Immer mehr Kinder und Jugendliche besitzen ein eigenes Smartphone. Damit verbunden ist auch eine höhere Nutzungsrate des Internets und sogenannter Social-Media-Apps. WhatsApp, YouTube, Instagram, Snapchat und TikTok sind dabei besonders beliebt. Fotos schießen, mit lustigen Filtern bearbeiten und der besten Freundin schicken. Besonders für Kinder klingt das spannend. Doch die Apps und das Surfen im Internet bergen auch Gefahr. Deshalb sind Eltern in der Verantwortung, ihren Kindern den richtigen Umgang mit neuen Medien beizubringen und darauf zu achten, was ihre Kinder im Netz „treiben“. Doch welchen Gefahren sind Kindern eigentlich im Internet ausgesetzt? Und wie können Eltern für mehr Sicherheit beim Surfen sorgen?
Wann und wo sind Kinder online aktiv?
Immer mehr Kinder besitzen in jungen Jahren ein eigenes Handy. Von dort ist es nicht weit in die sozialen Netzwerke. Wie süchtig jedoch WhatsApp, Instagram und Co. machen können, hat nun eine Studie der DAK-Gesundheit in Kooperation mit dem Deutschen Zentrum für Suchtanfragen am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf gezeigt. Eine repräsentative Umfrage erhob dabei zunächst die Mediennutzung von Kindern zwischen 12 und 17 Jahren. Das Ergebnis: 85 Prozent der Befragten nutzen jeden Tag in der Woche Social-Media-Angebote. Je älter die Kinder dabei werden, desto häufiger und länger fällt die Nutzung aus. Durchschnittlich verbringen alle Kinder und Jugendliche rund drei Stunden am Tag auf den Plattformen. Besonders Mädchen finden dabei Gefallen an sozialen Netzwerken und bleiben entsprechend länger. Auch die Bildung macht einen erheblichen Unterschied aus. Jugendliche auf dem Gymnasium nutzen Social-Media tendenziell weniger als Kinder, die einen niedrigeren Abschluss erwarten.
Geht man der Frage nach, welche Plattformen bei Kindern und Jugendlichen besonders beliebt sind, gibt es einen klaren Gewinner: WhatsApp. Kinder und Jugendlichen gaben an, auf dem Messenger-Dienst die meiste Zeit zu verbringen. Auf Platz zwei liegt Instagram. Besonders häufig wird Instagram dabei von Mädchen genutzt. Platz drei wird von Snapchat und Platz vier von Facebook belegt. Durchschnittlich verbringen Kinder mindestens eineinhalb Stunden täglich auf ihrer Lieblingsplattform.
Und was tun Kinder in den Social-Media-Netzwerken? Die einfache Antwort: Chatten. So gaben Kinder und Jugendlichen an, ausschließlich über soziale Netzwerke mit ihren Freunden in Kontakt zu stehen. Einige sagen, sie haben nur Freunde in sozialen Netzwerken. Neben dem Kontakt zu anderen suchen Kinder vor allem Ablenkung im Netz: sie nutzen die Plattformen, um nicht an belastende Dinge zu denken. Dabei passiert das in der Regel nachts. Kinder und Jugendliche bekommen aufgrund der Plattformen manchmal zu wenig Schlaf.
Vor welchen Gefahren im Internet müssen Kinder geschützt werden?
Medienpädagogen sind sich einig: Das Internet, soziale Netzwerke und auch das Smartphone gehören zum heutigen Leben dazu. Nicht alles ist schlecht daran. Dennoch sollten besonders Eltern eine differenzierte Sichtweise auf das Internet haben. So gibt es – trotz vieler Schutzvorkehrungen der Plattformen – viele Gefahrenpotenziale, denen sich Ihr Kind im Netz aussetzt. Diese sollten sowohl Eltern als auch Kinder kennen, um angemessen reagieren zu können. Wir zeigen Ihnen auf, worauf besonders Eltern und Kinder beim Surfen achten sollten:
Gefahrenpotenzial 1: Nicht-Jugendfreie Inhalte
Das Netz strotzt nur so vor Informationen und anderem Content. Darunter auch solcher, der nicht für Kinderaugen bestimmt ist. Inhalte, die Pornographie, Gewalt oder Rassismus enthalten, müssen von Kindern ferngehalten werden. In der Regel tun dies auch Plattformbetreiber, indem sie sicherstellen, dass sich keine Jugendlichen auf ihrer Plattform herumtreiben. Doch eine schlichte Altersbestätigung zum Anklicken oder lediglich ein Hinweis sind von Kindern schnell umgangen.
Und auch Gewaltdarstellungen sind für Kinder leicht zugänglich. So kursieren besonders auf Facebook und YouTube viele Videos mit gewaltverherrlichendem Inhalt. Und auch Jugendliche selbst werden dabei immer wieder zu Tätern, stellen viele eigene Videos mit Gewaltszenen aus dem Schulleben auf die Plattformen. Besonders häufig finden sich solche Videos auf sozialen Netzwerken oder in Whatsapp-Chats wieder.
Gefahrenpotenzial 2: Persönliche Daten
E-Mail-Adressen, Namen, Telefonnummern und Adressen. Daten sind die neue Ware im Internet. Besonders Kinder geben diese jedoch allzu leichtfertig her. So werden sie nicht nur häufig Opfer von Betrügern (z.B. bei Gewinnspielen), sondern geraten im schlimmsten Fall an schwer kriminelle Personen. Da Kinder in der Regel viele Sicherheitsfilter nicht kennen und entsprechend nicht aktivieren, sind sie zudem besonders ungeschützt.
Eine weitere Gefahrenquelle: Bilder. Viele Dienste und Apps geben den Kindern die Möglichkeit private Bilder hochzuladen. Doch solche Bilddaten können gestohlen und missbraucht werden.
Gefahrenpotenzial 3: Chats und Fake-Profile
Dass viele Profile im Internet nicht der Wahrheit entsprechen, ist bekannt. Doch besonders die Gutgläubigkeit vieler Kinder wird von den Betrügern ausgenutzt. So können Kinder aufgrund mangelnder Medienkompetenz noch nicht richtig einschätzen, ob es sich wahrscheinlich um ein Fake-Profil oder nicht handelt. Besonders die Gefahr einer sexuellen Belästigung ist hier hoch. Wird dann der Chat von keinem Erwachsenen oder einer anderen externen Quelle kontrolliert, ist das Kind oft hilflos im Netz unterwegs.
Gefahrenpotenzial 4: Urheberrecht
Das neue Lied wird ständig am Pausenhof abgespielt. Warum also nicht gleich herunterladen. Dazu laden viele unseriöse Plattformen oder Webseiten ein. Dass hier jedoch gegen Urheberrechte verstoßen wird und mit hohen Strafen gerechnet werden muss, ist Kindern meist nicht klar. Deshalb sollten Kinder besonders bei Tauschbörsen oder Webseiten, bei denen Dateien zum Download zur Verfügung stehen, aufpassen. Zudem sind oft Viren oder Trojaner in diesen Dateien versteckt, die das Handy oder den PC befallen und geheimzuhaltende Passwörter ausspionieren können.
Gefahrenpotenzial 5: Einmal im Internet, immer dort
Das Netz vergisst nicht. Auch, wenn das Posting Jahre zurückliegt, kann es immer noch gefunden werden. Besonders Arbeitgeber suchen häufig nach ihren neuen Mitarbeitern im Netz. Tauchen dann Jugendbilder mit Bierflaschen und Co. auf, wird es schnell brenzlig. Deshalb sollten Kinder und vor allem Jugendliche heute schon an morgen denken und keine Bilder posten, die sich im weiteren Lebensverlauf als unvorteilhaft herausstellen könnten.
Tipps zum Schutz vor Gefahren im Internet
Das Internet und Soziale Netzwerke bergen vielfältige Gefahren. Doch wie können Eltern ihre Kinder vor diesen eigentlich schützen? Wir haben Ihnen 7 Tipps zusammengestellt, die Eltern beachten sollten.
Tipp 1: Seien Sie ein Vorbild.
Kinder lernen durch soziale Orientierung. Das heißt, sie ahmen das Verhalten ihrer Vorbilder nach. Deshalb sollten Eltern einen genauso sicheren und vernünftigen Umgang mit dem Internet pflegen, den sie von ihren Kindern erwarten. Sprechen Sie offen mit ihrem Kind über Risiken und Vorteile des Internets oder auch einzelner Plattformen und setzen Sie Maßstäbe für eine positive Grundhaltung dem Internet gegenüber. Lassen Sie Ihr Kind beispielsweise mit Ihnen gemeinsam im Internet surfen oder lassen Sie sich im Umgang mit dem Handy von ihrem Kind beobachten. So lernt es sicheres Medienverhalten, ohne Angst vor den Geräten zu entwickeln.
Tipp 2: Internet – nur nicht überall
Sollten Sie einen stationären Computer oder einen Laptop für den Zugang zum Internet nutzen, stellen Sie diesen an einem gut einsehbaren Ort auf. Das Kinder- oder Schlafzimmer sind beispielsweise besonders ungeeignet, da Sie dort die Dauer und Art der Nutzung durch Kinder nicht überwachen können. Beobachten Sie ihr Kind unauffällig und schreiten Sie im Zweifel ein.
Tipp 3: Filtereinstellungen und Jugendschutz
Auf den meisten Laptops können Sie je nach Alter bestimmte Benutzerkonten anlegen, die entsprechende Filter- und Jugendschutzeinstellungen enthalten. Hierfür gibt es auch spezielle Programme, die zum Kauf angeboten werden und beispielsweise den Internetzugang einschränken. Weitere Informationen zu den Jugendschutzfiltern erhalten Sie auf der Homepage von klicksafe.de, einem Programm der EU zur Förderung der Medienkompetenz junger Menschen.
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Tipp 4: Klare Regeln aufstellen
Bevor es zu Streitereien zwischen Eltern und Kindern kommt, sollten Sie genaue Regeln und klare Konsequenzen bei Missachtung aufstellen. Ein Mediennutzungsvertrag in einer kindgerechten Aufmachung kann hier helfen. Vereinbaren Sie zum Beispiel, welche Daten im Netz eingestellt werden dürfen, welche Dienste das Kind eigenständig nutzen darf und welche nur in Begleitung der Eltern. Ebenso wichtig: Klären Sie die Surfzeiten ab. Drucken Sie die Vereinbarung aus und hängen Sie diese zum Beispiel gut sichtbar über dem PC auf. Genauso wichtig wie Regeln aufzustellen, ist es auch Konsequenzen zu definieren. Sagen Sie Ihrem Kind, was passiert, wenn es die Regeln missachtet. Einen solchen Mediennutzungsvertrag im kindgerechten Design können Sie online erstellen:
Tipp 5: Sprechen Sie mit Ihrem Kind
Der einfachste Weg in Richtung Medienkompetenz ist Kommunikation. Sprechen Sie offen und durchaus kritisch mit Ihren Kindern über das Internet. Zeigen Sie Ihrem Kind auch auf, welche Tücken es beispielsweise mit Werbung und Datenschutz gibt. Zu denken, Kinder könnten dies nicht verstehen, ist falsch. Natürlich muss eine altersgerechte Aufklärung vorgenommen werden, dennoch können Kinder gut nachvollziehen, wo die Gefahrenquellen im Netz lauern.
Tipp 6: Suchen Sie kindgerechte Angebote
Es gibt im Internet zahlreiche Angebote, die auf die Bedürfnisse von Kindern zugeschnitten sind. Diese werden in der Regel von öffentlich-rechtlichen Medienanstalten oder der Bundesregierung zur Verfügung gestellt. Sollten Sie den Laptop auch für sich selbst nutzen, speichern Sie doch die kindgerechten Webseiten als Favoriten im Browser ab und zeigen Sie ihrem Kind, wie es einfach darauf zugreifen kann. Die Lieblingsseite des Kindes kann auch als Startseite ausgewählt werden, so ist weiteres Surfen oft nicht notwendig. Hier finden Sie eine Übersicht zu altersgerechten Angeboten für Kinder:
- klicksafe.de: Übersicht kindgerechter Internetseiten
- klicksafe.de: Informationen für Eltern zu technischen Filteroptionen
Tipp 7: Wählen Sie Suchmaschinen für Kinder aus
Google und Co. sind zwar für Erwachsene besonders hilfreich, jedoch gibt es hier nur wenige Optionen, um einen geeigneten Kinderschutz einzustellen. So sind die Ergebnisse nicht selten unangemessen. Deshalb sollten Eltern auf so genannte Kinder-Suchmaschinen zurückgreifen. Passende Suchmaschinen sind beispielsweise:
- FragFinn.de: Suchmaschine für Kinder im Grundschulalter
- Blinde-Kuh.de: Suchmaschine für Kinder im Grundschulalter
- Helles-Koepfchen.de: Suchmaschine für Kinder und Jugendliche
Weitere Informationen für Eltern
Im Internet finden Sie zahlreiche Informationen über einen sicheren und kindgerechten Umgang mit dem Netz. Wir stellen Ihnen einige Anlaufstellen vor:
- klicksafe.de: Die Webseite wurde von der Europäischen Union ins Leben gerufen und enthält viele nützliche Informationen für Eltern. Unter anderem auch zu allen wichtigen Angeboten des Internets wie Online Spiele, Cybermobbing und Jugendschutzprogramme
- internet-abc.de: Die Webseite enthält sowohl für Kinder, Lehrkräfte als auch Eltern einschlägige Informationen. Kinder können sich hier in einem gesonderten Bereich austoben, Lehrkräfte erhalten Arbeitsblätter und Eltern können einen „Surf-Führerschein“ für ihre Kinder herunterladen. Hinter der Plattform stehen die Landesmedienanstalten Deutschlands.
- schau-hin.info: Die Webseite des Bundesfamilienministeriums bietet Eltern und Kindern zahlreiche Informationen zur Aufklärung über die Risiken im Internet. Zudem werden hier praktische Tipps zur Medienerziehung gegeben.
- surfen-ohne-risko.net: Egal ob NetzRegeln oder kreativer Kinderspaß. Die Seite des Bundesministeriums für Familien bietet für Kinder und Eltern zahlreiche Unterstützungsangebote in einer sicheren Medienerziehung.
- nummergegenkummer.de: Das Kinder- und Jugendtelefon ist unter der 116 111 montags bis Samstag von 14.00 bis 20.00 Uhr kostenlos und anonym für Kinder und Jugendliche erreichbar. Auch Eltern können sich montags bis freitags von 9.00 – 17.00 Uhr , sowie dienstags und donnerstags von bis 19.00 Uhr kostenlos unter der 0800 111 0 550 melden.
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