Der sichere Griff in die Jackentasche und der schockierte Ausdruck auf dem Gesicht, wenn sich der erwartete Schlüssel nicht finden lässt. Schlüssel verloren, ausgesperrt. Keine Seltenheit: Jährlich gehen hunderttausende Schlüssel verloren, Mieter und Eigenheimbesitzer stehen gleichermaßen vor verschlossenen Türen. Wie handelt man richtig beim Schlüsselverlust und wer kommt für die Kosten beim Schlüsseldienst auf?
Schlüssel verloren – was tun?
Wen die Panik beim Schlüsselverlust packt, hat gleich zwei Mal verloren. Ruhig bleiben ist die Devise. Ist der Schlüssel auf jeden Fall verloren gegangen? Oder steht man einfach aus Versehen ausgesperrt vor der Tür? Ein kurzer Abriss des Tagesverlaufs und mögliche Orte, an denen der Schlüssel verloren gegangen sein könnte, sollten in Betracht gezogen werden, bevor weitere Maßnahmen folgen.
Beim Shopping aus der Tasche gefallen? Ein Anruf im Geschäft klärt, ob jemand einen Schlüssel gefunden und abgegeben hat. Falls es unterwegs auf der Straße passiert ist, lohnt sich die Kontaktaufnahme mit einem örtlichen Fundbüro. So kann auch im Nachhinein, auch noch Wochen später, der verlorene Schlüssel doch noch den Weg nach Hause finden.
Wird der Schlüssel nicht durch kurzfristige Suchaktionen schnell wiedergefunden, müssen die Vermieter über den Verlust informiert werden. Ist der Schlüssel nämlich langfristig bis zum Zeitpunkt des Auszugs verschollen, hat das Konsequenzen. Vermieter müssen schnell entscheiden, ob die Schließanlage des Gebäudes ausgetauscht werden soll.
Ist man selbst Eigentümer einer Wohnung in einem Mehrfamilienhaus, sollte die Eigentümergemeinschaft informiert werden. Auch die Hausverwaltung sollte Bescheid wissen. Ist der Schlüssel nicht nur verloren gegangen, sondern vermutlich gestohlen worden und auch der Personalausweis nicht mehr vorhanden, sollte die Polizei umgehend informiert werden.
Letztlich lohnt sich die Kontaktaufnahme mit der eigenen Versicherung, für den Fall, dass man als Mieter für die Kostenübernahme verantwortlich oder mitverantwortlich ist. Falls ein fahrlässiger Verlust des Schlüssels vorliegt, sollten die Versicherungskonditionen genau geprüft werden. Gegebenenfalls werden in diesem Fall und bei einem eventuell daraus resultierenden Einbruch keine Kosten von der Versicherung übernommen.
Austausch der Schließanlage – notwendig?
Oftmals ist in Mehrfamilienhäusern eine sogenannte erweiterbare Schließanlage eingebaut. Durch diese hat jeder Schlüssel Zugang zum Haus selbst wie auch zur betreffenden Wohnung. In diesem Fall muss nicht zwingend die ganze Schließanlage des Hauses gewechselt werden, sondern es reicht das Tauschen des Schlosses bei der betreffenden Mietswohnung.
Eine nicht erweiterbare Schließanlage stellt Vermieter allerdings vor eine Entscheidung: Die erste Option ist die Erneuerung der gesamten Schließanlage und Austausch aller Schlösser für alle Mietwohnungen, sodass jeder Mieter nur einen Schlüssel für den Zugang benötigt. Die zweite Option ist der Austausch des einzelnen Schlosses, dann haben die Mieter allerdings für Haus- und Wohnungstür zwei verschiedene Schlüssel. Das einzelne Schloss lässt sich bei einer erweiterbaren Schließanlage nämlich nicht nachträglich integrieren.
Welche Kosten entstehen beim Schlüsselverlust?
Nicht nur der Austausch der Schließanlage oder des einzelnen Schlosses bringt Kosten mit sich. Wer seinen Schlüssel verliert und ohne Ersatz ausgeschlossen vor der Tür steht, muss zwangsläufig Hilfe vom Schlüsseldienst in Anspruch nehmen. In manchen Fällen kann der Vermieter, sofern er kurzfristig erreichbar ist, auch noch Zugang zur Wohnung verschaffen. Daher sollte der Schlüsseldienst nur dann gerufen werden, wenn wirklich keine andere Option besteht, sich Zugang zur Wohnung oder zum Haus zu verschaffen.
Die möglichen Kostenpunkte beim Verlust des Schlüssels sind also, je nachdem ob man völlig ausgesperrt ist oder nicht:
- Schlüsseldienst (Preis abhängig von Tageszeit und Wochentag, Materialkosten, Extras sowie Fahrtkosten)
- Austausch Schloss der betroffenen Wohnung/des Hauses
- Austausch der gesamten Schließanlage bei einem Mehrparteienhaus
Was kostet der Schlüsseldienst?
Die Kosten für den Schlüsseldienst können je nach Ort und Tageszeit stark variieren. Ist die Tür nur zugeschnappt und man hat gerade keinen Schlüssel zur Hand, kann man tagsüber mit Kosten von 60 bis 90 Euro rechnen. In der Nacht, an Wochenenden oder Feiertagen sieht es mit 150 Euro laut Verbraucherzentrale schon wesentlich happiger aus. Aber auch dabei kommt es darauf an, in welcher Region man vor verschlossener Tür steht. Preise vergleichen lohnt sich fast immer.
Wurde die Tür vor dem Schlüsselverlust sicher verschlossen und abgeriegelt, steht auch tagsüber für den Schlüsseldienst ein gutes Stück Arbeit an. Das schlägt sich auch auf den zu erwartenden Preis nieder. In einem solchen Fall kann laut Bundesverband Metall mit einem Preis von um die 150 Euro gerechnet werden. Ein Aufschlag lauert auch hier nachts oder an Wochenenden und Feiertagen, der Preis steigt auf ca. 200 Euro je fest verschlossene Tür.
In einer deutschlandweiten Preisstudie zu Schlüsseldiensten ergab sich ein Durchschnittspreis von 137 Euro pro Türöffnung. Mit einer Erhöhung auf durchschnittlich 191 Euro sei bei Nachtdienst zu rechnen. Ein zusätzlicher Aufpreis von durchschnittlich 111 Euro wird bei einer abgeschlossenen Tür fällig. Für diese angefragten Dienstleistungen warten Nutzer dabei durchschnittlich 65 Minuten auf den Schlüsseldienst.
Was kostet ein neues Schloss?
Trotz Ersatzschlüssel kommt man bei einem wirklichen Schlüsselverlust nicht drum herum, das Schloss aus Sicherheitsgründen austauschen zu lassen. Auch das kann von einem Schlüsseldienst übernommen werden. Die Kosten für den Tausch sind einerseits erneut von regionalen Unterschieden betroffen, andererseits kommt es darauf an, welches Schloss als Ersatz eingebaut werden soll.
Im günstigeren Segment finden sich Angebote für Schließzylinder ab 60 Euro, der Einbau liegt mindestens bei 80 Euro. Dazu kommen die Anfahrtskosten des Dienstleisters. Lokal nach einem passenden Schlüsseldienst zu suchen ist daher von Vorteil. Im Zweifel liegen die Kosten aber wesentlich höher, vor allem, wenn die Tür nicht „gangbar“ ist, also kein einziger Schlüssel mehr vorliegt. Das kann den Preis um mehrere hundert Euro in die Höhe treiben.
Aber auch für mehr Sicherheit wird ein höherer Preis verlangt, wenn es um die verschiedenen Optionen bei den Schließzylindern geht. Folgende zusätzliche Sicherheitsoptionen können hochwertige Schließzylinder mit Aufpreis mit sich bringen:
- Magnetcodiertes Schloss inklusive Sicherungskarte
- Aufbohrschutz
- Ziehschutz
- Mehrpunkt-Verriegelung
- Schlagschlüssel-Hemmung
- Pickhemmung
Im Durchschnitt kann ein Türschlossaustausch inklusive aller Posten um die 200 Euro, im Zweifel aber auch mehr, kosten.
Was kostet eine neue Schließanlage?
Je nach Sicherheitsstufe und Anzahl der Wohnungen im Haus setzen sich die Kosten für eine neue Schließanlage für das Haus zusammen. Zentralschlossanlagen können bereits für 400 bis 800 Euro mit 20 Schüsseln inklusive erstanden werden. Die Sicherheitsstufe ist in diesem Fall niedrig. Wer es gerne besonders sicher mag, kann mit bis zu 2.000 Euro allein für die neue Schließanlage rechnen. Dazu kommen erneut die Kosten für den Einbau und die Anfahrt, die auch hier regional stark variieren. Liegt eine erweiterbare Schließanlage vor und es muss nur eine Wohnungstür mit einem neuen Schloss versehen werden, kommt man allerdings deutlich günstiger weg. Die Preise ähneln dann dem klassischen Schlossaustausch.
Wer kommt für die Kosten auf?
Wen treffen diese Kosten für Schlüsseldienst und Schlossaustausch nun? Vermieter oder Mieter? Auch wenn der Verlust des Schlüssels auf Mieterseite liegt, ist es nicht zwangsläufig garantiert, dass die alleinige Zahlung der Kosten durch den Mieter übernommen werden muss. Das Landgericht München entschied dies in einem Urteil im Juli 2020.
Wenn die Gefahr besteht, dass nach Verlust des Schlüssels ein Einbruch möglich ist, weil der Personalausweis oder eine andere Art der Erkennung mit verloren oder gestohlen wurde, ist ein Austausch besonders empfehlenswert. Sollte dies der Fall sein, kann der Vermieter den Mieter für die Gesamtzahlung der Kosten verantwortlich machen.
Der vollständige Ersatzanspruch des Vermieters ist allerdings unwirksam, wenn der Schlüssel kontextlos verloren gegangen ist und keine Sicherheitsgefährdung vorliegt. Das könnte der Fall sein, wenn der Schlüssel im Wasser oder in der Natur ohne Hinweis auf Besitzer und Wohnort verloren gegangen ist.
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So findet man den richtigen Schlüsseldienst
Unabhängig von der in Anspruch genommenen Dienstleistung des Schlüsseldienstes, lohnt es sich im Vorfeld genau hinzuschauen. Die hohen Durchschnittspreise werden zusätzlich durch Abzocke vor Ort und durch Ausnutzen einer ausweglosen Situation hochgetrieben. In manchen Gebäuden hängen Vermieter bereits Infozettel und Kontakte der Dienstleister ihres Vertrauens aus. In anderen Fällen müssen Mieter und Eigentümer selbst vergleichen, was aufgrund fehlender Preisauskunft online bereits schwierig ist.
Preisauskunft der Schlüsseldienste
Laut der Preisvergleichsstudie kommunizieren nur 5,16 % der Schlüsseldienste ihre Preise über die Website. Nach telefonischer Anfrage geben 50,71 % eine Preisauskunft, die restlichen Anbieter weigerten sich aus der Ferne eine Preisdiagnose zu geben. Zusätzlich sind die Preise, die am Telefon genannt werden, bereits teurer als jene, die frei verfügbar auf den Websites ausgeschrieben werden.
Wird kein Preis genannt und auf „vor Ort“-Diagnose plädiert, kann man von einer hohen Preisgestaltung ausgehen. Aber auch günstige Tarife, die im Vorfeld genannt werden, sollten mit Vorsicht betrachtet werden. Im Zweifel handelt es sich um Mindestpreise und die folgende Rechnung fällt dann überraschend höher aus.
Rechte beim Schlüsseldienst
Erlaubt die Situation nur einen Anbieter, der ohne Preisauskunft aushilft, heißt das dennoch nicht, dass ein stark überteuerter Preis hingenommen werden muss. Das Amtsgericht Lingen entschied 2016 zugunsten einer Klägerin, die eine Rechnung von 307,97 Euro für die Öffnung eines Schlosses erhalten hatte. Die übliche Vergütung sei überschritten, das Gericht legte fest, dass die Klägerin nicht mehr als 111,60 Euro zahlen müsse und somit erhielt sie 196,37 Euro vom Dienstleister zurück.
Checkliste für den Schlüsseldienst
Um einen passenden und seriösen Schlüsseldienst ausfindig zu machen, bei dem auch das Preis-Leistungsverhältnis stimmt, bedarf es einiger Suchen und Informationen, die beachtet werden sollten. Im besten Fall recherchiert man bereits nach einem solchen Dienstleister, bevor man dringend auf Hilfe angewiesen ist und man sich aus Frust für den nächstbesten entscheidet und letztlich auf einer hohen Rechnung sitzen bleibt.
- Auf Reputation achten: Empfehlungen von Nachbarn, Freunden oder auch online. Betrüger oder teure Dienste fallen oftmals schon bei einem ersten Check ins Auge.
- Preise vergleichen: Auf der Website, am Telefon oder ebenfalls durch Online-Rezensionen einen Rundumschlag der angebotenen Preise machen und beachten, dass es auch günstige Fallen als Mindestpreis geben kann.
- Lokal suchen: Anfahrtskosten können die Rechnung zusätzlich belasten. Je kürzer der Weg zum Einsatzort, desto wahrscheinlicher ist auch eine verringerte Wartezeit.
- Problem beschreiben: Direkt im Gespräch bei der Buchung sollten Details zur Tür und der vorliegenden Problematik genannt werden, um eine genaue Voreinschätzung der möglichen Kosten vom Anbieter zu bekommen.
- Zeiten klären: Wo ist der Schlüsseldienst und wie lange braucht er zum Einsatzort? Manche Schlüsseldienste täuschen lokalen Bezug durch eine Ortsvorwahl vor, leiten aber Anrufe an externe Nummern oder aufs Handy in andere Städte weiter. Die Folge ist eine lange Anfahrt, lange Wartezeit und hohe Fahrtkosten.
- Rechnung: Ein seriöser Anbieter lässt auch EC-Zahlungen oder Zahlung auf Rechnung zu. Grundsätzlich kann eine Rechnung verlangt werden. Wer bedrängt wird, zum Bargeldautomaten zu fahren, kann die Polizei rufen.
Zahlt die Versicherung bei Schlüsselverlust?
Steht fest, dass man für einen Teil oder die Gesamtkosten des Schlüsseldienstes aufkommen muss, stellt sich die Frage, ob die Versicherung bei der Kostenübernahme unterstützt. Nicht alle Schlüsselarten sind immer pauschal versichert. Es lohnt sich daher, einen Blick in die jeweilig getroffene Versicherung zu werfen, um auf der sicheren Seite zu sein.
Die IDEAL PrivatHaftpflicht zahlt beispielsweise beim Verlust fremder gewerblicher und ehrenamtlicher sowie fremder privater Schlüssel oder Codekarten und deckt dadurch bereits eine weite Bandbreite von möglichen Schlüsselverlusten ab.
Wurde der Schlüssel gestohlen, hängt die Zahlung durch die Versicherung oftmals von der Diebstahlsituation ab. Bleibt im Zug die Tasche mit dem Schlüssel beim Toilettengang auf dem Platz liegen und wird entwendet, fällt das unter die Verletzung der Obhutspflicht. Ein Schadensanspruch ist dabei nicht geltend und die Kosten müssen vom Mieter oder Eigentümer übernommen werden.
Bei Diebstahl aus den eigenen vier Wänden unterstützt die Hausratsversicherung, wie die IDEAL HausRat.
Aber auch wenn der Schlüssel zur eigenen Wohnung in einem Mehrfamilienhaus abhandenkommt, das mit einer gemeinsamen Schließanlage ausgestattet ist, handelt es sich um fremdes Eigentum. Die Haftpflichtversicherung übernimmt auch in diesem Fall die entstandenen Kosten für den Austausch der Schließanlage und Schlösser der anderen Mieter.
Schlüssel und Schließanlagen können auch durch zusätzliche passende Schlüsselversicherungen abgesichert werden. In diesem Fall sind alle Elemente rund ums Schloss versichert und der gewählte Versicherer kommt in der Regel für Austausch, Verlust des Schlüssels und sogar für vorübergehende Sicherheitsmaßnahmen auf. Eine Selbstbeteiligung von ca. 150 Euro ist allerdings auch bei solchen Versicherungstypen üblich. Unterschreiten die anfallenden Kosten diese Summe, wird die Gesamtsumme vom Versicherten getragen.
Einbruch nach Schlüsselverlust?
Folgeschäden, wie auch der Einbruch nach Schlüsseldiebstahl, werden nicht immer von der Privathaftpflicht abgedeckt. Die Hausratsversicherung springt in einem solchen Fall zur Seite und ersetzt entwendetes Bargeld, Möbel und Wertgegenstände.
Präventionstipps gegen Schlüsselverlust
Der sicherste Schlüssel ist der, der nicht verloren gehen kann. Wenn es doch passiert, hat man am besten ein Backup. Ein Ersatzschlüssel, der bei Nachbarn, Eltern oder Freunden in der Nähe untergebracht wird, kann somit die Kosten des Schlüsseldienstes verhindern. Ein Versteck am Haus oder um die Wohnung herum eignet sich aus versicherungstechnischen Gründen nicht. Sollte der Schlüssel gefunden und zum Einbruch genutzt werden, gilt das als grob fahrlässig und die Versicherung muss nicht zahlen.
Einige Gadgets eignen sich hervorragend, um den Schlüssel unterwegs gut zu sichern. Dazu gehören spezielle Gürteltaschen und Karabinerhaken für den Gürtel oder Schlüsselbänder, die nah am Körper getragen werden. So wird nicht nur versehentlicher Verlust, sondern auch Diebstahl zusätzlich erschwert.
Geht der Schlüssel doch verloren hat man mit einem zuvor installierten Schlüsselfinder das ideale Hilfsmittel. Per Bluetooth oder GPS kommunizieren kleine Sender der Schlüsselfinder mit einer App, die Alarm schlägt, wenn der Sender und die App zu weit voneinander entfernt sind. Ist die GPS-Funktion vorhanden, lassen sich die meisten Schlüsselfinder auch genau orten.
Wird per Bluetooth kommuniziert, erscheint der Standort, an dem das Gerät zuletzt mit dem Schlüsselfinder im Austausch war. Analoge Schlüsselfinder arbeiten mit einer Fernbedienung, die bei Betätigung ein lautes Signal vom Sender auslöst. Dies eignet sich aber eher beim Verlust innerhalb weniger Meter sowie in Innenräumen.
Titelbild: © catinsyrup/ iStock.com