Smart Home ist als digitaler Standard in deutschen Haushalten immer präsenter. Die Haussteuerung per Sprachbefehl oder Button auf Smartphone oder Tablet findet bereits bei 60 Prozent der Verbraucher in Deutschland Verwendung.
Nutzer erhoffen sich vor allem zusätzlichen Komfort, verbesserte Energienutzung und Sicherheit von der Hausautomation. Doch was genau versteht man unter Smart Home? Wie funktioniert Smart Home und wie lässt sich das Eigenheim oder die Wohnung intelligent gestalten?
Was ist ein Smart Home?
Bei einem Smart Home sollen verschiedene elektronische und in den meisten Fällen miteinander kompatible Geräte kommunizieren. Im Allgemeinen verstehen Verbraucher und Nutzer unter Smart Home häufig bereits, dass ein einzelnes smartes Gerät oder eine Anwendung in Haus oder Wohnung in Betrieb ist.
Die wirkliche „Intelligenz“ der Technik wird aber erst vollständig genutzt, wenn verschiedene Komponenten miteinander verbunden sind und kommunizieren können. Dabei ist ein einheitlicher Kommunikationskanal für die Nutzer des Smart Home vonnöten. Das kann über Sprachsteuerung oder über die Bedienung einer App erfolgen.
Das übergreifende Ziel für ein funktionierendes Smart Home System ist, über eine einheitliche Bedienung der Geräte die Lebensqualität, Sicherheit und den Komfort der Bewohner zu erhöhen. Für die Erleichterung im Alltag werden vermehrt smarte Haus- und Gartengeräte wie Saugroboter oder Mähroboter genutzt. Automatische Rollläden oder Jalousien sowie eine verbundene Lichtsteuerung sind auch ein beliebter Standard. Dazu kommt Spaß und die Begeisterung für Technologie, die Anwender vor allem im Bereich Home Entertainment vereint. Andere Begriffe für Smart Home sind unteranderem Smart Living, connected Home oder auch eHome.
Wie funktioniert Smart Home?
Je nachdem welche Smart Home Technologie im Haus oder in der Wohnung eingesetzt wird, sind die Funktionen des Smart Home unterschiedlich und individuell ausgelegt. In ihren Kernpunkten gleichen sich aber alle Systeme, die für ein Smart Home eingerichtet werden.
Produktkompatibilität
Die Kommunikation zwischen den gewählten Smart Home Geräten muss gewährleistet sein. Das muss vor allem bei der Anschaffung berücksichtigt werden, wenn das Smart Home nicht beim Bau des Hauses oder der Wohnung direkt mitinstalliert wurde. Entsprechend muss die Konnektivität der Smart Home Produkte durch einen leichten Funkstandard, wie WLAN oder Bluetooth, ermöglicht werden.
Steuerung
Die im Smart Home vernetzten Geräte müssen über eine einheitliche Smart Home Zentrale, also eine sogenannte Steuerungszentrale, nutzbar sein. In vielen Fällen gewährleisten bestimmte Hersteller-Apps die Kommunikation, in anderen Fällen werden Sprachassistenten genutzt, die durch die Sprachbefehle die verschiedenen Geräte ansteuern.
Sollten verschiedene Smart Home Produkte im Smart Home vorhanden sein, die von unterschiedlichen Herstellern produziert wurden und dadurch andere Formen von Konnektivität aufweisen, kann die Steuerung durch eine sogenannte Bridge, also „Brücke“, erleichtert werden. In diesem Fall verbindet die Bridge über unterschiedliche Verbindungsoptionen die Geräte miteinander und gibt über eine eigene Smart Home Zentrale eine einheitliche Befehlsübermittlung an die Geräte aus.
Automation
Beim intelligenten Wohnen können auch gewisse Umweltreize genutzt werden, um den Komfort durch entsprechende Smart Home Geräte zu erhöhen. Bewegungssensoren, die mit smarten Leuchtmitteln kommunizieren, können so beispielsweise nachts für gedämmtes Licht bei dem Gang ins Badezimmer sorgen.
Oder ein intelligentes Thermometer erkennt den Temperaturanstieg im Wohnzimmer durch direkte Sonneneinstrahlung und schaltet automatisch die Rollläden ein, um für Schatten zu sorgen und den Wohnbereich dadurch nicht zu sehr aufzuheizen.
Ein weiteres Beispiel, das zusätzlich für Sicherheit im Smart Home sorgt, ist der smarte Rauchmelder, der bei einem Brand ein Signal per App verschickt. In der Steuerzentrale des Smart Home aktiviert sich dann die Beleuchtung zur Sicherung des Fluchtwegs. Durch die Automation des Smart Home erfolgen all diese Aktionen gleichzeitig. Eine manuelle Schaltung ist nicht notwendig.
Smart Home einrichten
Die Grundvoraussetzung und Selbstverständlichkeit beim Smart Home ist eine funktionierende Internetverbindung und ein bestehendes WLAN-Netz.
Viele Geräte bieten mittlerweile eigene Monitore an, die eine zusätzliche Steuerung der einzelnen Geräte, wie aber auch die Funktionen einer Steuerungszentrale in sich vereinen können. Nachteil ist dabei, dass diese Smart Home Steuerung im lokalen Monitor ortsgebunden ist, wie beispielsweise am Kühlschrank. Ein mobiles Smartphone oder Tablet mit einer geeigneten Steuerungszentrale via App ist daher die mobile und beliebteste Lösung.
Wenn keine Smart Home Bridge für die übergreifende Verknüpfung der Geräte eingerichtet wird, lassen sich zumindest über ein Smartphone oder Tablet auch die verschiedenen Hersteller-Apps für die Steuerung der unterschiedlichen Geräte auf einem Endgerät vereinen.
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Smart Home Geräte
Welche Geräte werden für eine Smart Home Installation zusätzlich benötigt? Die meisten Systeme arbeiten mit einer zentralen Steuerungseinheit, einem Server oder einer Funkzentrale. Durch diese Steuerungseinheit werden im Smart Home alle Kommunikationswege zwischen den Geräten ermöglicht und gesichert.
Bei einfachen Smart Home Lösungen reicht oftmals der bereits bestehende WLAN-Router aus. Es sollte beim Kauf der gewünschten Smart Home Geräte darauf geachtet werden, dass sie mit dem jeweiligen Standard der Kommunikation, in diesem Falle also WLAN, vernetzungsfähig sind. Herkömmliche Geräte, die nicht kompatibel mit Smart Home sind, können durch eine Funksteckdose in das Smart Home Netzwerk integriert werden.
Für eine automatisierte Steuerung des Smart Home sind außerdem Sensoren notwendig. Je nachdem, welche Geräte welche Aktionen ausführen sollen, können hier Bewegungs-, Temperatur-, Feuchtigkeits- oder auch Helligkeitssensoren zum Einsatz kommen.
Smart Home Funktionen
Ein Smart Home kann alle Geräte steuern, die mit der Steuerungszentrale verbunden sind. Wie bereits ausgeführt, muss dafür allerdings der Funkstandard übereinstimmen. Laut der Verbraucherzentrale sind davon unter anderem die folgenden Geräte eingeschlossen:
- Sensoren: Darunter etwa Wassermelder, Bewegungssensoren, Rauchmelder, aber auch Fenster- und Türkontakte.
- Upgradeables: Herkömmliche Elektrogeräte, die mittels verschiedener Upgrades zu Smart-Geräten aufgewertet wurden. Zum Beispiel ist es möglich, Lampen mit einer WLAN-Steckdose auszurüsten und sie so fernzusteuern.
- Gadgets: Geräte, die über App, WLAN oder Bluetooth mit einem Smartphone verbunden sind. Sie benötigen zumeist keine externe Basisstation, sondern erhalten ihre Befehle direkt vom Smartphone. Beispiele für Gadgets sind Bluetooth-Lautsprecher, Fitness-Tracker oder Drohnen.
- Bediengeräte: Zu dieser Gruppe gehören das Smartphone oder Tablet, Sprachassistenten oder das Touch-Display an der Wand.
- Hub: Damit ist die zentrale Steuereinheit gemeint, ohne die das Smart Home nicht funktioniert.
Smart Home Lösungen
Welche Smart Home Lösung ist nun für welche Wohnsituation am geeignetsten? Während früher für ein funktionierendes Smart Home noch in jedem Raum Datenleitungen verlegt werden mussten, so sind die neuen Systeme fast ausschließlich drahtlos unterwegs. Die anderen Möglichkeiten bestehen aber auch weiterhin:
- Smart Home Vernetzung per Datenleitung
- Smart Home Vernetzung per Funk oder WLAN
- Smart Home Vernetzung per Stromleitung
Smart Home leicht gemacht
Wer sofort mit Smart Home durchstarten und Haus oder Wohnung intelligent machen möchte, greift am besten auf ein vorkonfiguriertes Starter-Set zurück. Ein solches Smart Home Starter-Set fokussiert sich auf einen bestimmten Aspekt des Smart Home. So können direkt die priorisierten Themen wie Komfort, Energieeffizienz oder Sicherheit durch einzeln vorbereitete Module intelligent in den eigenen vier Wänden umgesetzt werden.
Auf diese erste Einrichtung lässt sich später auch aufbauen, sodass nach ersten Erfahrungen mit der Smart Home Technik das System später nach und nach erweitert werden kann. Zusätzlich eignen sich beim Start mit Smart Home die vorinstallierten Smart Home Szenarien vieler Geräte und Apps dafür, ein Gefühl zu bekommen, was möglich und für das eigene Zuhause sinnvoll ist.
Vorinstallierte Szenarien
Die erwähnten Starter-Sets, die den Einstieg in das Leben mit Smart Home erleichtern, kommen in vielen Fällen mit vorinstallierten Szenarien in den dazugehörigen Apps. So wird der Umgang mit dem neuen Smart Home spielerisch leicht erklärt. In vielen Fällen reicht das Verschieben eines Reglers auf der App, um verbundene Geräte in einem vorprogrammierten Zusammenspiel reagieren zu lassen. Durch wenige Klicks werden neue Geräte hinzugefügt und eigene Wünsche realisiert.
Individuelle Szenarien erstellen
Wer ein Gefühl für das eigene Smart Home und die Möglichkeiten des intelligenten Wohnens bekommen hat, der traut sich später auch an eigene, individuelle Szenarien, die für eine weitere Automation spannend sind. Einfach verständliche „Wenn-Dann“ Szenarien ermöglichen bereits mit kleinen Schritten individuelle Abläufe.
Beispielsweise könnte dies sein, dass zu einer bestimmten Uhrzeit morgens über die Funksteckdose die Kaffeemaschine schon angeschaltet wird. So kommt man spielend leicht und effizient morgens an den frischen Kaffee.
Smart Home Vorteile
Ein Smart Home soll vor allem eines: Die Lebensqualität seiner Bewohner verbessern. Das kann auf verschiedenen Ebenen, je nach Priorität der Anwendenden und der Möglichkeiten des Smart Home Systems verschiedene Vorteile umfassen:
- Mehr Komfort
- Besseres Entertainment
- Erhöhte Sicherheit
- Altersgerechtes Wohnen
- Energieeffizienz
Für mehr Komfort sorgen Haushaltsroboter, vernetzte Kaffeemaschinen oder ferngesteuerte Ventilatoren, die kleinere Aufgaben im intelligenten Haushalt übernehmen, die sonst manuell Zeit kosten würden. Über Entertainment Szenarien kann im Smart Home darüber hinaus mit einem Befehl für die richtige Stimmung beim Filmabend gesorgt werden. Das Licht wird gedimmt, die Rollläden heruntergelassen und das Heimkino oder Spielekonsole über das System angeschaltet – schon kann der Abend entspannt starten.
Ein Smart Home wird zum Safe Home, indem verschiedenste Sicherheits-Technologien zusammenarbeiten. Bewegungsmelder, Rauchmelder, Glasbruch- oder Wassersensoren, die Alarmanlage oder Überwachungskameras können so im Austausch stehen, dass ein eigenes Smart Home Sicherheitssystem jederzeit aktiv und in Alarmbereitschaft ist. Per App können Hausbesitzer darüber hinaus schnell und leicht prüfen, ob alle Fenster geschlossen sind.
Intelligente Smart Home Lösungen bieten auch körperlich beeinträchtigten Menschen und Senioren komfortablere Lebensumstände. Verletzen sie sich im Haus und sind nicht mehr in der Lage, das Telefon zu erreichen oder zu bedienen, kann durch smarte Lautsprecher über einen Sprachbefehl Hilfe angefordert werden.
Das Smart Home kann, wenn es richtig genutzt wird, für einen verringerten Energieverbrauch sorgen. Häufig ist die Hoffnung auf verringerte Heiz- und Stromkosten ein Hauptanschaffungsgrund für ein Smart Home System. Allerdings muss bedacht werden, dass der Spareffekt nicht automatisch einhergeht. Alle smarten Geräte sind, wie auch die herkömmlichen, im ersten Moment Stromverbraucher.
Den Unterschied im Verbrauch liegt im Einsatz der Technik. Bis zu 30 Prozent Energieeinsparungen konnten bereits durch smarte Heizungssteuerungen nachgewiesen werden. Dafür ist aber entscheidend, dass das Smart Home System mit entsprechenden Sensoren und somit Bedingungen im Haushalt kommuniziert und dadurch den Bedarf automatisch optimal regeln kann.
Smarte Licht- und Heizungssteuerung ermöglichen also, unter den richtigen Bedingungen und mit intelligent genutzter Automation, Energieeinsparungen und dadurch geringere laufende Kosten. Auch der Umwelt kommt das aufgrund eines verringerten CO2-Ausstoßes zugute.
Smart Home Kosten
Die Höhe der Smart Home Kosten sind sehr unterschiedlich. Es kommt nicht nur darauf an, wie viele Geräte vernetzt werden sollen sondern auch, welche Vernetzungstechnik gewählt wird.
Die bereits angesprochenen Starter-Sets für die ersten Schritte im eigenen Smart Home sind nicht nur ein leichter Einstieg, sondern auch ein kostengünstiger. Zwischen 100 und 250 Euro pro Set werden hier fällig.
Beim Neubau darf bei einer Basisinstallation und zwei bis drei Funktionsbereichen mit ungefähr 10 Prozent der Bausumme gerechnet werden. Preisgünstigere, kabelgebundene Lösungen sind in manchen Fällen eine Alternative. Hier muss bei den Herstellern ein individuelles Kostenangebot angefragt werden. Wer beim Hausbau kein Budget für ein vollständiges Smart Home System zur Verfügung hat, kann durch Leerrohre eine gute Basis für spätere Elektroausstattung vorbereiten. So kann im Nachgang das gewählte Smart Home System problemlos installiert werden.
Smart Home Risiken
Da die meisten Smart Home Geräte mit dem Internet verbunden sind, sorgen sich viele Anwendende um den Datenschutz. Sensible Daten wie Kameraaufnahmen oder Standort-Daten können zum Beispiel in Cloud-Systemen gespeichert werden und landen dabei auf Servern, die womöglich im Ausland lagern und nicht die in Europa geltenden Datenschutzstandards erfüllen. Auch Sprachbefehle, etwa von Amazon Alexa oder Google Home, werden gespeichert. Darüber hinaus sorgen sich viele vor Hackerangriffen oder andere Überwachungen, die einen Einbruch durch Gewohnheitsbeobachtung der Bewohner erleichtern.
Wenn man sich für ein bestimmtes Smart Home System entschieden hat, muss auch immer die Kompatibilität der Geräte beachtet werden. Es kann sonst zu Fehlkäufen und unangenehmen Überraschungen kommen, wenn die geplante Kommunikation zwischen den Geräten nicht wie gewünscht funktioniert. Für Interessierte ist es daher unabdingbar, sich ausreichend zu informieren und über die eigene Smart Home-Technologie Bescheid zu wissen.
Schutz gegen Datenklau und Hackerangriffe
Kommunikationswege und Schnittstellen im Smart Home System sind mögliche Lücken, die beliebte Angriffsstellen für Hacker darstellen. Gelingt der Zugriff auf das Smart Home System von außen, können Routinen und Gewohnheiten schnell abgelesen werden. Wann ist das Haus aktiv, wann gegebenenfalls leer? Sind die Bewohner auf der Arbeit oder im langen Urlaub? Folgende Schutzmaßnahmen sind daher zu empfehlen:
- Vor allem in großflächig angelegten Systemen sollte die Installation des Smart Home fachgerecht erfolgen, um Sicherheitslücken von Anfang an zu vermeiden.
- Die Betriebssoftware des Systems und auch aller zugehörigen Geräte sollte regelmäßig aktualisiert werden.
- Geräte und Steuerungszentralen sollten wo möglich über sichere Passwörter zusätzlich geschützt werden.
- Eine zusätzliche Authentifizierung, wie durch einen Fingerabdruck oder 2-Faktor-Authentisierung, schützt darüber hinaus vor Fremdzugriffen.
Die zweijährige Gewährleistungsfrist gilt auch für Smart Home Lösungen. Allerdings ist die Absicherung mit Blick auf das Haftungsrecht für Verbraucherschützer nicht aussagekräftig genug. Hersteller haften, wenn beim Käufer durch ein fehlerhaftes Produkt Schäden entstehen. Versagt aber ein smartes Türschloss und Einbrecher nutzen die Gelegenheit, kann das Verschulden kaum nachgewiesen werden. Gute Bedingungen bei der Hausratsversicherung und Wohngebäudeversicherung können in solchen Fällen zusätzlich schützen.
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