Trauriges Mädchen sitzt auf dem Boden

PTBS: Ein Trauma und seine Folgen

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70 Prozent aller Erwachsenen machen in ihrem Leben mindestens ein traumatisches Ereignis durch. Von diesen 70 Prozent entwickelt ein Fünftel PTBS, eine Posttraumatische Belastungsstörung. Das berichtet „The recovery village“. Doch was ist eine Posttraumatische Belastungsstörung? Wie sehen die Symptome aus und wo findet man Hilfe? Hier im Beitrag erfahren Sie mehr.

Was ist eine PTBS?

Wie Neurologen und Psychiater im Netz berichten, werden Posttraumatische Belastungsstörung, Posttraumatisches Belastungssyndrom, Posttraumatisches Stresssyndrom oder das englische Posttraumatic Stress Disorder (PTSD) gleichbedeutend verwendet. Bei einer PTBS handelt es sich um eine verzögerte Reaktion der Psyche auf das traumatische Ereignis. Wer in eine Extremsituation wie einen Unfall oder eine Naturkatastrophe gerät, eine schwere Erkrankung erleidet oder Gewalt erfährt, der kann ein Trauma bzw. daraus resultierend eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) entwickeln.

Das Risiko für eine PTBS ist außerdem ungleich höher, wenn das Trauma durch Gewalt und sexuellen Missbrauch herbeigeführt wurde. Nach einer Vergewaltigung erleiden 90 Prozent der Betroffenen eine akute Belastungsstörung und 50 Prozent eine PTBS. Dem Ärzteblatt zufolge ergab eine große epidemiologische Studie, dass bei den Menschen, die ein traumatisches Ereignis erlebt haben, Männer anschließend zu 8 Prozent und Frauen zu 20 Prozent eine PTBS entwickeln.
Laut Wissenschaftlichem Dienst des Deutschen Bundestages liegt hierzulande die Lebenszeitprävalenz für PTBS – also die Häufigkeit der Personen, die daran erkranken – zwischen 1,5 Prozent und 2,3 Prozent.

Symptome einer PTBS

Betroffene können nach einer PTBS unter anderem kein Vertrauen mehr zu anderen Menschen aufbauen und leiden unter starken Schuld- oder Schamgefühlen sowie einem gestörten Selbstbild. Die Fähigkeit, den Alltag zu bewältigen, und die Leistungsfähigkeit werden durch das Leiden stark eingeschränkt. Symptome einer PTBS können auch durch traumatische Erlebnisse von anderen hervorgerufen werden – wenn man beispielsweise Zeuge eines Unfalls oder einer Gewalttat wurde oder nahe stehende Personen ein Trauma durchleben mussten.

Häufig erleiden die Betroffenen ein Wiedererleben des traumatischen Ereignisses in Form von Albträumen oder Flashbacks. Es kann aber auch das Gegenteil eintreten: Bei den sogenannten Vermeidungssymptomen kommt es zu emotionaler Stumpfheit, Teilnahmslosigkeit und der Vermeidung von Situationen, die wieder die Erinnerung an das Trauma wecken könnten. Weitere Anzeichen sind Schlafstörungen, Schreckhaftigkeit, Reizbarkeit und Konzentrationsschwierigkeiten.


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Unterschied zwischen einer Belastungsreaktion und PTBS

Zwischen einer Belastungsreaktion und einer PTBS gibt es einige Unterschiede. Eine Belastungsreaktion tritt schon wenige Minuten nach dem traumatischen Ereignis ein. Die Symptome könne dabei sehr unterschiedlich ausfallen: Sie reichen von Unruhe und Erinnerungslücken bin hin zu körperlichen Beschwerden wie Erbrechen und Kopfschmerzen. In der Regel klingt eine Belastungsreaktion nach mehrere Stunden oder Tage wieder ab. Eine psychologische Unterstützung kann dabei helfen, dass die Belastungsreaktion nach wenigen Wochen wieder verschwindet.

Sollten die Symptome nach mehreren Wochen nicht abklingen, besteht die Gefahr, dass die Belastungsreaktion in eine PTBS übergeht, die nach größerer zeitlicher Verzögerung eintritt, meist mit einer schwereren Symptomatik einhergeht und unbedingt psychologischer Hilfe bedarf.

Dr. Olaf Schulte-Herbrüggen, Leiter der Psychotraumatologie an der Charité, erklärt im Deutschlandfunk: „Es gibt Zeitkriterien, wann die Symptomatik aufgetreten sein muss. Die Symptomatik, die am Anfang auftritt nach einem traumarelevanten Ereignis, ist erst mal überhaupt nicht pathologisch. Ab einem Monat spricht man dann erst von einer posttraumatischen Belastungsstörung, vorher würde man eher von einer akuten Belastungsreaktion sprechen.“

Traumatypen

In der Traumatologie wird zwischen Typ-1-Trauma und Typ-2-Trauma unterschieden. Typ-1-Trauma bezeichnet einmalige, kurz andauernde Traumaereignisse wie das Erleben eines Unfalls, Typ-2-Trauma bezeichnet wiederholte und langdauernde Traumaereignisse wie etwa wiederkehrender Missbrauch in der Kindheit oder Folter.

Eine weitere Unterscheidung ist, ob das Trauma schicksalhaft wie etwa durch eine Naturkatastrophe oder durch Menschen wie durch eine Geiselnahme ausgelöst wurde.

Typ-1 Trauma Typ-2 Trauma

Schicksalhaft

  • Berufsbe
    dingte Traumata (zum Beispiel bei der Polizei oder Feuerwehr)
  • Naturka
    tastrophen
  • Verkehrs-/
    Arbeits
    unfälle

Schicksalhaft

  • Langanhal
    tende Naturkata
    strophen wie zum Beispiel Flut oder Erdbeben

Durch Menschen

  • Körperliche Gewalt
  • andere zivile Gewalter
    lebnisse (zum Beispiel Überfälle oder Geisel
    nahmen)
  • Vergewal
    tigung

Durch Menschen

  • Folter oder politische Inhaftierung
  • Wiederholte körperliche und/oder sexuelle Gewalt in der Kindheit

Quelle: Univeritätsklinikum Hamburg-Eppendorf

Dabei ist zu beachten, dass ein Typ-2-Trauma häufiger zu PTBS führen kann, da mehrmalige Traumata deutlich schwerer zu verarbeiten sind. Gleiches gilt für durch Menschen herbeigeführtes Trauma, in dessen Folge ebenso in mehr Fällen eine PTBS entwickelt wird als bei schicksalhaften Ereignissen.

Diagnose von PTBS

Für Betroffen ist wichtig zu wissen, dass eine PTBS zeitlich verzögert eintreten kann. Manchmal kann es nach dem traumatischen Erlebnis sogar Jahrzehnte dauern, bis die Erkrankung in Erscheinung tritt.

Eine PTBS wird in der Regel diagnostiziert, wenn die Symptome nach einem Monat nicht abklingen und diese die Leistungsfähigkeit und den Alltag des Betroffenen einschränken. Wenn die Symptome nach drei Monaten immer noch andauern, spricht man von einer chronischen PTBS.

Behandlung von PTBS

Eine PTBS erfordert unbedingt psychologische Hilfe. Diese kann meist in Form einer ambulanten Therapie erfolgen. Mit einer traumafokussierenden Psychotherapie soll der Patient dann unterstützt werden, wieder Kontrolle über seine Erinnerungen zu erlangen, das Trauma als Teil der Lebensgeschichte zu sehen und neuen Lebenssinn zu finden. Der Therapeut wird außerdem mit dem Patienten auch Strategien entwickeln, die er bei eventuellen Rückfällen anwenden und sich schützen kann.

Neben der therapeutischen Behandlung können auch Entspannungstechniken wie Yoga sowie Musik- oder Kunsttherapie helfen, das Wohlbefinden zu verbessern.

Falls der Patient jedoch neben der PTBS zusätzlich schwere depressive Symptome zeigt und akute Suizidgefahr besteht, ist unbedingt ein Klinikaufenthalt zu empfehlen.

Prognose und Langzeitfolgen

Neurologen und Psychiater im Netz zufolge bestehen bei einer PTBS gute Heilungschancen, wenn die Erkrankung rechtzeitig behandelt wird. Die Hälfte der Betroffenen kann sogar ohne Behandlung gesund werden. Bei einer Therapie dauert eine PTBS in etwa 36 Monate, ohne Therapie dagegen im Schnitt 64 Monate.

Dr. Olaf Schulte-Herbrüggen spricht von einer „Prägung“ des Betroffenen durch das traumatische Erlebnis: „Das muss aber nicht nur im negativen Sinne sein. Es gibt auch den Begriff in der Forschung des posttraumatischen Wachstums, dass Patienten aus der Erfahrung für sich persönlich fast so etwas wie ein intensiveres, ein zentrierteres Leben jetzt führen können und das als sehr positiv empfinden.“

Wo finde ich Hilfe?

Psychologische und medizinische Einrichtungen wie Praxen und Kliniken bieten Betroffenen nach traumatischen Ereignissen Hilfe. Auch Selbsthilfegruppen für Menschen mit Traumafolgestörungen können eine gute Unterstützung bieten.

Eine Übersicht über Services und Projekte bietet die Deutsche Traumastiftung, die sich für eine Verbesserung der Traumaversorgung einsetzt.

Titelbild: © tommaso79/ iStock.com

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