Steigende Energiepreise sind eine hohe finanzielle Belastung. Gerade für Bewohner von größeren Häusern oder Grundstücken macht sich eingekaufte Energie von Stromanbietern schnell negativ im Finanzhaushalt bemerkbar. Immer mehr kommt der Wunsch auf, sich mit erneuerbaren Energien selbst zu versorgen. Die Energiewende treibt diesen Wunsch noch weiter an.
Eine gern genutzte Lösung ist die Installation einer Photovoltaikanlage. Sie ermöglicht Solarstrom in den heimischen Energiemix einzuspeisen und sich selbst mit sauberer Energie zu versorgen. Solaranlagen sind kein seltener Anblick mehr, doch existieren weiterhin zahlreiche Missverständnisse rund um die Technologie. Solaranlage aufs Dach und Energie tanken: Ganz so einfach ist es leider nicht! Wer hingegen die Rahmenbedingungen richtig analysiert und einige Dinge beachtet, kann mit eigener Solarenergie nachhaltig haushalten und unter Umständen sogar Geld verdienen.
Wie funktioniert eine Solaranlage?
Solaranlagen sind an vielen Orten nicht mehr wegzudenken und ein gängiger Bestandteil moderner Gebäude. Es gibt auch immer ausgefallenere Plätze für Solaranlagen. Manche nutzen die Sonnenenergie klassisch auf dem Dach, andere sind aufgrund des Bauwinkels zur Sonne aber auch im kleinen Rahmen kreativ. So finden sich Solaranlagen auf Balkonen, als Sichtschutz oder an Garagen. Trotz der wachsenden Beliebtheit wissen die wenigsten, wie genau so eine Anlage funktioniert und Strom erzeugt. Wie also funktioniert Solargenergie?
Im Falle der klassischen Photovoltaikanlage liegt der Grundstein bei dem Element Silizium – 95 Prozent aller Solarzellen werden hieraus hergestellt. Silizium ist einer der am häufigsten in der Erdschicht vorkommenden Elemente und wird für die Herstellung einer Solarzelle als dünne Scheibe gepresst und verwendet. Fällt nun durch Sonnenstrahlung Licht auf diese Siliziumscheibe, werden Elektronen freigesetzt. Im Anschluss findet durch den Einsatz von Bor und Phosphor eine sogenannte „gezielte Verunreinigung“ statt, die innerhalb der Zelle einen Minus- und Pluspol entstehen lässt. Die Energiegewinnung ist bei Photovoltaik also vergleichbar mit einer normalen Batterie. Wird im Anschluss an diesen Prozess ein Verbrauchsgerät angeschlossen, fließt Strom.
Diese kleinen Solarzellen sind so funktional, dass sie auch bei schlechtem Wetter oder stark bewölktem Himmel ohne direkte Sonnenstrahlung Energie erzeugen können. Natürlich gilt aber: Je höher die Sonneneinstrahlung, desto mehr Solarstrom wird durch eine Solarzelle produziert. Und natürlich macht auch eine Solarzelle allein noch keine Solaranlage. Vielmehr werden einzelne Solarzellen miteinander verschaltet und wetterfest mit einer Glasscheibe und Schutzfolie vorbereitet, um im Verbund als Solarmodul aktiv zu werden. Ein Solarmodul besteht in der Regel aus 60 Solarzellen. Die einzelnen Module werden dann wiederum zu einem Solargenerator zusammengeschaltet, der Gleichstrom erzeugt. Wird dieser anschließend in Wechselstrom umgewandelt, kann er direkt ins Stromnetz eingespeist werden und die Solaranlage nimmt ihren Betrieb auf.
Solarenergie für zuhause – Mini-Solaranlagen
Nicht jeder kann sich eine Photovoltaikanlage auf das Hausdach bauen. Besonders dann nicht, wenn man zur Miete wohnt. Besteht dennoch der Wunsch, Sonnenenergie privat zu erzeugen und zu nutzen, kann eine Mini-Solaranlage die Lösung sein. Eine Mini-Solaranlage funktioniert genauso wie eine große Photovoltaikanlage auch. Es gibt allerdings einige Unterschiede im Detail:
- Mini-Solaranlagen haben ein „Plug & Play“ Konzept. Sie können und sollen also von Privatpersonen sowohl installiert als auch betrieben werden. Ein Techniker wird nicht benötigt.
- Mini-Solaranlagen speisen Strom nur in das eigene Hausstromnetz ein. Photovoltaikanlagen können nach Wunsch auch an das allgemeine Stromnetz angebunden werden.
- Durch die geringe Größe und einfache Montage sind Mini-Solaranlagen sehr flexibel. Sie können auf dem Balkon, der Terrasse oder auch der Fassade angebracht werden oder auch kurzfristig den Platz wechseln.
- Eine Mini-Solaranlage leistet ungefähr 300 Watt je Modul. Eine klassische Photovoltaikanlage hingegen zwischen 3 und 20 Kilowatt.
Mini-Solaranlagen sind nicht unumstritten. In Deutschland ist laut DIN-Norm eine spezielle Einspeisesteckdose erforderlich, bevor die Anlage in Betrieb gehen kann. Diese muss wiederum von einer Fachkraft installiert werden. Das macht den „Plug & Play“ Ansatz der Anlage zunichte. Eine Anschaffung will also, vor dem Hintergrund der Vorschriften, wohlüberlegt sein.
Kosten Solaranlage
Wer mit dem Gedanken spielt, sich Solarstrom zunutze zu machen, der muss sich auch mit den anstehenden Kosten für die Solaranlage auseinandersetzen. Ist die Nutzung von Photovoltaik gewünscht, zahlt man bei einer privaten Anlage auf einem Einfamilienhaus je nach Größe im Durchschnitt 9.000 Euro brutto. Die Installationskosten sowie die Kosten für die Inbetriebnahme der Anlage sind in diesen Fällen meist im Preis mit inbegriffen.
Die Kosten pro Kilowatt Peak (kWp) ergeben sich aus der Leistung und der Gesamtsumme der jeweiligen Anlage. In diesem Falle sind die kleineren Photovoltaikanlagen teurer als die größeren, die mehr Leistung erbringen.
Eine Anlage mit drei vier Kilowatt Peak kostet durchschnittlich um die 2.250 Euro brutto pro kWp. Anlagen, die mit einer Leistung von acht bis zehn Kilowatt Peak unterwegs sind, pendeln sich im Schnitt bei 1.900 Euro brutto pro kWp ein.
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Erneuerbare-Energien-Gesetz
Nutzer von Sonnenenergie müssen sich, auch bei Privatnutzung, mit einigen Gesetzgebungen auseinandersetzen. Das Wichtigste ist das Erneuerbare-Energien-Gesetz, das seit 2000 in Kraft ist. Dieses ist laut Umweltbundesamt ein Instrument für die Förderung von Strom aus regenerativen Quellen und verfolgt den Zweck, die nachhaltige Entwicklung der Energieversorgung zu ermöglichen.
Darüber hinaus legt das Erneuerbare-Energien-Gesetz auch die sogenannte Einspeisevergütung fest. Wer überschüssigen Solarstrom, der im privaten Netz nicht mehr gebraucht wird, in das öffentliche Stromnetz einspeist, erhält im Rahmen der Einspeisevergütung Geld dafür. Um beim Ausbau Erneuerbarer Energien schneller voranzukommen, gab es zum 1. Januar 2023 mehrere Neuerungen im Erneuerbare-Energien-Gesetz:
Man darf mehr Sonnenstrom einspeisen
Wer eine neue PV-Anlage betreibt, darf ab dem 1. Januar 2023 unbegrenzt Strom einspeisen. Nur bei älteren Anlagen mit einer Größe von 7 bis 25 Kilowattpeak dürfen auch weiterhin nur 70 Prozent der PV-Nennleistung ins öffentliche Netz eingespeist werden. Für neue Anlagen oder bestehende bis 7 Kilowattpeak entfällt die 70-Prozent-Grenze. Dadurch vereinfacht sich die Abrechnung.
Mehr Geld für eingespeisten Strom
Ab Januar 2023 erhält man für seinen eingespeisten Strom außerdem mehr Geld, denn die Vergütungssätze steigen. Dies gilt für neue Anlagen sowie für Anlagen, die nach dem 30. Juli 2022 ans Netz gegangen sind. Bei PV-Anlagen bis 10 Kilowattpeak mit Eigenversorgung gibt es 8,2 Cent je Kilowattstunde. Bei größeren Anlagen erhält der Teil ab 10 Kilowattpeak 7,1 Cent pro Kilowattstunde. Bei Volleinspeisern gibt es bis 10 Kilowattpeak 13 Cent und ab 10 Kilowattpeak 10,9 Cent.
Eine Vergütung gibt es jetzt übrigens auch für ein Solar-Kraftwerk im Garten, wenn der Eigentümer den Nachweis erbringt, dass das Dach ungeeignet ist.
Mehrere Steuerabgaben entfallen
Auch in Sachen Steuern ändert sich einiges für Betreiber von Solaranlagen. Erträge von neuen und auch vorhandenen PV-Anlagen mit einer Größe von bis zu 30 Kilowattpeak sind seit 2023 von der Einkommenssteuer befreit. Neu ist zudem, dass man für PV-Anlagen bis 30 Kilowattpeak und einen Speicher keine Mehrwertsteuer mehr zahlen muss. Weitere Zahlen und geplante Änderungen für 2024 können bei der Verbraucherzentrale nachgeschaut werden
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