Taschengeld nennt man jenen Geldbetrag, der Kindern und Jugendlichen regelmäßig zur freien Verfügung gestellt wird. Eltern kennen das vielfach noch aus der eigenen Jugend. Seitdem hat sich allerdings viel verändert, und nun fragen sie sich ob und wie viel sie ihren eigenen Kindern geben sollten. Andere hatten nicht das Glück, von ihren Eltern einen monatlichen Betrag zugesteckt zu bekommen und fragen sich vielleicht, warum. Warum ist Taschengeld wichtig? Wie viel sollte es sein? Ist es sogar gesetzlich vorgeschrieben, dem Nachwuchs Taschengeld zu geben? Diesen und anderen Fragen gehen wir nach.
Warum ist Taschengeld wichtig?
Im Leben eines Erwachsenen dreht sich vieles um Finanzen. Wie man mit Geld richtig umgeht, können Eltern ihren Kindern schon im frühen Alter näherbringen. Das Taschengeld ist ein wichtiger Bestandteil dieser Vorbereitung auf das Erwachsenenalter. Neben dem verantwortungsvollen Umgang mit Geld lernen Kinder auch den objektiven Wert von Dingen einzuschätzen und üben zu rechnen. Um sicherzustellen, dass das Kind sich in der späteren Geschäfts- und Arbeitswelt zurechtfinden kann, ist es hilfreich, bereits in jungen Jahren kleine Beträge auszuhändigen. Hierbei ist es auch wichtig, dass es dem Nachwuchs nicht zu leicht gemacht wird: Manchmal muss man sparen, da man sich nicht immer gleich alles leisten kann. Und geht man mit seinem Geld nicht sorgsam um, muss man warten. Nicht nur der Umgang mit Geld wird dadurch vermittelt, sondern auch der Umgang mit den eigenen Wünschen.
Der Taschengeldparagraph
In Deutschland ist die Auszahlung von Taschengeld freiwillig. Es gibt keine gesetzliche Verpflichtung. Kinder und Jugendliche haben keinen Rechtsanspruch auf regelmäßige Geldbeträge. Das Staatsinstitut für Frühpädagogik und andere Initiativen empfehlen dies jedoch aus pädagogischen Gründen. Aber welche Rechte haben Minderjährige?
Kaufverträge mit Zahlungsverpflichtungen können von Kindern nicht getätigt werden. Ein Sechsjähriger etwa kann sich – rein rechtlich – nicht einmal ein Spielzeugauto kaufen, denn zum Schutz vor negativen Rechtsfolgen sind Kinder geschäftsunfähig. Erst ab dem siebten Lebensjahr ändert sich dieser Zustand. Von nun an sind sie „beschränkt geschäftsfähig“ und können ein Rechtsgeschäft tätigen, wenn sie die Einwilligung eines Elternteils haben. Haben Sie diese nicht, so gilt der Kauf als „schwebend unwirksam“ und kann von den Eltern nachträglich rückgängig gemacht werden.
Mit einer kleinen Einschränkung: Der sogenannte Taschengeldparagraph, der unter § 110 im Bürgerlichen Gesetzbuch verankert ist, räumt hier eine Ausnahme ein:
„Ein von dem Minderjährigen ohne Zustimmung des gesetzlichen Vertreters geschlossener Vertrag gilt von Anfang an als wirksam, wenn der Minderjährige die vertragsmäßige Leistung mit Mitteln bewirkt, die ihm zu diesem Zweck oder zur freien Verfügung von dem Vertreter oder mit dessen Zustimmung von einem Dritten überlassen worden sind.“
Somit kann ein Jugendlicher mit seinem Taschengeld in dieser Höhe eigenständig Waren kaufen und Dienstleistungen in Anspruch nehmen, sofern der Verwendungszweck nicht ausdrücklich durch die Eltern verboten wurde.
Wie viel Taschengeld ist angemessen? – Die Taschengeldtabelle
Da das Ausgeben von Taschengeld freiwillig ist, fällt natürlich auch die Höhe des Geldbetrags unter die Entscheidungsgewalt der Eltern. Aber ab wann sollte man Kindern Taschengeld zahlen, und wie sieht ein angemessenes Taschengeld aus? Das Kind sollte schließlich nicht zu wenig bekommen, es sollte aber auch nicht mit zu hohen Beträgen verwöhnt werden.
Empfehlenswert ist es, spätesten zur Einschulung in der Grundschule mit der Vergabe zu beginnen. Sollte der Sprössling bereits früher ein Interesse an Kosten und Finanzen zeigen, so ist dies auch früher möglich. Den Empfehlungen des Deutschen Jugendinstituts zufolge sollte das Geld zunächst wöchentlich und ab dem zehnten Lebensjahr dann monatlich vergeben werden. Außerdem kann man nach dem zwölften Geburtstag über ein Girokonto für Kinder nachdenken. Die genauen Angaben, in welchem Alter welcher Betrag angebracht ist, lassen sich folgender Tabelle entnehmen:
Alter des Kindes | Taschengeld Höhe |
---|---|
Unter 6 Jahre | 0,50 – 1 Euro/Woche |
6 Jahre | 1 – 1,50 Euro/Woche |
7 Jahre | 1,50 – 2 Euro/Woche |
8 Jahre | 2 – 2,50 Euro/Woche |
9 Jahre | 3 – 3,50 Euro/Woche |
10 Jahre | 15,50 – 18 Euro/Monat |
11 Jahre | 18 – 20,50 Euro/Monat |
12 Jahre | 20,50 – 23 Euro/Monat |
13 Jahre | 23 – 25,50 Euro/Monat |
14 Jahre | 25,50 – 30,50 Euro/Monat |
15 Jahre | 30,50 – 38 Euro/Monat |
16 Jahre | 38 – 45,50 Euro/Monat |
17 Jahre | 45,50 – 61 Euro/Monat |
18 Jahre | 61 – 76 Euro/Monat |
Wofür wird das Taschengeld ausgegeben?
Es ist nicht vorgesehen, dass sich Kinder mit dem Taschengeld fortan wie ein Erwachsener um ihre eigene Verpflegung kümmern. Vielmehr dient es als Bonus, damit sie sich Sonderwünsche erfüllen können. Je nach Alter wird das Geld üblicherweise vor allem für Süßigkeiten, Spielsachen und Zeitschriften ausgegeben. Im Jugendalter wird sich vom Taschengeld auch gerne zusätzliche Kleidung oder moderne technischen Geräte gekauft.
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Regeln für Eltern
Sobald der Entschluss gefallen ist, dem Kind ein regelmäßiges Taschengeld zur Verfügung zu stellen, sollte diese Regel auch konsequent eingehalten werden. Der gewünschte Effekt ist es, den Nachwuchs auf den späteren Umgang mit Finanzen vorzubereiten. Um diesen Lerneffekt zu erzielen, sollte der vereinbarte Betrag regelmäßig gezahlt werden und das ohne Ausnahmen. Das Taschengeld sollte unabhängig von Verhalten oder Schulnoten ausgehändigt werden.
Auch andere Regeln können im Vorhinein festgelegt werden. Beispielsweise kann man sich darauf einigen, dass Notwendigkeiten wie Schulsachen oder Klamotten weiterhin durch die Eltern finanziert werden, aber Sonderwünsche oder Verluste vom Taschengeld bezahlt werden müssen. Was mit dem Taschengeld gekauft wird und was nicht sollte aber dennoch komplett in den Händen des Kindes liegen. Auch wenn sich der Sohn oder die Tochter augenscheinlich unsinnige Dinge kaufen, sollte dies nicht negativ bewertet werden. Ein ausführliches Gespräch über das Taschengeld, die damit verbundene Verantwortung und über die Finanzen des gesamten Haushalts kann Kindern und Jugendlichen zwar wichtige Aspekte des Erwachsenenlebens näherbringen, aber nur die persönlichen Erfahrungen durch Einnahmen und Ausgaben von Taschengeld können wichtige Lektionen lehren.
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