Wir alle haben sie früher oder später durchgemacht: Die Pubertät. Trotzdem stellt sie jede neue Generation von Eltern vor große Herausforderungen. Was ist die Pubertät und wie geht man mit ihr um? Im Beitrag erfahren Sie die Details.
Was versteht man unter Pubertät?
Der Duden definiert die Pubertät als „zur Geschlechtsreife führende Entwicklungsphase des jugendlichen Menschen“. Diese Phase durchlaufen wir alle – und machen dabei tiefgreifende physische und psychische Veränderungen durch. Während der Pubertät sind junge Menschen keine Kinder mehr, aber auch keine Erwachsenen. Dementsprechend kann diese Phase der Selbstfindung dienen.
Für Eltern von pubertierenden Kindern gilt es vor allem die Nerven zu bewahren: Sie waren immerhin auch einmal jung und kennen die Stimmungsschwankungen und Eigenarten, die die Pubertät mitbringt, nur allzu gut. Die Pubertät beginnt Gesundheitsinformation.de zufolge bei Mädchen meistens zwischen dem neunten und dem zehnten Lebensjahr, bei Jungen kommt sie im Schnitt zwei Jahre später. Sie kann bis zu zehn Jahre andauern und ist für gewöhnlich mit dem zwanzigsten Lebensjahr vollständig abgeschlossen. Wichtig dabei: Die Pubertät hat bei jedem Menschen einen individuellen Ablauf und daher unterschiedliche Ausprägungen. Außerdem können die einzelnen Veränderungen in verschiedener Intensität auftreten.
Anzeichen von Pubertät
Mädchen und Jungen sind in Sachen Körperbau und Stimme vor der Pubertät noch recht ähnlich und unterscheiden sich nicht groß voneinander. Mit der Pubertät ändert sich das drastisch. Der Auslöser für die Pubertät ist der Medizin derzeit noch nicht abschließend klar. Fest steht aber, dass das Gehirn anfängt, Signale für die Bildung von Sexualhormonen auszusenden.
Diese Botenstoffe sorgen für die vielen sichtbaren und unsichtbaren Veränderungen im und am Körper der Jugendlichen. Unter anderem sorgen sie für die Entwicklung der Keimdrüsen. Bei den Mädchen sind das die Eierstöcke, bei den Jungen die Hoden. Diese übernehmen später die Produktion von Sexualhormonen, eine Aufgabe, die vorher die Nebennieren übernommen hatten. Diese Veränderung bewirkt das Wachstum der sekundären Geschlechtsorgane.
In der Pubertät fangen die Heranwachsenden außerdem an, sich langsam von den Eltern „abzunabeln“. Teils kann dieser Part der Entwicklung für beide – sowohl für die zukünftigen Erwachsenen als auch für ihre Eltern – sehr anstrengend sein. Oft durchlaufen die Teenager eine typische „Eltern sind doof“-Phase, werden schneller „zickig“ und nehmen Ratschläge der Eltern, egal, wie gut gemeint, bestenfalls zögerlich an, vielfach aber auch gar nicht.
Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen
Die Pubertät läuft bei Jungen und Mädchen grundlegend verschieden ab. Sie setzt in unterschiedlichen Altersklassen ein und sorgt für individuelle physische Veränderungen. Generell kann ein Wachstumsschub als deutlichstes physisches Merkmal die Pubertät einleiten. Es kommt nicht selten vor, dass besonders kleine Kinder dann plötzlich die größten in ihrer Klasse sind. Ein gemeinsamer Faktor bei der Pubertät von Jungen und Mädchen ist das Wachstum der Schambehaarung. Ein anderer ist der Stimmbruch. Dieser fällt allerdings bei Jungen wesentlich deutlicher aus als bei Mädchen.
Pubertät bei Mädchen
Bei Mädchen ist das Wachstum der Brüste das sicherste Zeichen für eine beginnende Pubertät. Außerdem bekommen sie breitere Hüften und erleben ihre erste Regelblutung. Rein biologisch betrachtet, wären sie damit für eine Schwangerschaft bereit. Um die Hüften bildet sich zusätzliches Fettgewebe: Hier ist es für Eltern wichtig, ihren Töchtern zu erklären, dass es sich um normale Vorgänge handelt. Sie dürfen sich zudem nicht mit Freundinnen vergleichen – dass vielleicht eine von ihnen nicht zunimmt oder die Pubertät „besser wegsteckt“, ist ebenfalls normal. Die Veränderungen des eigenen Körpers sind von Mensch zu Mensch unterschiedlich.
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Pubertät bei Jungen
Bei den Jungen beginnt in der Pubertät der Bartwuchs. Außerdem verbreitern sich Brust und Rücken. Jungen wird nachgesagt, dass sie in der Pubertät weniger „zickig“ reagieren als Mädchen. Zudem machen sie stärkere Wachstumsschübe durch, die dann aber nicht überall am Körper gleichmäßig erfolgen. Es kann darum sein, dass sie sich „unförmig“ fühlen, wenn zum Beispiel ein 1,60 Meter großer Heranwachsender Schuhgröße 42 hat. Doch keine Sorge – im Normalfall wächst sich alles bis zum Ende der Pubertät zurecht.
Verfrühte und verzögerte Pubertät
Verfrühte Pubertät
Die verfrühte Pubertät, auch Pubertas praecox genannt, sorgt dafür, dass Jungen und Mädchen bereits vor dem „normalen“ Eintrittsalter in die Pubertät erste Anzeichen derselben vorweisen. Bei betroffenen Mädchen setzt die Brustentwicklung zum Beispiel bereits ab dem achten Lebensjahr ein, eventuell gar früher. Bei den Jungen wachsen in solchen Fällen die Hoden wesentlich früher und sie machen untypische Wachstumsschübe durch. Vor allem in westlichen Industrienationen sind solche Frühstarter derzeit immer häufiger.
Die Gründe dafür sind noch nicht abschließend geklärt, doch die Wissenschaft vermutet, dass die Reizüberflutung im städtischen Raum, Hormone, Medikamente und Chemikalien in Lebensmitteln für diese Entwicklung mitverantwortlich sind. Das berichtet das Ärzteblatt. Auch Tumore oder andere Gehirnkrankheiten sowie hormonelle Anomalien können eine verfrühte Pubertät auslösen. Die betroffenen Kinder brauchen in solch einem Fall besondere Aufmerksamkeit und Unterstützung. Sie sehen dann zwar schon reifer aus als Gleichaltrige, sind im Geiste aber noch immer Kinder. Diese Diskrepanz kann zu psychischen Problemen führen.
Verspätete Pubertät
Eine verspätete Pubertät kann viele Ausprägungen haben. Von einer solchen ist die Rede, wenn zum Beispiel die erste Regelblutung bei Mädchen bis zum vierzehnten Lebensjahr auf sich warten lässt, wenn Jungen plötzlich nicht mehr wachsen und in der Pubertät „stecken bleiben“, wenn das Brustwachstum bei Mädchen nicht einsetzt oder wenn eine bereits begonnene pubertäre Entwicklung stoppt. Normalerweise endet die Pubertät schubweise. Die Mädchen sind mit 14 geschlechtsreif, Jungen mit 16. Das Körperwachstum endet bei Mädchen dann mit dem 16. Lebensjahr, Jungen wachsen noch drei Jahre länger. Pauschale Grenzen kann man hierbei jedoch nicht ziehen, da es sich stets um einen individuellen Vorgang handelt.
Wann ist ein Arztbesuch angebracht?
Eltern sollten auf jeden Fall dann mit ihren Sprösslingen zum Arzt gehen, wenn sie einen abnormalen Verlauf der Pubertät ihrer Kinder wahrnehmen. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn die Pubertät viel zu früh oder viel zu spät einsetzt. Erstens kann der Arzt in solchen Fällen eine womöglich bösartige Ursache erkennen oder ausschließen, zweitens ist es so möglich, eine Therapie zu beginnen. Anlaufstellen sind beispielsweise ein Kinderarzt oder ein auf Hormone spezialisierter Endokrinologe.
Jugendliche zwischen 13 und 14 können außerdem die sogenannte J1-Untersuchung in Anspruch nehmen. Dabei handelt es sich um eine Vorsorgeuntersuchung, deren Kosten die Krankenkassen generell übernehmen. Der Arzt untersucht die Heranwachsenden darauf, ob ihre Entwicklung ordentlich abläuft und er kann eventuelle Störungen oder Krankheiten aufdecken.
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