Deutschlandweit geht die Zahl der Erkrankungen an der Schilddrüse seit mehreren Jahren zurück: Im Jahr 2017 waren es knapp 86.000 Fälle. Doch was macht die Schilddrüse überhaupt und wie kann man sich vor einer Schilddrüsenfehlfunktion schützen?
Wofür ist die Schilddrüse wichtig?
Die Schilddrüse hat mehrere Funktionen. Zum Beispiel ist sie für den Stoffwechsel wichtig, für das Wachstum und die Reifung des Körpers, aber auch für die Regulierung verschiedener anderer Körperfunktionen. Sie gibt stetig eine bestimmte Menge an Schilddrüsenhormonen ins Blut ab. Insgesamt bildet sie laut dem Schilddrüsenzentrum Köln die folgenden drei Hormone:
- Trijodthyronin (T3)
- Thyroxin (T4): Die beiden T-Hormone erhöhen den Grundumsatz des Körpers. Körperzellen arbeiten intensiver und verbrauchen mehr Energie.
- Kalzitonin: Ist am Kalzium- und Knochenstoffwechsel beteiligt.
Welche Arten der Fehlfunktion gibt es?
Insgesamt gibt es zwei Arten der Schilddrüsenfehlfunktion: Die Unterfunktion und die Überfunktion der Schilddrüse. Diese bringen jeweils unterschiedliche Symptome und Probleme mit sich.
Schilddrüsenüberfunktion
Auch Hyperthyreose genannt. Hier produziert das Organ einen Überschuss an den Hormonen Thyroxin und Trijodthyronin. Betroffene leiden unter anderem an Ruhelosigkeit, Zittern, einer erhöhten Herzfrequenz und übermäßigem Schwitzen.
Schilddrüsenunterfunktion
Ebenfalls unter dem Fachbegriff Hypothyreose bekannt. Sie liegt dann vor, wenn der Organismus weniger Schilddrüsenhormone bildet als er braucht. Zu den Symptomen gehören Kälteempfindlichkeit, Antriebslosigkeit und depressive Verstimmungen.
Ursachen für eine Schilddrüsenfehlfunktion
Hier gilt es zwischen den Ursachen für eine Schilddrüsenunterfunktion sowie für eine -überfunktion zu unterscheiden.
Eine Unterfunktion ist, so berichtet es das Deutsche Schilddrüsenzentrum, in seltenen Fällen angeboren und resultiert viel öfter aus dem Verlust oder der Zerstörung von intaktem Schilddrüsengewebe. Das kann zum Beispiel bei einer Entzündung passieren. Doch auch eine fehlerhafte Hormonausschüttung in verschiedenen Regelzentren im Gehirn, etwa dem Hypothalamus oder der Hirnanhangsdrüse kann für eine Unterfunktion der Schilddrüse sorgen. Eine weitere mögliche Ursache ist schwerer Jodmangel. Aus diesem Grund ist die ausreichende Versorgung mit Jod eine der wichtigsten Vorsorgemaßnahmen gegen eine Schilddrüsenfehlfunktion.
Für eine Schilddrüsenüberfunktion sind Morbus Basedow und die sogenannte Autonomie die häufigsten Ursachen. Eine funktionelle Autonomie liegt dann vor, wenn Teile der Schilddrüse oder das gesamte Schilddrüsengewebe selbstständig Hormone bilden. Sie unterliegen dann nicht mehr der Steuerung durch die Hirnanhangsdrüse. Die gesunden Schilddrüsenregionen produzieren im Ausgleich weniger Hormone.
Weitere Ursachen für Schilddrüsenfehlfunktionen sind Autoimmunerkrankungen. Zum Beispiel:
Hashimoto-Thyreoiditis
Eine Autoimmunerkrankung, bei der das körpereigene Immunsystem die Schilddrüse angreift. Hier kann es anfangs zu einer Schilddrüsenüberfunktion kommen, letztlich entsteht allerdings eine Unterfunktion.
Morbus Basedow
Diese Krankheit löst ebenfalls eine Überfunktion der Schilddrüse aus. Die häufigsten Symptome sind Schwitzen, Zittern und ein Gewichtsverlust. Morbus Basedow ist, genau wie die Hashimoto-Krankheit, eine Autoimmunerkrankung. Weltweit gilt sie als die häufigste Ursache für Schilddrüsenüberfunktionen.
Symptome für eine Schilddrüsenfehlfunktion
Wie bereits erwähnt, können die Symptome je nach der Natur der Fehlfunktion ganz unterschiedlich ausfallen. Betroffene einer Schilddrüsenfehlfunktion können neben Schluckbeschwerden und Heiserkeit auch folgende Symptome zeigen:
- Nervosität, Rastlosigkeit, Konzentrationsschwäche
- Schlafstörungen
- Zittern
- Hoher Blutdruck und ein erhöhter Herzrhythmus
- Haarausfall
- Feuchte Haut
- Dunkle oder weiße Hautverfärbungen
- Augensymptome, darunter Lichtscheu, Fremdkörpergefühl oder Tränenfluss
- Unregelmäßige Monatsblutung bei Frauen
- Potenzverminderung
Weitere Symptome finden Sie in der Grafik:
Diagnose einer Schilddrüsenfehlfunktion
Oft ist es dem behandelnden Arzt möglich, aus den Schilderungen des Patienten bereits eine Schilddrüsenfehlfunktion zu vermuten. Sollte eine Vergrößerung der Schilddrüse vorliegen, lässt sich diese am Hals ertasten. Sollte die Untersuchung per Hand noch kein eindeutiges Ergebnis liefern, müssen genauere Verfahren genutzt werden, etwa ein Bluttest, Ultraschall oder die Szintigrafie.
Die Blutuntersuchung
Für den Arzt ist der sogenannte TSH-Wert ein guter Indikator für die Funktionstüchtigkeit der Schilddrüse. Dabei handelt es sich um ein Hormon, das in der Hirnanhangsdrüse entsteht und die Hormonproduktion der Schilddrüse steuert. Normalerweise liegt der TSH-Wert in einem Spektrum von 0,4 bis 4 mU/l. Hierbei können die Werte allerdings je nach Lebensabschnitt variieren. Bei älteren Menschen ist eine leichte Unterfunktion der Schilddrüse generell normal. Morbus Basedow lässt sich beispielsweise sehr häufig durch das Vorhandensein von Schilddrüsenantikörpern im Blut entdecken.
Ultraschall
Eine Ultraschalluntersuchung kann Aufschluss über die Größe und die Struktur der Schilddrüse geben. Weiterhin kann der Arzt anhand der Bilder auch die Ursache für eine Vergrößerung entdecken.
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Schilddrüsenszintigrafie
Die Schilddrüsenszintigrafie soll die Funktionstüchtigkeit der Schilddrüse feststellen. Dem Patienten wird eine radioaktiv markierte Substanz in die Vene gespritzt. Bei einer Überfunktion nehmen entweder die ganze Schilddrüse oder nur einzelne Bereiche die markierte Substanz auf – so soll ersichtlich werden, wie und in welchem Umfang die Schilddrüse Jod aufnimmt.
Risiken bei Nichtbehandlung
Sollte eine Schilddrüsenfehlfunktion nicht behandelt werden, kann es neben den bereits aufgezählten Symptomen auch zu Halluzinationen oder Schäden am Herzen führen. Das Ärzteblatt berichtet zum Beispiel von einem erhöhten Risiko auf eine Koronare Herzkrankheit bei Betroffenen von Hypothyreose.
Wie behandelt man eine Schilddrüsenfehlfunktion?
Hier kommt es ebenfalls auf die Art und die Ursache der vorliegenden Schilddrüsenfehlfunktion an. Morbus Basedow kann zum Beispiel von allein heilen, hat jedoch eine hohe Rückfallquote. Thyreostatika, also Medikamente, die die Schilddrüsenfunktion hemmen, helfen bei der Bekämpfung der Symptome. Diese Art der Behandlung stellt üblicherweise den ersten Schritt dar. Anschließend kommen Therapieformen wie eine Operation oder die Behandlung mit radioaktivem Jod zum Einsatz. Die Radiojodtherapie zielt darauf ab, die Schilddrüsenzellen zu zerstören, deren Hormonstoffwechsel gesteigert ist.
Eine Operation ist dagegen die Notbremse, falls eine vergrößerte Schilddrüse vorliegt und diese auf die Luftröhre drückt oder wenn mehrere Knoten mit erhöhter Hormonproduktion entdeckt werden. Doch Achtung: Jede der Behandlungsmethoden gegen eine Überfunktion kann unter Umständen auch zu einer Schilddrüsenunterfunktion führen.
Eine Schilddrüsenunterfunktion wird dagegen zumeist mit der Einnahme von Schilddrüsenhormonen bekämpft, zum Beispiel L-Thyroxin. Dabei handelt es sich um synthetisch hergestelltes Thyroxin. Diese sollte ein Patient jedoch nicht in Kombination mit anderen Medikamenten einnehmen.
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