Eine junge Mutter mit einem Baby auf dem Arm

Schwangerschaftsdepression und Wochenbettdepression

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Ein Kind ist auf dem Weg, die schönste Zeit des Lebens beginnt. Für viele Eltern ist es der Wunsch, der mit einer Schwangerschaft und der Geburt des Kindes in Erfüllung geht. Doch was passiert, wenn sich die werdende Mutter auf einmal mit Sorgen, Erschöpfung und sogar Traurigkeit konfrontiert sieht? Das Gefühl, nicht gut genug zu sein, kann sich in einer bleibenden Angst bis hin zur Depression verfestigen. Doch woran erkennt und unterscheidet man eine Schwangerschaftsdepression und eine Wochenbettdepression? Und wie können Familie und Freunde die werdende Mutter unterstützen?

Depressionen in der Schwangerschaft und nach der Geburt

Bei dem Stichwort Schwangerschaft denken viele zunächst an die Veränderung, die der Körper in den neun Monaten bis zur Geburt, und darüber hinaus, durchlebt. Doch zu den körperlichen Veränderungen gesellen sich auch emotionale und mentale Herausforderungen. Einerseits sind werdende Mütter beflügelt von den Vorstellungen und Wünschen, die sie für das neue Leben vorsehen. Freude und Hoffnung sind die größten positiven Treiber in dieser Zeit. Doch wechseln sich die freudig erwartungsvollen Momente auch mit sorgevollen Phasen ab, die von Erschöpfung gekennzeichnet sind.

Auch nach der Geburt des Kindes hält dieser Zustand für einige Frauen an. Nicht immer ist dies nur ein Zeichen für den allgemein bekannten Baby Blues. Wenn sich diese mentale Verfassung über die Schwangerschaft und darüber hinaus festigt, kann dies bereits ein Anzeichen für eine ernstzunehmende Depression sein. Wenn die Symptome bereits vor der Entbindung auftauchen, spricht man von einer Schwangerschaftsdepression. Verstärkt sich das Bild auch nach der Schwangerschaft und geht über die Anzeichen des Baby Blues hinaus, sind die Mütter gegebenenfalls von einer Wochenbettdepression betroffen.

Doch gibt es unabhängig von dem Zeitpunkt der eintretenden Depression signifikante Unterschiede zwischen den beiden Erkrankungen? Und worauf sollte man, in beiden Fällen, als nicht betroffener Elternteil zur Unterstützung der Mutter achten?

Schwangerschaftsdepression (Pränatale Depression)

Depressionen zählen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen, auch in der Schwangerschaft. Schwangerschaftsdepressionen betreffen im Schnitt ca. 12% der werdenden Mütter. Die pränatale Depression tritt, wie der Name sagt, zwar ausschließlich vor der Geburt des Kindes und innerhalb der Schwangerschaft auf, kann sich aber danach auch weiter in eine postpartale Depression entwickeln.

Ursache und Auswirkungen einer Schwangerschaftsdepression

Die werdenden Mütter sehen sich häufig mit Ängsten und Sorgen konfrontiert. Entwickelt sich das Kind während der Schwangerschaft so, wie es sollte? Was mache ich, wenn es zu Komplikationen kommt? Aber auch äußere Erwartungshaltungen von Lebensgefährten und Familie haben einen Einfluss auf die mentale Verfassung der Mütter. Der Druck, ebendiesen Erwartungen und Anforderungen gerecht zu werden, kann negative Auswirkungen mit sich ziehen. Eine Schwangerschaftsdepression, auch pränatale Depression genannt, kann die Folge sein.

Eine Depression während der Schwangerschaft wirkt sich nicht nur negativ auf die Mutter aus. Sie kann langfristige Folgen für beide, Mutter und Kind, haben. Bei einer Schwangerschaftsdepression kann der Fötus bereits in Mitleidenschaft geraten. Ein erhöhtes Frühgeburtsrisiko und möglicherweise geringeres Geburtsgewicht können die Folge sein. Zusätzlich zu den direkten Auswirkungen auf das ungeborene Kind, kann die Depression der Mutter auch die weitere kognitive oder emotionale Entwicklung des Kindes beeinträchtigen.  Aufgrund dessen ist die professionelle Behandlung der Depression rund um die Geburt eines Kindes unerlässlich.

Anzeichen einer Schwangerschaftsdepression

Die Anzeichen einer Schwangerschaftsdepression ähneln der einer üblichen Depression:

  • Die Mutter empfindet eine gedrückte, niedergeschlagene Stimmung
  • Interessenverlust und Freudlosigkeit, besonders auch mit Blick auf das Mutterdasein und das Baby
  • Antriebsmangel und Ermüdung
  • Selbstzweifel, den Anforderungen gerecht zu werden
  • Schuldgefühle aufgrund der mangelnden Freude auf das Baby
  • Schlafstörungen

Auch körperliche Beschwerden, wie undefinierbare Schmerzen oder Schwindel, können sich äußern. Einige werdende Mütter haben Schwierigkeiten, sich eine Zukunft mit dem Kind vorzustellen oder gar eine Bindung zum Kind im Mutterleib aufzubauen. Spätestens, wenn die werdenden Mütter darüber nachdenken, sich etwas anzutun, sollte professionelle Hilfe aufgesucht werden.

Was hilft bei einer Schwangerschaftsdepression?

Eine Schwangerschaftsdepression ist oft gut zu behandeln. Die Möglichkeiten der Behandlung ähneln denen der üblichen Behandlung von Depressionen, wie beispielsweise mit Hilfe einer Psychotherapie oder Medikamenten, meist in Form von Antidepressiva.

Aufgrund der Nebenwirkungen einer medikamentösen Behandlung während der Schwangerschaft bevorzugen Mütter wie auch behandelnde Ärzte oft die Psychotherapie. Diese richtet sich außerdem eher an die Ursachen und Wurzeln der Depression, anstatt zunächst nur die Symptome der Erkrankung zu lindern. Wer doch eine medikamentöse Behandlung in Erwägung ziehen möchte, sollte dies nur in Absprache mit der behandelnden Arztpraxis durchführen.

Die Nebenwirkungen der Medikamente können beispielsweise das Risiko für eine Frühgeburt erhöhen. Alternativ oder ergänzend empfiehlt sich zusätzlich zur gewählten Behandlung körperliche Bewegung mit einzubauen. Dies kann zusätzlich die Beschwerden einer Schwangerschaftsdepression lindern.


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Wie lässt sich eine Schwangerschaftsdepression vorbeugen?

Grundsätzlich lassen sich Emotionen, und damit Stimmungshoch und Stimmungstief, nicht immer kontrollieren oder vermeiden. Allerdings kann eine sorgfältige Aufklärung und intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Schwangerschaft und Mutterdasein helfen, Sorgen und Ängste im Voraus zu lindern. Wenn vorhanden und möglich hilft der Austausch mit dem jeweiligen Lebensgefährten darüber hinaus, die Last der Verantwortung auf mehreren Schultern zu verteilen.

Auch das weiterführende soziale Umfeld wie Freunde und Familie sollten mit in die Planung einbezogen werden. Diese Sicherheit hilft werdenden Müttern, sich unvoreingenommener mit der eigentlichen Schwangerschaft zu beschäftigen und eine unbelastete Beziehung zu ihrem Baby aufzubauen.

Auch Gespräche mit den betreuenden Ärzten oder der Hebamme können Sorgen lindern und dadurch das Risiko für eine Schwangerschaftsdepression eindämmen.

Wochenbettdepression (Postpartale Depression)

Eine Wochenbettdepression, auch postpartale Depression genannt, tritt erst nach der Geburt des Kindes auf, meist innerhalb des ersten Jahres. Sofern die Mutter nicht bereits in der Schwangerschaft depressive Episoden durchlebt hat, können nach der Geburt die ersten Anzeichen für eine Depression auftreten. Tatsächlich ist die Wochenbettdepression nicht exklusiv den Müttern vorenthalten, auch frisch gebackene Väter können davon betroffen sein.

10 bis 15 Prozent aller Mütter sind von der Wochenbettdepression betroffen. Allerdings lässt die allgemeine Zurückhaltung neuer Mütter vermuten, dass die Dunkelziffer für Wochenbettdepression wesentlich höher ist. In den meisten Fällen sprechen Mütter erst davon, dass es ihnen psychisch nicht gut geht, wenn sie darauf angesprochen werden. Dies ist oftmals erst bei der gynäkologischen Nachuntersuchung der Fall, wenn schon ein paar Wochen nach der Geburt vergangen sind.

Bei Vätern sind es 5 bis 10 Prozent, die unter der postpartalen Depression leiden – entweder als Folge der Wochenbettdepression der Mutter oder auch unabhängig davon. In den meisten Fällen dauert die Wochenbettdepression und ihre Symptome nur wenige Monate an. Sie kann vereinzelt auch länger andauern oder wiederkehren.

Anzeichen einer Wochenbettdepression

Die Wochenbettdepression wird häufig unterschätzt und nistet sich schleichend und teilweise unbemerkt ein. Dabei begleitet sie Betroffene mehrere Wochen bis hin zu Jahren nach der Geburt. Typische Anzeichen sind:

Angehörige und Lebensgefährten sollten verstärkt auf die Anzeichen einer Wochenbettdepression achten, um den betroffenen Müttern beistehen zu können. Unbehandelt kann sich die Wochenbettdepression zu einer langfristigen Depression entwickeln und sich negativ auf die Entwicklung des Kindes und die weiteren sozialen Beziehungen im familiären und freundschaftlichen Umfeld auswirken.

Ursachen einer Wochenbettdepression

Ein umstrittener Faktor und Ursache der Wochenbettdepression bei Müttern ist die Hormonumstellung, die nach der Geburt eintritt. Die Hormone Östrogen und Progesteron haben eine stabilisierende Wirkung auf die Stimmung und wirken entsprechenden Depressionen oder Psychosen entgegen. Die Konzentration dieser Hormone sinkt nach der Geburt, während die Konzentration des Hormons Prolaktin ansteigt. Oftmals wird dies als Auslöser der Wochenbettdepression und ihrer Symptome gesehen. Allerdings konnte in Untersuchungen kein Unterschied zwischen dem Hormonstatus von psychisch erkrankten und gesunden Müttern nach der Geburt festgestellt werden.

Andere Faktoren, die nachgewiesenermaßen allerdings das Auftreten der Wochenbettdepression begünstigen können, sind familiäre Umstände und die soziale Situation.. Finanzielle Sorgen und ausbleibende Unterstützung durch die Familie und den Lebensgefährten fördern die postpartale Depression. Wenn psychische Erkrankungen wie die Schwangerschaftsdepression der Geburt des Kindes bereits vorausgegangen sind, ist das Risiko für eine Wochenbettdepression außerdem erhöht. Körperliche und geistige Erschöpfung, das Umstellen des Stoffwechsels und gewisse Veränderungen durch das Kind, wie beispielsweise bei Schreikindern oder traumatische Erlebnisse der Mutter, die in dieser Situation zurückkehren, begünstigen die Entstehung einer Wochenbettdepression.

Was hilft bei einer Wochenbettdepression?

Es muss im individuellen Fall entschieden werden, welche Behandlung der Wochenbettdepression für die betroffene Mutter angebracht und sinnvoll ist. In manchen leichten Verläufen hilft es bereits, das soziale Umfeld zu stabilisieren und durch zusätzliche Unterstützung die Belastung zu lindern. Das kann beispielsweise auch eine ergänzende Elternzeit des Vaters sein, oder die Großeltern, die zusätzlich aushelfen und die frischgebackene Mutter unterstützen.

Diese Selbsthilfe greift aber nur in leichten Fällen. Darüber hinaus muss eine psychotherapeutische Behandlung angestrebt werden. Die Behandlungsmöglichkeiten gleichen auch hier denen der allgemeinen Depression. Welche Form der Psychotherapie die passendste für die Behandlung ist, kommt auf die individuelle Präferenz an. Unterstützend kann über eine medikamentöse Behandlung nachgedacht werden. Allerdings ist hier die Beratung durch die behandelnden Ärzte unerlässlich. Wenn die betroffene Mutter das Neugeborene stillt, können über die Muttermilch Wirkstoffe der Antidepressiva auf das Kind übergehen. Daher sollte die Entscheidung zu einer Behandlung mit Medikamenten nur mit Unterstützung von Fachleuten gefällt werden.

Weitere Angebote unterstützen betroffene Mütter auf ihrem Weg aus der Wochenbettdepression. Das kann in Form einer Haushaltshilfe oder eines Kindermädchens sein, die zusätzliche Belastungen durch die neu geschaffenen Lebensumstände abnimmt. Auch eine sozialpädagogische Familienhilfe kann im Falle einer Wochenbettdepression entlastend angefragt werden. Ebenso kann eine Hebamme in vielen Fällen über die Geburt hinaus beratend mit einem offenen Ohr zur Seite stehen. Jede krankenversicherte Frau hat zwölf Wochen lang Anspruch auf die Unterstützung einer Hebamme, bei Bedarf auch bis zum Ende der Stillzeit. Darüber hinaus helfen Gesprächskreise und Selbsthilfegruppen, um sich mit anderen von der Wochenbettdepression Betroffenen auszutauschen.

Wie lässt sich eine Wochenbettdepression vorbeugen?

Sollten depressive Verstimmungen oder eine Schwangerschaftsdepression der Geburt bereits vorausgegangen sein, sollte die gewählte Unterstützung in Form von Therapie präventiv auch nach der Geburt weiter in Anspruch genommen werden. Auch in diesem Fall ist die Vorbereitung auf die Schwangerschaft und die Veränderung nach der Geburt ein wichtiger Faktor, um Sorgen und Ängste zu mildern. Im Zweifel kann arrangiert werden, dass Pflegepersonal der betreuenden Klinik oder der Partner sich zunächst verstärkt um das Baby kümmern, um der Mutter entsprechende Zeit zum Ruhen und Einstellen auf die Veränderungen zu geben. 

Auch wenn eine Wochenbettdepression trotz guter Vorbereitung und entsprechender Unterstützung eintritt, sollten sich Betroffene nicht unter Druck setzen. In der Regel erholen sich Mütter von einer Wochenbettdepression vollständig. Die zusätzliche Unterstützung durch Familie und Freunde kann zwar nicht in allen Fällen vor einer Schwangerschaftsdepression oder Wochenbettdepression bewahren, doch hilft sie in allen Fällen, die Symptome und Belastung der Mutter innerhalb dieser Phasen unter Kontrolle zu halten und ihr ein Gefühl von Sicherheit zu geben. Eine Erleichterung für Mutter und Kind.

Weitere Formen nachgeburtlicher Depressionen

Im Gegensatz zu der Schwangerschaftsdepression können sich in der Phase nach der Geburt mehrere psychische Belastungsphasen entwickeln. Diese können einzeln auftauchen oder aber ineinander übergehen. Zu den verschiedenen Arten der Depression nach der Geburt eines Kindes gehören:

  • Das postpartale Stimmungstief, auch bekannt als „Baby Blues“
  • Die postpartale Depression, also die Wochenbettdepression
  • Die postpartale Psychose

Der Baby Blues

Vom Baby Blues sind 50 bis 80 Prozent der Mütter betroffen. Die Phase direkt nach der Geburt ist geprägt von häufigem Weinen, Müdigkeit und Reizbarkeit der frischgebackenen Mutter. Viele berichten von einer inneren Unruhe und einem Wechselbad der Gefühle aufgrund der neuen Lebenssituation. Dieses Stimmungstief ist allgemein bekannt und daher für viele nachvollziehbar. Der Baby Blues tritt in der Regel nach dem zweiten oder dritten Tag nach der Geburt des Kindes auf und hält in den meisten Fällen nicht länger als zwei Wochen an.

Wenn der Baby Blues allerdings länger als zwei Wochen dauert, kann sich auch daraus eine Wochenbettdepression entwickeln.

Postpartale Psychose

Die schwerste Form einer psychischen Krise nach der Geburt ist die postpartale Psychose, auch Wochenbettpsychose genannt. Die Wahrscheinlichkeit der Erkrankung ist allerdings wesentlich geringer als bei einer Schwangerschaftsdepression oder Wochenbettdepression. Nur ein bis zwei von eintausend Geburten ziehen eine postpartale Psychose der Mutter nach sich.

Die postpartale Psychose tritt meist in den ersten sechs Wochen nach der Geburt auf. Teilweise kann sie aber auch sehr plötzlich, schon nach den ersten zwei Wochen nach Entbindung auftreten. Zunächst sind die Symptome denen der Wochenbettdepression sehr ähnlich, jedoch wesentlich verstärkt. Begleitet wird die postpartale Psychose außerdem von Realitätsverlust, Denk- und Konzentrationsstörungen, Affekthandlungen und anderen Verhaltensstörungen. Im Extremfall können Halluzinationen oder Wahnvorstellungen auftreten.

Die Suizidgefahr ist bei Betroffenen hoch. Auch Kindstötung (Infantizid) oder erweiterter Suizid der Mutter mit Kind, kann im schlimmsten Fall die Folge einer postpartalen Psychose sein. Mütter, die an einer postpartalen Psychose leiden, sollten sich umgehend stationär behandeln lassen, um diese schwerwiegenden Folgen zu vermeiden und um die dringend benötigte Hilfe zu erhalten.

Titelbild: © Drazen Zigic/ iStock.com

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