kirchliche Träger, wie die Caritas, die Diakonie, Mütterzentren, die Arbeiterwohlfahrt oder das Deutsche Rote Kreuz helfen Eltern bei der Suche nach Leihgroßeltern. Bei den entsprechenden Ansprechpartnern – oder teilweise auch im Internet – füllen beide Parteien zunächst einen Fragebogen mit Hobbies, Wünschen und Erwartungen aus. Je nach Anspruch werden dann passende und in der Nähe wohnende Leihomas und -opas den Familien vorgeschlagen. Auch hier folgt nach der Vermittlung zunächst ein persönliches Treffen um das gegenseitige Vertrauen aufzubauen und die Sympathie zu stärken.
  • Kleinanzeigen
    Unter den Stichworten „Leihoma gesucht“, „Oma-Opa-Service“ oder „Leihoma Service“ wird man im Internet schnell fündig. Viele Senioren bieten ihre Betreuungsdienste nämlich auch außerhalb von Vermittlungsplattformen oder ehrenamtlichen Trägern an. Auf Ebay, Quoka oder anderen Kleinanzeigen-Plattformen können die Senioren dann kontaktiert werden. Achten Sie dabei unbedingt auf die Seriosität der Angebote. Wichtig ist deshalb auch hier, dass Eltern zunächst zu einem ersten Gespräch – am besten auf neutralem Boden – einladen. Übrigens: Die Kleinanzeigen in der Zeitung sollten bei der Suche natürlich nicht vergessen werden!
  • Persönliche Kontakte
    Es muss nicht immer ein fremder Kontakt sein, der sich als Leihoma oder -opa für die Kinderbetreuung anbietet. Oft haben – bei genauerer Überlegung – die meisten Eltern nämlich bereits Kontakte zu Senioren, die sich gut mit den eigenen Kindern verstehen. Sei es der ältere Nachbar von nebenan oder die nett grüßende Dame beim täglichen Spaziergang. Auch private Kontakte sollten also von Eltern genutzt werden. Fragen, ob der Nachbar gerne Leihopa wäre, kostet also nichts. Viele Senioren freuen sich, wenn sie ein paar Stunden auf Kinder aufpassen können und so Familien unterstützen.

Was verdient eine Leihoma?

Leihomas und -opas bieten ihre Betreuungsdienste sowohl ehrenamtlich als auch gegen Bezahlung an. Während bei einer ehrenamtlichen Tätigkeit in der Regel Kostenerstattungen für Fahrtwege oder Verpflegung anfallen, werden die bei Familien angestellten Leihomas auf Minijob-Basis (450 Euro) vergütet. Die Leihoma wird als Arbeitnehmer dann direkt von den Familien bei der Bundesknappschaft (Minijobzentrale) angemeldet. Diese Behörde ist auch für die Berechnung der Steuerbeiträge und der Sozialversicherungsabgaben zuständig. Die Abgaben können nachträglich zu einem gewissen Anteil in der Steuerklärung der Familien geltend gemacht werden.

Hinsichtlich des Stundenlohns von Leihomas und -opas sind die Familien flexibel. Je nach ausgeübter Tätigkeit liegen die Stundenlöhne meist jedoch zwischen 10 und 17 Euro. Auch hier gilt, dass Fahrtwege und Verpflegungskosten extra bezahlt werden sollten. Natürlich können Leihomas und -opas auch stundenweise über entsprechende Agenturen gebucht werden. Dort bezahlen Eltern neben gegebenenfalls erhobenen Servicepauschalen meist nur für die gebuchten Stunden.


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Welche rechtlichen Aspekte gibt es bei Leihomas zu beachten?

Wichtig sind im Zusammenhang mit der Kinderbetreuung durch Leihgroßeltern vor allem die Frage nach der Haftpflicht- und Unfallversicherung. Sollte die Leihoma oder Leihopa während der Betreuung – und damit während der Arbeitszeit – einen Schaden verursachen, kommt die Haftpflichtversicherung der Familie dafür auf. Sollte die Leihoma einen Unfall auf dem Weg zur Arbeit oder während der Arbeitszeit erleiden, haftet die gesetzliche Unfallversicherung. Die Beiträge zur gesetzlichen Unfallversicherung werden bei der Anmeldung von der Minijobzentrale berechnet und automatisch abgeführt. Sind die Leigroßeltern ehrenamtlich tätig, sind sie in der Regel über die karitative Vereinigung oder Agenturen selbst versichert. Eltern sollten sich hierfür jedoch beim entsprechenden Träger vorher informieren.

Vor- und Nachteile einer Leihoma

Immer mehr Familien ziehen arbeitsbedingt von ihrem ursprünglichen Heimatwohnort weg. Zurück bleiben meist die Großeltern. Eine regelmäßige Betreuung für das Enkelkind ist dann nicht mehr möglich. Leihomas beziehungsweise Leihopas bieten hier Ersatz zu den leiblichen Großeltern. Sie helfen den Familien die alltäglichen Lücken in der Kinderbetreuung auszufüllen und gestalten so ihren Rentenalltag neu. Der Vorteil: Die Senioren verfügen über einen großen Erfahrungsschatz im Umgang mit Kindern. Mit etwas Regelmäßigkeit können so tolle Beziehungen zwischen Leihgroßeltern und den „Leihenkelkindern“ entstehen. Für die emotionale Betreuung also ein zweiseitiger Erfolg. Zudem sind Leihomas meist nur für eine oder zwei Familien tätig und deshalb besonders flexibel. Hinzu kommt, dass die ehrenamtlichen Angebote für Familien eine kostengünstige Alternative zu Babysittern sind.

Doch es gibt auch Nachteile. Wichtig ist, dass Eltern den Leihgroßeltern vertrauen. Denn nur wenn die Eltern das Gefühl haben, dass ihr Kind von einem kompetenten und erfahrenen Senior betreut wird, sollte eine solche Betreuung auch tatsächlich stattfinden. Hinzu kommt hier auch die Abstimmung des Erziehungsstils. So sollten Eltern unbedingt beim Erstgespräch ihre Wünsche, Regeln und Rituale offenlegen, damit sich auch die Leihgroßeltern an diese halten und orientieren können.

Vorteile
  • Flexibel und kostengünstig
  • Erfahrungs
    schatz im Umgang mit Kindern
  • Abwechslung auch im Alltag der Leihgroßeltern
  • Ersatz für die leiblichen Großeltern
Nachteile
  • Vertrauensfrage
  • Anpassung des Erziehungs
    fragestils

Titelbild: © Halfpoint/iStock.com

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