Morgens gehetzt in die Bahn gesprungen, unterwegs einen Kaffee getrunken und am Arbeitsplatz eine lange To-Do-Liste abgearbeitet. Ein stressiger Alltag, den viele Deutsche erleben. Kommt dann noch beruflicher, finanzieller oder privater Druck hinzu, ist das Fass schnell voll. Der Körper und die Seele kommen zu kurz, der Mensch brennt aus. Geschieht dies, bedeutet das nicht nur mit einer psychischen Erkrankung fertig zu werden, sondern auch beruflich zurückzustecken. Denn psychische Probleme stellen mit das größte Risiko dar, erwerbsunfähig zu werden. Doch welche Gründe gibt es dafür, dass psychische Erkrankungen in den letzten Jahren immer mehr im Fokus stehen? Auf welche Zeichen sollte man selbst achten und wie kann man sich gegen den Fall der Fälle absichern?
Wie werden Arbeitsunfähigkeit, Berufsunfähigkeit und Erwerbsunfähigkeit unterschieden?
Psychische Erkrankungen sind die häufigste Ursache für Berufsunfähigkeit. Doch was genau bedeutet eigentlich Berufsunfähigkeit? Und wie grenzt sich der Begriff von Arbeits- und Erwerbsunfähigkeit ab? Alle drei Begriffe beschreiben zunächst Phasen des Lebens, in denen aus gesundheitlichen Gründen keiner Arbeit nachgegangen werden kann. Dennoch gibt es zwischen allen drei Ausdrücken erhebliche Unterschiede, die die Dauer und gesetzliche Auslegung betreffen:
1. Arbeitsunfähigkeit
Als arbeitsunfähig gelten Personen, die aufgrund eines gesundheitlichen Problems und eines entsprechenden medizinischen Befundes ihre Berufstätigkeit vorrübergehend nicht mehr ausüben können.
Sind Sie aufgrund einer Krankheit arbeitsunfähig, bekommen Sie bei Ihrem Arzt eine Krankschreibung. Den so genannten „gelben Zettel“ reichen Sie bei ihrer gesetzlichen Krankenkasse und bei Ihrem Arbeitgeber ein. Für wie lange Sie arbeitsunfähig sind, entscheidet der Arzt je nach Diagnose und Heilungsphase. Damit geht bei der Arbeitsunfähigkeit jedoch immer ein Ende und eine Besserung der Erkrankung einher. Damit ist Arbeitsunfähigkeit kein Dauerzustand.
2. Berufsunfähigkeit
Die Berufsunfähigkeit ist seit 2008 gesetzlich definiert:
„Berufsunfähig ist, wer seinen zuletzt ausgeübten Beruf, so wie er ohne gesundheitliche Beeinträchtigung ausgestaltet war, infolge Krankheit, Körperverletzung oder mehr als altersentsprechendem Kräfteverfall ganz oder teilweise voraussichtlich auf Dauer nicht mehr ausüben kann.“
(Quelle: §172 Abs. 2 VVG)
Was das Beamtendeutsch damit ausdrücken will ist, dass der wesentliche Unterschied zur Arbeitsunfähigkeit, die voraussichtlich dauerhafte gesundheitliche Einschränkung ist. Dabei bezieht sich die Berufsunfähigkeit immer auf eine ausgeübte Tätigkeit. Das heißt, sie ist in der Regel berufsbezogen. Zudem hängt die Beurteilung als berufsunfähig zu gelten auch von der Diagnose und der Dauer der Beeinträchtigung ab. In den meisten Vertragsbedingungen wird die Berufsunfähigkeit dann anerkannt, wenn folgende Aspekte gegeben sind:
- Die zuletzt ausgeübte Tätigkeit…
- kann für die Dauer von mehr als sechs Monaten…
- zu mindestens zu 50 Prozent nicht mehr ausgeübt werden.
Neben der gesetzlichen Rentenversicherung, die bei einer Berufsunfähigkeit greift, kann auch eine private Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen werden. Diese schließt die von der gesetzlichen Versicherung zum Teil erheblichen Differenzen zwischen dem eigentlichen finanziellen Lohn und den Rentenzahlungen.
3. Erwerbsunfähigkeit
Die Erwerbsunfähigkeit besitzt im Gegensatz zur Berufsunfähigkeit keine gesetzliche Regelung. So kann Erwerbsunfähigkeit in privaten Versicherungsverträgen unterschiedlich ausgelegt werden und andere Kriterien zum Tragen kommen. Gemein ist allen jedoch, dass der Versicherte einen Leistungsanspruch bei Krankheit erhält, wenn diese dauerhaft andauert und er eine Tätigkeit des allgemeinen Arbeitsmarktes für mindestens drei Stunden am Tag nicht ausführen kann.
Der Unterschied zur Berufsunfähigkeit ist bei der Erwerbsunfähigkeit nun der berufliche Bezug. Denn eine Erwerbsunfähigkeit bezieht sich auf den kompletten Arbeitsmarkt. Das heißt, die gesundheitliche Einschränkung gilt nicht nur für den ehemalig ausgeführten Beruf, sondern auch für alle anderen. Ein Personalberater kann aufgrund seiner Erkrankung dann also auch nicht mehr als Pförtner arbeiten.
Burnout: Statussymbol oder Volkskrankheit?
Burnout ist weit mehr als nur eine bloße Erschöpfung. Betroffene sind zwar erschöpft, doch erschüttert die Krankheit Menschen in Ihren Grundfesten.
Ihre Identität ist in Gefahr, wenn beispielsweise ihr berufliches Konstrukt aus zu hohen Anforderungen wie ein Kartenhaus in sich zusammenfällt. Der Selbstwert des Menschen misst sich an der Wertschätzung, die ihm in unterschiedlichen Bereichen des Lebens entgegengebracht wird. Dass Menschen nach Anerkennung streben, ist ein natürliches Verhalten. Doch sind sie dazu sogar bereit, ihren eigenen Leistungsanspruch bis ins für sie Unermessliche zu steigern, wird es gefährlich. Das anfänglich hohe Engagement im neuen Job kann auf Dauer nur mit einem noch höheren Energieaufwand gehalten werden. Spätestens dann beginnt ungesunder Stress.
Die Reißleine im richtigen Moment zu ziehen wird immer schwieriger. Laut einer wissenschaftlichen US-Studie entwickelt sich Burnout sogar allmählich zum Status-Symbol. Über die Hälfte der US-amerikanischen Arbeitnehmer nimmt nicht den kompletten Jahres-Urlaub in Anspruch, der ihr gesetzlich zustünde, aus Angst, den eigenen Arbeitsplatz zu verlieren.
Der Lebensstil spiegelt sich ebenso in der Werbung wieder, wie ein Artikel in der Harvard Business Review eindrucksvoll zeigt:
“Die Werbung, häufig ein Indikator für gesellschaftliche Werte, hat Wohlstand in der Vergangenheit in Form von vermögenden Personen dargestellt, die am Pool oder auf einer Yacht entspannen. Heute wurden sie durch Anzeigen mit vielbeschäftigten Menschen ersetzt, die Überstunden machen und nur wenig Freizeit haben.”
Haben psychische Erkrankungen zugenommen oder wird nur mehr darüber gesprochen?
Ist Burnout aber nun die neue Volkskrankheit? Oder wird den psychischen Erkrankungen einfach nur mehr Aufmerksamkeit gegeben? Eines steht bei diesen Fragen zunächst fest: Die gesellschaftliche Bedeutung psychischer Erkrankungen hat in den vergangenen Jahren zugenommen. Immer mehr Menschen lassen sich beispielsweise aufgrund einer psychischen Erkrankung krankschreiben. Im Zeitverlauf betrachtet haben sich die Krankschreibungen oder auch Frühberentungen aufgrund psychischer Probleme mindestens verdoppelt – in längeren Zeitraumbetrachtungen mindestens verdreifacht.
Doch haben die psychischen Erkrankungen tatsächlich zugenommen oder ist nur das Bewusstsein und die gesellschaftliche Akzeptanz für diese stärker geworden? Diagnostizieren Mediziner einfach nur häufiger „Burnout“, weil der Erkenntnisstand zu dieser Erkrankung steigt oder ist es gar ein Generationenproblem? Neueste Erkenntnisse zeigen: Relevant sind bei psychischen Erkrankungen genetische Vorbelastungen und Umweltfaktoren. Besonders letztere haben in den vergangenen Jahren eine große Rolle bei psychischen Erkrankungen gespielt. Dabei sind manche zwar geringer geworden, sodass das Risiko einer psychischen Erkrankung sinkt, andere haben dagegen stark an Relevanz gewonnen.
Risikofaktoren, die abgenommen haben und psychische Erkrankungen reduzieren:
- Armut und Arbeitslosigkeit
- Bildungsmangel und Mangel an gesundheitlicher Aufklärung
- Mangelndes Wissen und Behandlung rund um psychische Erkrankungen
- Kriegs- und Vertreibungssituationen (Traumata)
- Autoritäres und strenges Erziehungsverhalten
Risikofaktoren, die zugenommen haben und psychische Erkrankung fördern:
- Verlust der Familie (Reduzierung der Großfamilienstruktur)
- Zunahme der Scheidungen und Alleinerziehenden
- Stärkere berufliche Mobilität und Verlust / Wechsel sozialer Netze
- Hoher Alkohol- und Drogenkonsum
- Hoher Leistungsdruck in Schulen und Beruf
- Starker Medienkonsum und dauerhafte Erreichbarkeit
Ob diese neuen Faktoren letztlich zu einem Anstieg der Erkrankungen geführt haben, lässt sich aus wissenschaftlicher Sicht nur schwer belegen. Zu wenig Langzeitvergleiche sind die Ursache.
Fakt ist: Psychische Erkrankungen liegen auf Platz 1 der Gründe für Berufsunfähigkeit. Darüber sprechen, sollte man allemal.
24 Stunden online – der Stress in der modernen Arbeitswelt steigt weiter an
Mit dem Ziel vor Augen, mit 30 schon unbedingt etwas erreicht haben zu müssen, geht es mit Engagement voran. Oh, schon 35 und die nächste Karriere-Stufe lässt noch auf sich warten? Die Generation Y wird vom Erfolgsdruck und ständiger Erreichbarkeit getrieben und kippt urplötzlich aus den eigenen zu großen Schuhen. Ein psychischer Totalausfall ist die Folge.
Doch nicht jeder Mensch ist trotz dauerhaftem überdurchschnittlich hohen Arbeitspensum von Burnout betroffen. Warum manche Arbeitnehmer einen Totalausfall erleiden und andere nicht, haben Wissenschaftler in den USA herausgefunden. Sie werteten den Berufsalltag von 35 Chefärzten aus.
Das Ergebnis: Ausgeprägte emotionale Intelligenz kann möglicherweise vor dem Burnout bewahren. Emotional intelligentere Menschen seien in der Lage Ursachen für Enttäuschungen und Ängste besser zu erkennen und vorzeitig darauf zu reagieren. Außerdem seien sie fähig ihre Gefühle und Impulse zu regulieren und damit negativem Stress entgegenzuwirken.
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43,6 Millionen Menschen sind in Deutschland erwerbsfähig. Nur ca. 30 Prozent der Haushalte sorgen aktiv vor, falls ihnen im Berufsleben einmal etwas passiert. Eine Umfrage von Morgen & Morgen zeigt auf, dass Depressionen, Belastungs- und Angststörungen sowie Neurosen führende Faktoren für Krankmeldungen sind. Vor allem Frauen sind betroffen: Kinderbetreuung, Haushalt, Pflege und Arbeit – alles wird zu viel. Heimtückisch an psychischen Leiden ist, dass oft eine lange Behandlungs- und Rehabilitationszeit nötig ist. Gemäß Morgen & Morgen sind psychisch bedingte Leiden die häufigste Ursache für einen dauerhaften Ausstieg aus dem Berufsleben.
Neben dem Umstand der zunehmenden psychischen Belastung leistet die Erwerbsminderungsrente in diesen Fällen selten. Hat man dennoch das Glück, dass das Leiden anerkannt wird, liegt die Durchschnittsrente bei 700 Euro monatlich. Dazu muss allerdings eine Arbeitsunfähigkeit in allen möglichen Berufen vorliegen. Ein Arzt etwa, der nicht mehr im Praxisbereich arbeiten kann, könnte theoretisch im Forschungsbereich oder im Verwaltungsbereich weiter beschäftigt werden – so er einen geeigneten Job findet. Wer mindestens sechs Stunden am Tag arbeiten kann, ist nicht erwerbsgemindert und hat keinen Anspruch auf staatliche Zahlungen. Ebenso vor dem 02. Januar 1961 Geborene. Diese bekommen nur finanzielle Zuwendungen, wenn sie (mit Berufsschutz) in ihrem erlernten und einem gleichwertigen Beruf weniger als sechs Stunden täglich arbeiten können.
4 Tipps, wie es entspannt Richtung Zukunft geht
1. Feierabend einläuten
Pünktlich zum Feierabend die Gedanken gleich auf Ruhe und Erholung umpolen klingt fast unmöglich, ist es aber nicht! Dabei hilft bereits eine halbe Stunde, die man sich gleich nach dem Job für eine ganz bewusste Pause und ein damit verbundenes Ritual nimmt. Egal, ob es eine sportliche Aktivität, die Tageszeitung oder das Hören und Mitsummen des Lieblingsliedes ist, hier gilt: Hauptsache abschalten!
Wir haben Tipps für Entspannungstechniken im Alltag, die beim Abschalten helfen!
2. STOPP sagen
Eine halbe Stunde Abschalten klappt ganz gut, aber danach machen sich doch wieder Gedanken um den Job breit? Natürlich ist es schwierig, seine Gedanken zu steuern, aber keinesfalls unmöglich. Daher sollten Sie sich zwingen, diese Gedanken zu verbannen. Und zwar, bevor Sie es sich gemütlich gemacht haben. Sofern der Kopf gar nicht hören will, kann folgender Trick dabei behilflich sein: Kurzer und mahnender Blick in den Spiegel und laut „STOPP“ sagen.
3. Wichtige Gedanken festhalten
Gibt es dennoch wichtige Punkte, die die Planung oder Ideen für den nächsten Tag betreffen, dann sollten diese kurz stichwortartig notiert werden. Am besten immer im gleichen Notizheft, Timer oder auch digital. Ganz egal. Hauptsache schnell niederschreiben, um es dann wieder aus dem Kopf zu bekommen. Denn sich am nächsten Tag über vergessene Dinge zu ärgern, sorgt für den nächsten Stressanfall.
Sie können nicht abschalten und denken nur an optimale und perfekte Ergebnisse? Ab welchem Punkt wird in diesem Zusammenhang von Perfektionismus gesprochen?
4. Sorgen Luft machen
Zudem ist es wichtig, den engsten Freunden, dem Partner oder anderen Familienmitgliedern vom beruflichen Alltag zu berichten. Damit lässt sich nicht nur angestauter Ärger besser verarbeiten, sondern kann auch eine neue Sichtweise und Lösungsvorschläge ermöglichen. Besonders, wenn der Zuhörer nicht involviert ist. Die Probleme für sich zu behalten kann zwar ein schnelleres Abschalten und einen angenehmeren Abend ermöglichen, birgt aber auch die Gefahr, dass Ihnen irgendwann alles zu viel wird. Und dieser Zustand belastet nicht nur das Berufsleben, sondern auch die Freizeit. Im schlimmsten Fall kann dies sogar zu depressiven Verstimmungen, bis hin zum Burnout führen. Die Folge? Eine längere Berufsunfähigkeit, die selbst den einst gewonnen Lebensstandard drastisch reduziert. Hier gilt nicht nur dem Ärger schneller Luft zu machen, sondern auch: Vorsorge ist das halbe Leben. Vertragsschutz miteingeschlossen!
Eine psychische Krise kann immer eine berufliche Zäsur bedeuten. Auch die Zeit einer längeren Berufsunfähigkeit muss finanziell abgesichert werden. Eine Berufsunfähigkeitsversicherung zur Absicherung der eigenen Arbeitskraft kann hier Abhilfe schaffen. Sollte der Abschluss einer solchen Versicherung für Sie nicht in Frage kommen, können Sie sich mit der IDEAL TotalProtect dennoch gegen schwere (auch psychisch bedingte) Krankheiten absichern. So haben Sie im Fall der Fälle immer noch finanziellen Spielraum und können sich auf die Genesung konzentrieren.
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