Ibuprophen, Antibiotika oder pflanzliche Heilmittel: Medikamente, die sich in fast jedem Apothekerschränkchen wiederfinden. Doch wie sieht es eigentlich mit der richtigen Lagerung der empfindlichen Mittel aus? Falsch aufbewahrt verlieren sie schnell ihre Wirkung oder werden schlecht. Wie sich diese Fehler vermeiden lassen, lesen Sie in unserem Beitrag.
Wie lange sind Medikamente haltbar?
Wie lange ein Medikament haltbar ist, hängt von seinem Verfallsdatum ab – darin unterscheidet es sich nicht allzu sehr von Lebensmitteln. Das Verfallsdatum garantiert, dass es bis zu diesem Zeitpunkt stabil bleibt. Nur über diese Laufzeit haftet der pharmazeutische Unternehmer für die Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit – sofern das Medikament unter den definierten Bedingungen gelagert wird.
Fertigarzneimittel in Verpackungen, die mehrfach entnommen werden, enthalten neben dem Verfallsdatum auch Angaben zur Haltbarkeit nach erstmaliger Öffnung. Das betrifft zum Beispiel die Herstellung eines Safts, der mit Trockensubstanzen angerührt wird.
Das gilt es zu beachten bei der Haltbarkeit von Medikamenten
Nur weil das Verfallsdatum näher rückt, werden Medikamente nicht automatisch unbrauchbar. Es kann Unterschiede geben zwischen der deklarierten und der tatsächlichen, wissenschaftlich begründbaren Mindesthaltbarkeitsfrist. Ignorieren sollte man das Datum dennoch nicht, da Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit schwinden.
Manche Arzneimittel können sogar schädlich werden, wie das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) warnt. Das geschieht, indem sich diese durch Temperatur- und Feuchtigkeitsbelastung, Licht- und Sauerstoffeinwirkung zersetzen oder durch chemische Reaktionen mit Hilfsstoffen und Wechselwirkungen mit den Packmitteln in andere, möglicherweise gesundheitsschädliche Substanzen umbauen. Aus diesem Grund verbietet das Arzneimittelgesetz, abgelaufene Medikamente weiterhin in den Verkehr zu bringen.
Wie empfindlich reagieren Tropfen, Tabletten, Salben und Cremes?
Ein Beispiel eines Medikaments, das auch Wochen nach dem Verfallsdatum verwendet werden darf, ist Aspirin. Verantwortlich ist die darin enthaltene Acetylsalicylsäure. Ebenfalls ziemlich stabil bleiben Cremes, die im schlimmsten Fall schlecht riechen, aber sonst ihre Wirkung behalten. Salben hingegen wirken nach Ablauf des Verfallsdatums deutlich weniger, die Wirkung kann sogar ganz verschwinden.
Vorsicht gilt auch bei Antibiotika und Augentropfen, deren Verfallsdatum keine Toleranz vorgibt. Denn sind die Tropfen erst einmal abgelaufen, steigt die Gefahr, dass sich Keime ausbreiten, die in den Körper gelangen können. Im schlimmsten Fall folgt eine Entzündung.
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Alarmzeichen für abgelaufene Arzneimittel
Auch wenn ordnungsgemäß gelagerte Medikamente am Verfallsdatum nicht sofort schädlich werden, gibt es Anzeichen, die auf einen Verfall hindeuten, wie das LGL und Bundesgesundheitsministerium aufzeigen:
- Tabletten haben sich optisch verändert, zum Beispiel Flecken, Verfärbungen
- Dragees sind nicht mehr gleichmäßig gefärbt oder rissig
- In einer ursprünglich klaren Flüssigkeit schweben Flocken oder es hat sich etwas am Boden abgesetzt
- Salben oder Cremes sind eingetrocknet oder haben sich verflüssigt
- Zäpfchen haben glitzernde, kristalline Auflagerungen
- Geruchsentwicklung
- Aufgeblähte Verpackungen
In diesem Fällen raten Experten davon ab, Medikamente weiter zu verwenden. Allerdings verläuft nicht jede Veränderung sichtbar. Diese lassen sich nur durch Untersuchungen im Labor feststellen.
Die richtige Lagerung von Medikamenten
Wovon hängt die Wirksamkeit der empfindlichen Arzneimittel ab? Zu feucht gelagert, eine zu hoch oder tief eingestellte Raumtemperatur, Licht oder die falsche Entnahme können die Qualität mindern oder im schlimmsten Fall gesundheitsschädigende Abbauprodukte hervorrufen. Ein falsch gelagertes Medikament kann schon vor Ablauf des Verfallsdatums seine Wirksamkeit verlieren. Wie Medikamente richtig gelagert werden sollten, steht entweder auf der Verpackung oder im Beipackzettel. Dazu zählen folgende Punkte:
- Originalverpackt mit Beipackzettel aufbewahren
- Vor Hitze und Sonne schützen
- Nicht im Badezimmer lagern
- Keinen Zugang für Kinder
Die Originalverpackung sollte aufgehoben werden, um auch zu einem späteren Zeitpunkt die richtige Anweisung und Anwendung nachvollziehen zu können. Da kann es nämlich zu großen Unterschieden kommen. Als richtige Lagertemperatur lassen sich drei Gruppen unterscheiden. Zum einen Raumtemperatur (15-25 Grad oder teilweise auch bis 30 Grad), im Kühlschrank (zwei bis acht Grad) oder tiefgekühlt bei -18 Grad und kälter. Zur zweiten Gruppe gehören beispielsweise empfindliche Medikamente wie Antibiotika oder Hormon- und Insulinpräparate. Am besten halten sich diese bei etwa zwei bis sechs Grad.
Die Lagertemperatur ist entscheidend
Bei Raumtemperatur aufbewahrte Medikamente sind am stabilsten. Kurzzeitige oder geringfügige Über- und Unterschreitungen der angegebenen Lagertemperatur sind in der Regel kein Problem. Allerdings sind Medikamente nicht hitzebeständig. Im heißen Auto sollten sie daher nicht gelagert werden – auch weil das Sonnenlicht die Arzneimittel schädigt.
Das Badezimmer eignet sich ebenso wenig als Aufbewahrungsort, weil dort die Temperaturen und die Luftfeuchtigkeit schwanken können und es durchschnittlich zu warm ist. In die andere Richtung des Thermometers sollte es allerdings auch nicht gehen. Medikamente, die im Kühlschrank gelagert werden, dürfen nicht einfrieren. Sollte der Fauxpas dennoch passieren, kann derjenige davon ausgehen, dass die Arzneimittel nicht mehr wirken.
Unterschiede gibt es auch zwischen ungeöffneten und bereits benutzten Medikamenten. Es gibt Mittel, wie Augentropfen beispielsweise, die mikrobiell anfällig sind. Hinweise dazu, wie lange diese dann noch wirksam sind, finden sich auf der Verpackung. Aus diesem Grund ist es ratsam, das Öffnungsdatum darauf zu notieren. Genauso sollten Patienten darauf achten, flüssige Arzneimittel nicht mit den Händen zu verunreinigen und diese nach dem Benutzen wieder zu schließen.
Medikamente richtig entsorgen
Fest steht, abgelaufene Arzneimittel müssen entsorgt werden. Ist auf dem Beipackzettel nichts Gegenteiliges beschrieben, dürfen alte Medikamente im Hausmüll landen. Diese zählen nämlich zum „Siedlungsabfall“ und werden daher verbrannt. Eine aufwendige Deponieabdichtung gewährleistet zudem, dass Schadstoffe aus den abgelaufenen Medikamenten nicht ins Grundwasser sickern.
Aus diesem Grund haben Medikamente im Abfluss oder in der Toilette nichts zu suchen. Das Gleiche gilt auch für Arzneimittelreste in Gläsern, die beim Ausspülen nicht dorthin gelangen sollten.
Wer sich nicht sicher ist, wo er die Altmedikamente entsorgen darf, kann diese zur Apotheke bringen. Allerdings bieten nicht alle Apotheken diesen Service an, rechtlich verpflichtet sind sie dazu nämlich nicht. Darüber hinaus gibt es in manchen Städten weitere Möglichkeiten, wie die Medikamententonne, Schadstoffsammelstellen oder Schadstoffmobile. Auskunft geben die Gemeinden und Städte vor Ort.
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