Der Nikolaustag steht kurz bevor. Besonders Kinder freuen sich in der kalten Jahreszeit auf den Geschenkeüberbringer. Doch woher kommt eigentlich der Brauch und wer war dieser Nikolaus überhaupt? In unserem Beitrag erfahren Sie alles über den heiligen St. Nikolaus, seine gefürchteten Gefährten und den Feiertag.
Historisches über den Nikolaus
Der Nikolaus belohnt jedes Jahr die braven Kinder. Er kommt in der Nacht, wenn alle schlafen, steckt seine Geschenke heimlich in die leeren Stiefel und verschwindet genauso heimlich wieder über den Kamin. Dieses Bild haben wohl viele im Kopf, wenn sie an den Nikolaus denken. Dass es sich bei der Legende des Nikolaus jedoch um eine reale Person handelte, wissen meist nur wenige. Wer war er nun, dieser Nikolaus? Und was hat es mit den Stiefeln und dem Kamin auf sich?
Wer war Nikolaus?
Der Nikolaustag und die Verehrung des Heiligen ist der Kirche nach mit dem Leben des Nikolaus von Myra verbunden. Im dritten Jahrhundert in Lykien – einer Region südwestlich von Antalya – geboren, wurde Nikolaus mit gerade einmal 19 Jahren zum Priester geweiht. Als Glaubensmann trieb es ihn in die große Stadt Myra (heute: Demre), in der er 325 n. Chr. zum Bischof geweiht wurde. Nikolaus von Myra habe zu dieser Zeit viele Wunder vollbracht und wurde als Bischof besonders für seine Barmherzigkeit bekannt. In der orthodoxen Kirche wird er deshalb, ähnlich wie Sankt Martin, als Helfer in der Not gepriesen. Eine offizielle Heiligsprechung seitens der Kirche fand jedoch nie statt. Der Heilige Nikolaus gilt als so genannter Volksheiliger, bei dem die Verehrung vom und durch das Volk ausgeht.
Historiker hingegen gehen bei der Legendenbildung des Heiligen Nikolaus von einer Verschmelzung zweier oder mehrerer Lebensgeschichten aus. Neben der Person des Bischofs von Myra aus dem vierten Jahrhundert soll auch ein Abt aus Sion an dem Verehrungskult beteiligt sein. Auch dieser trug laut den Wissenschaftlern den Namen Nikolaus und lebte im sechsten Jahrhundert in Kleinasien. Später soll der Ordensmann als Bischof von Pinora – einer Stadt nahe Myra – ebenfalls als Wohltäter verehrt worden sein.
Wann lebte Nikolaus?
Die Frage nach den genauen Lebenszeiten des Heiligen Nikolaus zu beantworten, ist gar nicht so einfach. Denn je nach Quelle existieren unterschiedliche Geburts- und Sterbejahre des Bischofs von Myra. Wahrscheinlich ist jedoch, dass der von der Kirche als Heiliger Nikolaus verehrte Bischof zwischen 270 und 290 n. Chr. geboren wurde. Die Bischofsweihe in Myra fand schließlich 325 n. Chr. statt und gilt als belegt. Damit wäre Nikolaus bei der Ernennung zum Bischof zwischen 35 und 55 Jahre alt gewesen. Auch beim Sterbejahr gibt es je nach Forschungsarbeit unterschiedliche Angaben, weshalb das Sterbejahr zwischen 345 und 351 n. Chr. schwankt. Noch wichtiger als das Jahr ist jedoch der Tag, an dem der Bischof starb. Gemeinhin gilt dieser als der 6. Dezember. Der Todestag des Bischofs wird heute in Andenken an seine guten Taten gefeiert und bildet bis heute den eigentlichen Ursprung des Nikolaustages.
Woher kommt der Nikolaus?
Nikolaus von Myra wurde vermutlich in Patara, einer Stadt an der Mittelmeerküste Lykiens in der heutigen Türkei geboren. Die antike Stadt gehört mittlerweile zur Provinz Antalya, dient jedoch heute nur noch als historische Stätte für interessierte Touristen. Nachdem er zum Bischof geweiht wurde, verbrachte Nikolaus seine Lebenszeit in Myra, die heute als Stadt Demre in der Türkei bekannt ist. Sowohl Patara als auch Myra waren damals Teil des römischen und später byzantinischen Reichs, wo das Christentum als Religionsform vorherrschte.
Die Gebeine des Heiligen wurden zunächst in Myra beigesetzt, später jedoch nach Italien abtransportiert. Bereits im sechsten Jahrhundert wurde Nikolaus eine eigene St.-Nikolaus-Kirche in Myra erbaut, die bis heute eine Wallfahrtsstätte für viele Pilger darstellt.
Der Feiertag: Warum, wann, wo und wie wird Nikolaus gefeiert?
Der heilige Nikolaus ist einer der am meisten verehrten Heiligen im Christentum. Dabei werden ihm in jedem Land unterschiedliche Bräuche zuteil. Aufgrund seiner hohen Bekanntheit und der weitverbreitenden Verehrung, wurde zeitweise der Vorschlag geprüft, den Heiligen Nikolaus als Schutzpatron für Europa einzusetzen. Doch für welche Taten feiern wir diesen Heiligen eigentlich so besonders? Und wieso ist er bei Kindern so beliebt?
Warum feiern wir Nikolaus?
Der Heilige Nikolaus gilt bis heute als Retter und Geschenkgeber. Zu seinen Lebzeiten soll er das Volk besonders durch seine Barmherzigkeit und Güte für sich gewonnen haben. Bis heute kreisen viele Legenden und Mythen um die Taten des einstigen Bischofs.
Eine der bekanntesten Legenden des Bischofs erzählt eine Geschichte über drei junge Frauen, die Nikolaus vor der Prostitution bewahrte. Dem armen Vater der Mädchen fehlte das Geld für die Heirat seiner Töchter. Ohne einen Ausweg zu sehen, wollte er seine Töchter auf die Straße schicken. Als Nikolaus davon erfuhr, half er dem armen Mann, indem er nachts Goldstücke durch den Kamin des Hauses warf. Das Geld landete direkt in den am Kamin zum Trocknen aufgehängten Socken der Mädchen und so rettete er sie vor ihrem Schicksal. Noch heute hängen deshalb viele Kinder zu Nikolaus ihre Socken an den Kamin oder stellen einen leeren Schuh vor die Tür.
Aber auch andere Legenden des Nikolaus lassen ihn vor allem als Patron für Kinder und Jugendliche wirken. So soll der Heilige Nikolaus die Stadt Myra nach einem Raub durch Seeräuber beschützt haben. Die Piraten hatten neben Getreide auch Kinder verschleppt, um diese als Sklaven zu halten. Durch Zahlungen aus dem Kirchenschatz hätte er die Kinder gerettet.
Entsprechend dieser Geschichten ist der heilige Nikolaus vor allem ein Patron für Kinder. Aber auch See- und Kaufleute sowie Fischer verehren ihn aufgrund seiner Heilstaten. Auch den historischen Überlieferungen nach, soll der Bischof von Myra stets barmherzig und großzügig Geschenke an Arme verteilt haben. Diesem vorbildlichen Verhalten wird jedes Jahr durch den Brauch im Dezember gedacht. Damit ist der Nikolaus der wohl wichtigste Bote der Vorweihnachtszeit.
5. oder 6. Dezember: Wann ist der Nikolaustag?
Der Nikolaustag geht auf den Sterbetag des Bischofs von Myra zurück und wird entsprechend am 6. Dezember gefeiert. So weit ist sich die Christenheit einig. Doch wann der Nikolaus nun zu den Kindern kommt, ist gar nicht so einfach zu beantworten. Selbst in Deutschland ist das Brauchtum von Region zu Region und innerhalb der Familien unterschiedlich. Zwar werden überall am Abend des 5. Dezember die Schuhe vor die Türe gestellt, die bei braven Kindern am nächsten Morgen auch gefüllt sind, über den Zeitpunkt des Besuchs des Nikolaus mit seinem goldenen Buch lässt sich jedoch streiten.
In vielen Familien kommt der Nikolaus am späten Abend des 5. Dezember nach Hause, bei anderen wiederum besucht er die Familien erst am Abend des 6. Dezember persönlich.
Wo wird Nikolaus gefeiert?
In den meisten christlich geprägten Ländern wird der Nikolaustag als Gedenktag begangen. Zwar ist der 6. Dezember in Deutschland kein Feiertag, dennoch gehört der Nikolausbrauch zu den wichtigsten Traditionen in der Vorweihnachtszeit. Während der Nikolaus also an diesem Tag die braven Kinder in Deutschland beschenkt, werden die unartigen Kinder von seinem furchteinflößendem Helfer Knecht Ruprecht bestraft. Weltweit wird der Brauch dabei unterschiedlich ausgelegt. Hier ein paar Beispiele:
Österreich und Teile Bayerns
Ähnlich wie in Deutschland steht auch in Österreich ein gefürchteter Gehilfe an der Seite des Nikolaus, der die unartigen Kinder bestraft: Der Krampus. Eine Schreckensgestalt, die auf eine vorchristliche Tradition zurückgeht und das Böse symbolisiert. In Österreich und Bayern hat sich der Krampus bereits recht früh mit dem Perchtenbrauchtum vermischt, das die Bösen Geister des Winters vertreiben soll.
Schweiz
In der Schweiz nennen die Kinder den Nikolaus meist „Samichlaus“, der jedoch ähnlich wie der Nikolaus die Kinder am 6. Dezember mit Süßigkeiten beschenkt. Begleitet wird der „Samichlaus“ von dem „bärtigen Schmutzli“, der dieselbe Rolle des deutschen Knecht Ruprecht einnimmt.
Luxemburg
In Luxemburg ist am Nikolaustag sogar für Vor- und Grundschüler schulfrei. Denn dann wird von den Kindern das so genannte „Klees’chen“, ein älterer Mann mit weißem Haar, empfangen. Der Winterbote wird mancherorts sogar mit dem Boot an Land geholt. Begleitet wird das „Klees’chen“ vom „Houseker“, der dem Knecht Ruprecht entspricht. Ähnlich wie beim Nikolaus wird nicht nur der Stiefel vor die Tür gestellt, sondern auch ein Teller mit Keksen, die dem Klees’chen zur Stärkung dienen sollen.
Italien
In Italien feiern die Menschen das wohl größte Nikolausfest. Denn nach dem Tod des Heiligen Bischofs sollen die Gebeine im elften Jahrhundert in die Stadt Bari nach Italien überführt worden sein. Auf dem nahegelegenen Meer an der Stadtgrenze wird zu Ehren des Heiligen eine große Feier abgehalten.
Niederlande
Auch in dem Nachbarland Deutschlands wird der Nikolaustag gefeiert. Er ist dort sogar wichtiger als Weihnachten. Jedoch empfangen die Niederländer ihren „Sinterklaas“ bereits Ende November. Mit einem Dampfschiff kommt „Sinterklaas“ samt Geschenken in den Niederlanden an. Das Spektakel wird sogar live im Fernsehen übertragen. Die Geschenkübergabe ist als „Pakjesavond“ (Paketabend) bekannt und findet dann am Abend des 5. Dezember statt. Begleitet wird der niederländische Nikolaus vom „zwarte Piet“ (schwarzer Peter), der die Aufgaben von Knecht Ruprecht übernimmt.
Russland
Der Nikolaus stellt in Russland den wichtigsten Landespatron dar. Dennoch bringt dort weder der Nikolaus die Geschenke noch feiert man dort 6. Dezember dessen Ankunft. Stattdessen bringt hier Djed Moros (Väterchen Frost) den Kindern ihre Gaben. Väterchen Frost stammt ursprünglich aus einem Märchen, sieht dem Nikolaus jedoch ähnlich. Begleitet wird Djed Moros nun nicht wie hierzulande von einer bösen Gestalt, sondern von seiner Enkelin Snjegurotschka (Schneeflöckchen). Die Geschenke werden zum so genannten Jolkafest am Silversterabend verteilt.
Was ist der Unterschied zwischen Nikolaus und Weihnachtsmann?
Der Unterschied zwischen dem Weihnachtsmann und dem Nikolaus ist groß. Denn eigentlich hat der Nikolaus – außer einem ähnlichen Aussehen – nur wenig mit dem Weihnachtsmann gemeinsam.
Während der Nikolaustag in den Vereinigten Staaten als katholischer Gedenktag keine Rolle spielt und auch der 6. Dezember kein besonderer Tag ist, wird die Person des weißbärtigen Weihnachtsmannes besonders zu Weihnachten überhöht.
Der Weihnachtsmann ist eine Kunstfigur und ein amerikanisches Produkt der Konsumindustrie. Dort wird der Weihnachtsmann, der Titelbild vieler großer Konzerne zu Weihnachten ist, ausgiebig gefeiert. Er bringt an Weihnachten die Geschenke, fährt einen Schlitten mit Rentieren und wird von vielen Elfen bei seiner Arbeit am Nordpol unterstützt.
Doch woher kommt nun die Ähnlichkeit des amerikanischen Weihnachtsmannes mit unserem Nikolaus? Die Antwort darauf liegt in der Einwanderung von Niederländern in die USA. Denn mit dem Umzug nach Übersee brachten sie auch ihren Brauch zum europäischen „Sinterklaas“ mit. Der langbärtige, grauhaarige Mann, den die Niederländer am 6. Dezember feierten, wurde in den USA kurzerhand zum Santa Claus – also zum Weihnachtsmann – umfunktioniert. Aus diesem Grund haben sowohl Santa Claus als auch der Nikolaus ihren Ursprung in der Person des Bischofs von Myra.
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Nikolaus: Wie sieht er aus und was sagt er zu den Kindern?
Um den Kontakt mit dem Nikolaus kommt man kurz vor dem Gedenktag am 6. Dezember nicht herum. Denn viele Kaufhäuser, Wintermärkte oder Schulen veranstalten ein Treffen mit dem Bischof. Dabei fällt dem gewieften Kinderauge manchmal auf, dass der Nikolaus ganz unterschiedlich aussieht.
Wie sieht der Nikolaus aus?
Da der Nikolaus ursprünglich auf den Bischof von Myra zurückgeht, trägt er ein prächtiges, rotes und/oder violettes Bischofsgewand. Sein Kopf wird von einer großen Bischofsmütze bedeckt und mit seinem goldenen Bischofsstab kann er seinen Stand legitimieren. Zudem wird der Nikolaus aufgrund seines hohen Alters und seiner Weisheit meist mit grauen Haaren und einem langen grauen Bart dargestellt. In vielen Fällen führt der Nikolaus auch ein goldenes Buch mit sich, aus dem er eine kurze Geschichte über jedes Kind vorlesen kann.
Doch warum sehen nicht alle Nikoläuse so aus? Die Antwort darauf ist einfach. In vielen Fällen wird auch hier der Nikolaus mit dem Weihnachtsmann gleichgesetzt. Die rote Weihnachtsmütze und das klassisch samtige Gewand stellen also nicht den Nikolaus, sondern den amerikanischen Weihnachtsmann dar. Daneben gibt es auch noch eine Variante, die den Nikolaus in blauem Gewand zeigt – doch auch hier ist eigentlich nicht der Nikolaus vertreten. Der blaue Weihnachtsmann geht auf das Vorbild des „Väterchen Frost“ zurück und soll mit dem blauen Gewand die Kräfte des Winters symbolisieren.
Was sagt der Nikolaus zu den Kindern?
Der Nikolaus trägt ein goldenes Buch mit sich. Es dient als Informationsquelle des Heiligen, um zu sehen, ob die Kinder auch in diesem Jahr wieder besonders brav waren. So steht darin zwar einerseits, was das Kind dieses Jahr besonders gut gemacht hat, aber auch, was es noch verbessern muss. Neben Hobbies oder besonderen Eigenschaften des Kindes werden vor allem auch der soziale Umgang beurteilt. Gerne verteilt der Nikolaus Lob für die besonderen Fähigkeiten des Kindes, gute Noten und das brave Verhalten anderen Kindern gegenüber. Aber auch Dinge, die das Kind im nächsten Jahr besser machen kann, werden vom Nikolaus angesprochen. Am Ende bekommt jedes Kind ein Geschenk überreicht, das der Nikolaus mitgebracht hat.
Was schenkt man?
Trotz der gewieften Kinder, die an Nikolaus nur die größten Schuhe vor die Türe stellen, sind besonders kleine Geschenke zu Nikolaus beliebt. So werden häufig Süßigkeiten und andere tolle Kleinigkeiten geschenkt, die vor dem Weihnachtsfest auch nicht allzu große finanzielle Belastungen darstellen. Hier ein paar Geschenkideen für Ihre Liebsten:
Die Klassiker:
- Früchte wie Äpfel, Orangen und Mandarinen
- Nüsse
- Plätzchen (am besten selbstgemacht)
- Schokolade jeglicher Art
Geschenkideen für die kalte Jahreszeit:
- Bücher oder Buchgutscheine
- Verschiedene Sorten an Tee
- Leckere Pralinen
- Kosmetikartikel für die Winterzeit
Trotz des immer zunehmenden Konsums ist es wichtig, nicht gleich zu viele materielle Dinge zu schenken. Denn der Nikolaustag ist ein Gedenktag, der die Barmherzigkeit und die guten Taten eines Bischofs ehrt.
Wer dennoch keine Geschenkidee hat, kann mit den Kindern auch gemeinsam einen Wunschzettel an den Nikolaus schreiben. Den kann man dann direkt zum Weihnachtspostamt geben und dem Nikolaus schicken. Dort beantwortet der fleißige Bischof jedes Jahr mehr als 21.000 Briefe von Kindern und antwortet jedem Kind auf seine Grüße. Alle Infos zu den Weihnachtsbriefen erhalten Sie bei der Deutschen Post.
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