Photophobie – was ist das eigentlich? Weltweit leiden zwischen fünf und 20 Prozent aller Erwachsenen an dieser Krankheit. Wie Sie Photophobie erkennen und wie sie zu behandeln ist, erfahren Sie im Beitrag.
Was ist Lichtempfindlichkeit?
Lichtempfindlichkeit, auch Photophobie genannt, bezeichnet einen medizinischen Zustand, bei dem die Betroffenen nach Möglichkeit das Licht meiden. „Photophobie“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet direkt übersetzt „Angst vor Licht“ (eine Zusammensetzung der griechischen Worte photo, was hell bedeutet, und phob, also gegen etwas abgeneigt sein), wobei es sich allerdings nicht direkt um Angst handelt. Vielmehr sind die Augen der Betroffenen sehr lichtempfindlich und reagieren bereits auf geringe Lichtmengen gereizt. Sie können dann nur kurz oder nur mit einer Sonnenbrille ins Freie, selbst wenn es bewölkt ist. Die Medizin hat die genauen Mechanismen dahinter noch nicht vollständig erforscht, Wissenschaftler sind jedoch der Ansicht, dass überaktive Nerven, die zu viele Reize an das Gehirn weiterleiten, eine Rolle spielen.
Ursachen für Lichtempfindlichkeit
Photophobie kann einen körperlichen oder psychischen Ursprung haben. Die psychischen Auslöser sind jedoch sehr selten – in solchen Fällen ist tatsächlich von einer Phobie im Sinne einer Angststörung die Rede. Oftmals aber geht Lichtempfindlichkeit mit Erkrankungen am Auge einher oder äußere Reize lösen sie aus. Wenn der Augennerv, der Gesichtsnerv oder das Gehirn beteiligt sind, spricht man von einer neurologischen Erkrankung.
Äußere Ursachen von Lichtempfindlichkeit
- Falsche Anwendung von Kontaktlinsen
- UV-Strahlen oder Sonnenbrand
- Verletzungen
- Pflegemittelexposition
- Toxische Membranschäden
Augenerkrankungen, die eine Lichtscheu nach sich ziehen
- Eine Virusinfektion im Auge
- Bindehautentzündung (Konjunktivitis)
- Regenbogenhautentzündung (Uveitis)
- Grüner Star (auch Glaukom genannt)
- Grauer Star (Linsentrübung oder Katarakt genannt)
- Pupillenerweiterung (Mydriasis)
- Zu seltener Lidschlag
- Trockene Augen
- Lange Bildschirmarbeit
- Angeborene Fehlbildungen (totale Farbenblindheit oder Spaltbildung der Regenbogenhaut)
Und zuletzt können Sie im Rahmen verschiedener Erkrankungen abseits des Auges eine Lichtempfindlichkeit entwickeln. Dazu gehören Erkältungen, Hirntumore, Masern, Tollwut, Syphilis und Epilepsie. Theraspecs zufolge tritt Photophobie bei etwa 85 Prozent aller Migränepatienten auf, bei knapp der Hälfte aller Opfer von Hirnschädeltrauma (40 bis 55 Prozent) und bei einer überwältigenden Mehrheit von ADD- oder ADHD-Patienten (mehr als 70 Prozent).
Symptome Photophobie
Wenn Sie an Lichtempfindlichkeit leiden, reagieren Ihre Augen stark auf sämtliche Lichtquellen zwischen Sonne und Nachttischlampe. Die Symptome sind dabei vielfältig: Ein Brennen oder Jucken der Augen kann auftreten oder sie können anfangen zu tränen. Auch Rötungen und Trockenheit der Augen sind mögliche Symptome von Lichtempfindlichkeit. In manchen Fällen treten sekundäre Symptome wie Kopfschmerzen, Migräne und Schwindel auf. Und in ernsten Fällen klagen die Betroffenen über stechende Schmerzen in den Augen. Symptome wie starke Schmerzen, Augentränen, Sekretabsonderung, Lidkrämpfe oder Trübung am Auge sind Anzeichen dafür, einen Augenarzt oder die Notaufnahme einer Augenklinik aufzusuchen.
Behandlung von Lichtempfindlichkeit
Sollten Sie eine erhöhte Blendempfindlichkeit oder Lichtscheu bei sich feststellen, suchen Sie so schnell wie möglich einen Augenarzt auf.
Behandlung von Lichtempfindlichkeit durch Augenerkrankungen
Der Augenarzt beginnt mit einer ausführlichen Befragung zur Krankengeschichte (Anamnese). Bestimmte Informationen über Lebensgewohnheiten, Erkrankungen innerhalb der Familie oder Hinweise auf Ihre Berufstätigkeit können dabei helfen, den Auslöser zu finden. Anschließend wird er eine sorgfältige Untersuchung der Augen vornehmen. Dazu gehören die Perimetrie, auch Gesichtsfeldmessung oder Gesichtsfelduntersuchung genannt, Sehtests und gegebenenfalls U-Untersuchungen.
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Weil Photophobie oftmals aus einer zugrundeliegenden Krankheit entsteht, wird der Arzt die Behandlung danach ausrichten, die Primärkrankheit zu bekämpfen. Gelingt dies, klingt die Lichtempfindlichkeit häufig ab oder bessert sich zumindest. Ist eine Augenerkrankung der Auslöser, so kommen je nach Einzelfall entzündungshemmende, schmerzlindernde oder auch antibakterielle Medikamente zum Einsatz. Häufig helfen Augentropfen, -salben und -gels mit bestimmten Wirkstoffen dabei, die Entzündung am Auge zu bekämpfen. Bei trockenen Augen können Sie künstliche Tränenflüssigkeit nutzen – diese Lösung ist jedoch nicht für eine Dauerbehandlung vorgesehen.
Behandlung bei Lichtempfindlichkeit durch Kopfschmerzerkrankungen
Sind Migräne oder andere Kopfschmerzerkrankungen für eine Photophobie verantwortlich, so müssen Sie statt einem Augenarzt den Neurologen aufsuchen. Dieser kann geeignete Medikamente zur Bekämpfung von Schmerzanfällen verschreiben oder auch Arzneistoffe, die vorbeugend wirken.
Allgemeine Behandlung
Wichtig dabei: Manchmal reicht eine Behandlung durch Medikamente nicht aus, um die Symptome loszuwerden. In solchen Fällen ist eine Therapie für Körper, Geist und Seele zugleich womöglich hilfreicher. Je nachdem, wie schwer die Grunderkrankung ist, kann es auch sein, dass Sie spezielle Behandlungen von anderen Ärzten brauchen.
Das können Sie tun
Um den Verlauf der Krankheit so angenehm wie möglich zu gestalten, können Sie Räume zu Hause abdunkeln oder auf eine Sonnenbrille zurückgreifen. Das „Ausblenden“ der Symptome durch eine solche Lösung kann allerdings keine Behandlung ersetzen. Ruhe und ausreichend Schlaf können unter Umständen verhindern, dass die Erkrankung sich verschlimmert. Als Epileptiker wiederum gilt es, schädliche Lichtquellen zu vermeiden, zum Beispiel Stroboskop-Licht.
Photophobie vorbeugen
Wegen der großen Bandbreite verschiedener möglicher Ursachen für Lichtempfindlichkeit gibt es auch eine Menge prophylaktischer Maßnahmen, die Sie ergreifen können. Falls Sie generell lichtempfindlicher sind, hilft einfach das Tragen einer Sonnenbrille. Das Beachten und Einhalten von Hygienemaßnahmen (vor allem die im Zuge der Corona-Krise bekannter gewordenen Regeln zum Händewaschen) kann verhindern, dass Sie durch Handkontakt am Auge Erreger übertragen.
Prognose
Die Prognose hängt – genau wie die Behandlung auch – davon ab, welche Krankheit die Lichtempfindlichkeit nun ausgelöst hat. Ist zum Beispiel der Graue Star für eine Lichtüberempfindlichkeit verantwortlich, kann es im unbehandelten Falle sein, dass Sie auf dem betroffenen Auge erblinden. Eine Hirnhautentzündung kann, sofern sie nicht behandelt wird, eine sogenannte Superinfektion auslösen, die dann im schlimmsten Fall ebenfalls zu einer Erblindung führt. Hirntumore wiederum kommen in ganz unterschiedlichen Varianten vor, die alle ihre eigenen Prognosen haben. Bei Lichtempfindlichkeit durch zu langes ununterbrochenes Starren auf einen Computerbildschirm kann es helfen, die Aktivitäten an elektronischen Geräten so gut es geht einzuschränken. Auf jeden Fall gilt: Gelingt es dem Arzt, die zugrundeliegende Krankheit gut in den Griff zu bekommen, erholen sich auch die Augen meist schnell wieder.
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