Einsamkeit gehört manchmal zum Leben dazu. Doch wer ständig ein Gefühl der Einsamkeit verspürt, riskiert gesundheitliche Probleme. Einsamkeit betrifft vor allem ältere Menschen. Die Gründe dafür sind vielfältig. Dabei ist Einsamkeit nicht gleichzusetzen mit Alleinsein oder Alleinleben. Denn obwohl viele Senioren ihren Alltag alleine bestreiten, sind sie dennoch nicht einsam. Was Sie gegen Einsamkeit im Alter tun können und mit welchen einfachen Tipps Sie wieder unter Menschen kommen, erfahren Sie in unserem Beitrag.
Warum das Risiko zu vereinsamen gerade ältere Menschen trifft
Einsamkeit – ein Problem, das besonders ältere Menschen betrifft. Und, das sich in Deutschland immer stärker verbreitet. Vor allem Frauen über 65 Jahre sind betroffen, wie eine Studie des Statistischen Bundesamts zeigt. Knapp die Hälfte aller Frauen über 65 Jahren leben in Einzelhaushalten. In der Altersgruppe ab 85 Jahren sind es sogar Dreiviertel aller Frauen. Bei Männern dagegen lebt in demselben Alter nur ein Drittel alleine. Bis 2030 prognostizieren die Statistiker einen Anstieg aller Deutschen Einzelhaushalte auf etwa 80 Prozent. Die Hälfte davon sollen Personen über 60 Jahren ausmachen.
Alleine leben bedeutet zwar nicht gleich einsam zu sein, doch oft liegt hierin eine typische Ursache für Einsamkeit. Denn besonders im Alter entsteht das Gefühl von Einsamkeit durch den Verlust des Partners und durch Todesfälle im Freundes- und Bekanntenkreis. Die fehlenden Bezugspersonen sind Auslöser für grundlegende Veränderungen im Sozialverhalten. Ohne Partner und Freunde fällt die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben schwer. Theaterbesuche, Kaffeerunden und gemeinsame Hobbies werden nicht mehr ausgeübt. Der Antrieb fehlt, die Einsamkeit steigt.
Hinzu kommen im zunehmenden Alter häufig Erkrankungen, die die Mobilität einschränken. Erkrankte Personen verlassen seltener das Haus und entziehen sich so ihrem Umfeld. Auch Krankheiten führen also zu einer erschwerten Teilhabe am Sozialleben. Isolieren sich ältere Menschen aufgrund einer Erkrankung, kann dies neben körperlichen auch psychische Folgen mit sich bringen.
Ein weiterer Grund für Vereinsamung im Alter ist der fehlende Bezug zur Familie. Die eigenen Kinder und Enkelkinder bilden einen wichtigen Punkt im Leben älterer Personen. Sind diese aufgrund von Umzügen weit entfernt oder verbringen viel Zeit mit ihrem eigenen Leben, ist ein soziales Miteinander nicht ganz leicht. All dies kann zur Einsamkeit von Senioren führen.
Welche psychischen und körperlichen Folgen hat Vereinsamung im Alter?
Verschiedene Studien belegen: Einsamkeit macht krank. Eine zunehmende Vereinsamung hat Auswirkungen auf die körperliche und psychische Gesundheit von Menschen. So konnte jüngst eine Studie der Brigham Young University belegen, dass Einsamkeit das Risiko früher zu sterben um 30 Prozent erhöht. Dieses Ergebnis bestätigen bisherige Studien, die herausfanden, dass Vereinsamung einen genauso negativen Einfluss auf die Gesundheit hat wie Rauchen oder Übergewicht. Der Grund dafür liegt vor allem in der psychischen Stressreaktion, die durch Einsamkeit entsteht und sich auf die körperliche Gesundheit auswirkt.
Damit hat das Gefühl der Einsamkeit also nicht nur Auswirkungen auf die Lebenszeit, sondern verstärkt vor allem auch die Anfälligkeit für Depressionen, Angststörungen und Suizidgedanken. Eine Studie der Universität Mainz konnte zeigen, dass mehr als die Hälfte der Personen, die unter Einsamkeit leiden, Depressionen aufwiesen. 40 Prozent der Betroffenen litten unter Angstzuständen und etwa genauso viele wiesen sogar Selbstmordgedanken auf. Einsamkeit hat also psychische Folgen.
Einmal in diesem psychischen Kreislauf der Depressionen gefangen, entkommen nur wenige. Vor allem, weil vorhandene körperliche Symptome durch die psychischen Problematiken weiter verstärkt werden. Betroffene, die bereits mit solchen Anzeichen kämpfen, sollten sich professionelle Hilfe von Beratungsstellen holen. Wichtig ist jedoch auch, der Einsamkeit bewusst und aktiv entgegenzutreten.
Diese Tipps helfen aus der Einsamkeit im Alter
Raus aus der Einsamkeit. Ein Wunsch, den viele ältere Personen hegen. Wie Sie das anstellen und den Weg aus der Einsamkeit finden können, zeigen unsere Tipps:
Familie und Freunde helfen
Der wohl einfachste Tipp: Verbringen Sie Zeit mit Ihrer Familie. Und das am besten regelmäßig. Treffen Sie sich beispielsweise einmal pro Woche zum Sonntagsessen oder gehen Sie mit den Enkelkindern regelmäßig zum nahegelegenen Spielplatz. Das bringt Abwechslung in den Alltag und lässt den Familienzusammenhalt aufleben.
Wenn die eigene Familie zu weit weg ist, können auch Freunde einen Ersatz bieten. Egal ob bereits seit früherster Kindheit bekannt oder erst kürzlich gewonnen: Freunde geben einem das Gefühl nicht alleine zu sein. Aktivieren Sie also ihren Bekanntenkreis zu einem wöchentlichen Kaffeetreffen, einem Fußball- oder Serienabend. Gemeinsame Aktivitäten stärken den Zusammenhalt und füllen eine sonst in Einsamkeit verbrachte Woche aus.
Aktiv auf Suche nach Freunden gehen
Sind die Freunde im Bekanntenkreis nicht mehr in der nahen Umgebung ansässig, der Freundeskreis begrenzt oder sind viele bereits verstorben, dann sollten Sie sich aktiv auf die Suche nach neuen Freunden machen. Besonders Seniorentreffs stellen eine gute Möglichkeit dar, sozialen Anschluss zu finden. Solche Treffen finden vor allem in caritativen Einrichtungen, Seniorenzentren oder Kirchengemeinden statt. Bei gemeinsamen Spielabenden, Kurzreisen oder Kaffeetreffen lernen sich die Teilnehmer oft besser kennen. So lassen sich schnell Freundschaften für einen gemeinsamen Austausch schließen. Der Vorteil: Meist wohnen die an solchen Treffen teilnehmenden Senioren in der Umgebung und können so auch außerhalb der Einrichtung zu wichtigen Bezugspersonen werden.
Kennen Sie ihre Nachbarn?
Ein weiterer Weg aus der Einsamkeit kann auch die Hilfe in der Nachbarschaft darstellen. Die Familie von nebenan, die kurzfristig eine Kinderbetreuung sucht oder die junge Frau mit Hund, der während der Arbeitszeit raus muss? Alle diese Dinge können von Senioren in der Nachbarschaft erledigt werden. Denn Nachbarschaft bedeutet auch, sich gegenseitig zu helfen. Viele Senioren engagieren sich in der Nachbarschaft auch handwerklich oder im Hausmeisterdienst.
Hören Sie sich also auch in der Umgebung um, sprechen Sie Nachbarn an und zeigen Sie Interesse an einem Kontakt. Der Vorteil: Die kleinen Tätigkeiten können in unmittelbarer Umgebung verrichtet werden und Sie lernen neue Menschen kennen. Einer Tasse Kaffee mit den Nachbarn – die oft auch Freunde werden – steht dann nichts mehr im Weg.
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Ein neues Hobby oder Verein ausprobieren
Anschluss finden Sie vor allem auch in Vereinen, in denen Sie mit anderen Personen ein gemeinsames Hobby ausüben. Egal ob Musik-, Karneval-, Garten- oder Sportverein, überall können Sie auf andere Menschen treffen, die Ihr Sozialleben aktivieren. Überlegen Sie, was Ihnen Spaß macht und was Sie im Leben bewegt. Zu fast jedem Interesse gibt es einen geeigneten Verein. Hinzu kommt, dass die Ausübung eines Hobbies mit anderen Menschen besonders große Freude bereitet. Sind Sie dabei auch noch sportlich aktiv – wie beispielsweise in speziellen Fitnesskursen für Senioren an den zahlreichen Volkshochschulen – tun Sie gleichzeitig auch noch etwas für Ihre Gesundheit.
Sich gemeinnützig engagieren
Sie wollen anderen Menschen etwas zurückgeben? Dann engagieren Sie sich doch ehrenamtlich. Hierbei gibt es viele Möglichkeiten, bei denen sich Senioren in das soziale Leben einbringen können. Üben Sie beispielsweise eine gemeinnützige Tätigkeit als Stadtführer aus, helfen Sie Kindern aus der Umgebung mit den Hausaufgaben oder unterstützen Sie caritative Suppenküchen. Wer selbst keine Enkelkinder hat oder sie nur selten sieht, kann sich auch als Leihoma bzw. –opa engagieren. Was sich dahinter verbirgt und welche Aufgaben eine Leihoma erwarten , erfahren Sie in unserem Beitrag: „Leihoma – Die alternative Kinderbetreuung“.
In fast jedem sozialen Bereich gibt es eine Aufgabe für Sie. Unabhängig von der Art des Ehrenamts finden viele Senioren dort eine Tätigkeit, die ihr Leben erfüllt, glücklich macht und sie vor allem vor Einsamkeit schützt.
Umgang mit dem Tablet oder Computer erlernen
Zeiten ändern sich. Das soziale Leben verlagert sich ins Internet. Heute werden viele Kontakte in sozialen Netzwerken geknüpft, Freunde häufig virtuell getroffen. Und die Enkelkinder bewegen sich sowieso nur noch im Netz. Die technischen Neuerungen stellen besonders Senioren vor große Herausforderungen. Dabei könnten gerade ältere Personen im Internet Freunde, Kinder und Enkelkinder häufiger erreichen.
Damit sich ältere Personen aus diesem Netzwerk nicht zurückziehen, sollten sie den Umgang mit Tablets, Computern und Smartphones erlernen. Die meisten Anbieter stellen hierfür auch Seniorengeräte her, die in der Bedienung etwas einfacher ausgerichtet sind. Fragen Sie hier auch Kinder und Enkelkinder, die Ihnen die Handhabung mit den Geräten erklären. Zudem bieten viele Volkshochschulen spezielle Internetkurse an, in denen Senioren das Versenden von E-Mails, Surfen im Internet oder das Beitreten bei sozialen Netzwerken erlernen.
Hilfe bei sozialen Einrichtungen holen
Viele soziale Einrichtungen, Kirchengemeinden oder Nachbarschaftstreffs bieten spezielle Hilfen bei Vereinsamung an. So schützt beispielsweise die Caritas mit ihrem Projekt „Lotsen gegen Vereinsamung“ Senioren vor der Einsamkeit. Ehrenamtliche Mitglieder besuchen auf Anfrage Senioren zuhause, trinken mit ihnen Tee und Kaffee und hören ihnen einfach zu. Solche Projekte bieten sich vor allem für ältere Menschen an, die in ihrer Mobilität stark eingeschränkt sind.
Ein ähnliches Projekt ist auch das Silbertelefon. Hier telefonieren ehrenamtliche Mitarbeiter mit Senioren, die unter Einsamkeit leiden. So entstehen am Telefon neue Freundschaften. Der Vorteil: Die Senioren können jederzeit einfach zum Hörer greifen und werden mit ihren Sorgen ernst genommen.
Wohnsituation ändern
Für viele ältere Menschen sind besonders die Treppenstufen zur eigenen Wohnung ein Problem. Gibt es dann noch keinen Aufzug hüten viele Senioren lieber die Wohnung als das Haus zu verlassen. Die Qual viele Stockwerke rauf- und runterzugehen ist einfach zu groß. Damit die Wohnsituation nicht zur Vereinsamung führt, sollten Sie in einem solchen Fall über eine Veränderung nachdenken.
Doch nicht nur eine barrierefreie Wohnung kann zu mehr Aktivität im Sozialleben führen. Auch eine Senioren WG, betreutes Wohnen oder ein Pflegeheim kann Kontakt zu anderen Menschen herstellen. Wohnen Sie mit anderen Personen, sinkt auch die Einsamkeit. Der Vorteil: Sie haben jederzeit Ansprechpartner, die Ihnen im Haushalt helfen können oder einfach zuhören.
Ein Haustier anschaffen
Auch ein Haustier kann einen positiven Einfluss auf das Sozialleben haben. Denn es spendet Trost an einsamen Tagen und leistet dauerhaft Gesellschaft. Doch ein Haustier wirkt sich nicht nur positiv auf das Wohlbefinden aus, sondern stellt durch die Pflege auch eine Aufgabe dar, die den Alltag strukturiert.
Besonders Hunde stellen für Senioren eine gute Möglichkeit dar, wieder etwas aktiver am Leben teilzunehmen. Denn Sie müssen regelmäßig nach draußen und Gassi geführt werden. Auf den täglichen Runden machen Sie mit anderen Hundebesitzern Bekanntschaften und haben bereits gemeinsame Themen zu besprechen. Wer sich nicht gleich ein eigenes Tier anschaffen möchte, kann auch Partnerschaften im Tierheim übernehmen oder als Gassi-Geher nebenbei arbeiten.
Seniorenstudium beginnen
Man lernt nie aus. Wer gerne in die Schule gegangen ist oder sich auch heute noch gerne weiterbildet, kann ein Seniorenstudium beginnen. Die Studiengänge sind an vielen Universitäten nicht frei wählbar. Die angebotenen Studiengänge sind dafür meist auf ein breites Interesse ausgelegt. Kunstgeschichte, Philosophie oder Musikwissenschaften sind gängige Seniorenstudiengänge.
Unabhängig von Ihrem Abschluss können Sie sich gegen eine kleine Gebühr in den Studiengang einschreiben und so an den Vorlesungen teilnehmen. Der Vorteil: Sie sitzen nicht nur mit anderen Senioren, sondern auch mit den jungen Studierenden zusammen und können neue Kontakte knüpfen. Natürlich besuchen Sie den Studiengang ganz ohne Druck. Einen Test am Ende – wie die jungen Studenten – müssen Sie auch nicht schreiben.
Titelbild: © Dmitry Berkut/iStock.com